An der Hardtstraße, die den Börster Weg und den Oerweg auf eher unscheinbare Weise nördlich des Marie-Curie-Gymnasiums verbindet, tut sich Erstaunliches – und die wenigsten dürften es bislang mitbekommen haben. Denn man muss die Straße schon zwischen den Häusern mit den Nummern 5 und 7 in den Hinterhof eintauchen, um zu sehen, was dort passiert. Die Nummer 5a, die Florian Schlering für seine Pläne auserkoren hat, ist hier nicht das einzige Haus, aber es war eines dieser Gebäude, die so typisch sind für das Nordviertel: Um den Menschen in der Nachkriegszeit bezahlbaren Wohnraum zu liefern, wurden sie im schmucklosen Grau errichtet.
Das muss nicht so bleiben, hat sich Schlering, der in Marl-Polsum ein Architekturbüro führt, gesagt, und so war er im August 2023 zur Tat geschritten: „Das Haus stammt aus dem Jahr 1953, und zunächst haben wir für die beiden unteren Etagen eine Kernsanierung angesetzt.“ Und zwar mit zeitgemäßem Anspruch: An der Hardtstraße 5a ist ein KfW-55-Effizienzhaus entstanden, bestens gedämmt und beheizt von gleich zwei Wärmepumpen. Im Erdgeschoss wurden die Grundrisse leicht angepasst, ansonsten ist alles einfach höchst ansehnlich geworden – inklusive des Treppenhauses.
Doch der eigentliche Clou des Hauses findet sich im Obergeschoss, dort, wo früher der sogenannte Trockenraum war. „Den braucht ja niemand mehr“, erklärt Florian Schlering, „also haben wir ihn ausgebaut.“ Herausgekommen ist nach rund elf Monaten Arbeit eine Wohnung der Extraklasse: rund 125 Quadratmeter groß und voller Überraschungen, in Fußnähe zu Bahnhof und Altstadt.

Wenn man aus dem Treppenhaus, in dem zwei riesige Dachflächenfenster in üppiger Weise das Licht hineinlocken, in das Loft kommt, fällt der Blick sofort auf den großen Balkon, der wie ein Monitor wirkt, der aus dem Haus gezogen wurde. „Wir haben darauf verzichtet, ihn auf Stelzen zu stellen, wie man das recht oft sieht. Das hätte die Bewohner in den unteren Wohnungen in ihrer Sicht behindert, und so haben wir lieber auf eine aufwendige Stahlbeton-Lösung gesetzt.“

Im Innern des Lofts finden sich viele Einbauschränke, ein Eichen-Parkett in Kaschmirgrau, und die Gästetoilette ist mit einer eigenen Dusche ergänzt worden. Und selbstverständlich verfügt die Wohnung über eine Fußbodenheizung, mit der man im Bedarfsfall nicht nur heizen, sondern auch einige Grad herunterkühlen kann. Für das Gesamtpaket wird eine Kaltmiete von 1812 Euro aufgerufen, warm gibt es die Wohnung für 2062 Euro.

Und was obendrein besonders auffällt, ist die Ruhe, für die die umliegenden Häuserfronten im Innenhof sorgen. „Das ist hier natürlich ein Glücksfall“, sagt Florian Schlering, „aber grundsätzlich eignen sich hier sehr viele Häuser für einen Ausbau, wie wir ihn hier durchgeführt haben.“ Und das wäre „urbane Nachverdichtung“ in Reinkultur, wie sie auch der Gesetzgeber längst fordert. Vorhandene Ressourcen statt grüner Wiese – nicht nur im Nordviertel ein Konzept für die Zukunft, das in Serie gehen könnte.

