Lange haben die Verhandlungen über die notärztliche Versorgung in Recklinghausen gedauert. Jetzt gibt es eine Lösung, wie Hermann Böckmann, Pressereferent der Stadt Recklinghausen, auf Anfrage berichtet.
Die drei Krankenhäuser der Stadt (Prosper-Hospital sowie Elisabeth- und Knappschafts-Krankenhaus) hätten sich mit der Stadt und dem Kreis auf einen neuen Vertrag verständigt. Der sei bereits am 1. Juli in Kraft getreten. Der alte Vertrag war Ende Mai ausgelaufen.

Die Diskussion um den neuen Vertrag für die Notarztversorgung war spätestens seit dem 2. Februar 2023 erheblich belastet. Seinerzeit war bei einem Zugunglück in Recklinghausen ein zehnjähriger Junge getötet und ein Neunjähriger lebensgefährlich verletzt worden. Die beiden Jungen waren erst 90 Minuten nach der Alarmierung überhaupt und das auch nur durch einen kaum zu glaubenden Zufall gefunden worden.
Im Nachgang hatte der am Unglücksort eingesetzte Notarzt Dr. Elmar Segbers massive Kritik am Rettungseinsatz geübt und auf eine Aufarbeitung der Fehler gedrängt. Als die nicht erfolgte, erstattete er Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Chef der Feuerwehr Recklinghausen, Thorsten Schild, den Ersten Beigeordneten Ekkehard Grunwald und Oliver Weber, den Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Recklinghausen. Diese Beschwerden hat die Bezirksregierung Anfang Juni als unbegründet verworfen.
Nach der von Segbers vorgetragenen Kritik ergriffen Schild und Weber Maßnahmen, um Dr. Segbers von Notarzt-Einsätzen bei Bränden, Unfällen und Katastrophen auszuschließen. Notfalls, so ordneten sie an, solle ein zweiter Notarzt zur Unglücksstelle geschickt werden, um Segbers abzulösen.
Das aber hatte Folgen: Am 24. Januar 2024 hatte ein 57-jähriger Mann im Einkaufszentrum Palais Vest einen schweren internistischen Zusammenbruch erlitten. Ein Notarzt musste eigens aus Marl kommen, da neben Dr. Segbers der zweite Notarzt von Recklinghausen zum selben Einsatz beordert worden war. Das dauerte lange, der Mann starb.
Zwischenzeitlich hatte die Staatsanwaltschaft Bochum ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, um zu klären: Musste der Mann sterben, weil ein Notarzt zu spät vor Ort war? Wenn ja, wer war dafür verantwortlich? Dieses Verfahren hat die Staatsanwaltschaft inzwischen eingestellt.
Radikale Lösung kostet gut 37.000 Euro
Anfang April reagierte die Stadt mit einer radikalen Lösung, um solche Vorfälle künftig zu vermeiden. Sie schloss Dr. Segbers gänzlich von Notarzt-Diensten aus und verpflichtete als Ersatz Honorarkräfte. Die Kosten dafür muss die Stadt tragen. Im Laufe der Wochen sind dabei Kosten von 37.510 Euro angefallen, berichtete Böckmann.
Die Diskussionen um Dr. Segbers sind damit allerdings noch nicht abgeschlossen. Um die Wogen zwischen allen Beteiligten zu glätten und eine gedeihliche Zusammenarbeit in der Zukunft zu ermöglichen, wurde Anfang des Jahres eine Mediation verabredet.
Die kam allerdings nur schleppend voran und ist noch immer nicht abgeschlossen, wie Pressesprecher Böckmann auf Anfrage berichtet: „Es wurden bereits Gespräche mit den Beteiligten geführt. In den nächsten Wochen wird es weitere Gespräche geben. Wann das Verfahren abgeschlossen sein wird, kann insofern derzeit noch nicht beantwortet werden.“
Welche Kosten durch die Einschaltung eines Mediators bereits entstanden sind und noch entstehen werden, ist bislang nicht bekannt.