Eigentlich war alles so schön, als die Rodes im Jahr 2013 wie viele andere in das neue Wohngebiet auf der Hillerheide gezogen sind. Rund 30 Mio. Euro waren im Vorfeld investiert worden, um das Areal, auf dem sich von 1905 bis 1960 ein großes Eisenbahnausbesserungswerk und schließlich bis 1991 ein Instandsetzungsdepot der britischen Rhein-Armee („Preston Barracks“) befunden hatten, in eine „blühende Landschaft“ zu verwandeln, die diese Bezeichnung auch verdient. 17 Mio. Euro sollten damals durch Grundstücksverkäufe refinanziert werden, 6 Mio. schoss das Land hinzu, 7 Mio. musste die Stadt Recklinghausen selbst aufbringen.
Besonders kostspielig war letztlich die intensive Aufbereitung des Bodens: Rund 400.000 Kubikmeter Boden wurden saniert. Dazu wurden nicht zuletzt mehr als 150.000 Kubikmeter neuer, kulturfähiger Boden herangeschafft und verbaut, was auch amtlich begleitet wurde: Alle Käufer haben ein Unbedenklichkeitszertifikat erhalten. Und doch lief letztlich nicht alles so, wie es geplant war.

So ist die Maybacher Heide von einer sogenannten Magistrale durchzogen, einer breiten Freifläche, die sich von der Maybachstraße bis hin zur am Ostrand gelegenen Sportanlage zieht. Und diese Magistrale wurde in Hochglanzprospekten als künftige Allee angepriesen – mit Schatten spendenden Bäumen auf der gesamten Länge. Doch diese Bäume gibt es nicht, und Ulrich Rode hat den Makel dokumentiert.
2018 habe er erstmals Kontakt mit der Stadt aufgenommen, um nachdrücklich darauf aufmerksam zu machen, dass von den im Jahr 2013 gepflanzten Bäumen nicht viele überlebt hätten. Dieser Umstand war der Stadt durchaus bekannt, man sprach von „schwierigen Standortbedingungen“ und von weiteren Versuchen mit anderen Bäumen. Und so ging es in den Folgejahren hin und her: Rode kontaktierte stets aufs Neue die Stadt, die immer mal wieder Nachpflanzungen ankündigte, mit denen allerdings kein durchschlagender Fortschritt erzielt wurde. Und stets verwies die Verwaltung darauf, dass es sich um einen „Extremstandort“ handelt: mal extrem feucht, mal extrem trocken.
Verwaltung taugt nicht so sehr als Gegner
Für Ulrich Rode ist das nicht zufriedenstellend: „Ich bin der Meinung, dass die Stadt hier viel zu wenig tut. Und ich befürchte, dass sich die Maybacher Heide zum ersten baumlosen Wohngebiet Recklinghausens entwickelt. Die Bäume wurden vor mehr als zehn Jahren gepflanzt. Rund 50 Prozent sind mittlerweile ausgefallen.“ Seiner Meinung nach hat die Stadt eine rechtliche Verpflichtung, die auch im Bebauungsplan festgelegt sei.
Zur Unterstützung seines Anliegens hat er eigens einen Vor-Ort-Termin organisiert und sich zu diesem Zweck die Baumschutzgruppe Vest Recklinghausen um Bettina Hahn und Leonie Buscher an seine Seite geholt. Und so hätte man auf der Maybacher Heide siche eine nachhaltige und intensive Äußerung von zivilem Ungehorsam erleben können, wenn, ja, wenn sich nicht schnell herausgestellt hätte, dass die Stadt gar nicht so sehr als Gegner taugt, weil sie genau dieselben Ziele verfolgt.

Erschienen waren aus der Verwaltung der neue Beigeordnete Axel Fritz und Stefan Klinger (Kommunale Servicebetriebe Recklinghausen), die die real existierenden Probleme überhaupt nicht wegreden wollten („Es sind nicht 50, sondern 37 Prozent der Bäume eingegangen“) und auch eine gewisse Ohnmacht einräumten. Dem Vernehmen nach wurde auch schon einmal eine Sumpfzypresse gepflanzt, die sich den schwierigen Verhältnissen anpassen sollte – allerdings auch ohne Erfolg. Dass der Boden auf der Maybacher Heide grundsätzlich in der Lage ist, Bäume wachsen zu lassen, sieht man einerseits in den Privatgärten, andererseits aber zum Beispiel auch auf einem Gemeinschaftsareal, auf dem es eine Esskastanie auch dank der Pflege der Anwohner zu einer stattlichen Größe gebracht hat. Es gibt also Hoffnung.
Sicher ist: Die Stadt bittet auch mit Blick auf die Pflanzzeiten um Geduld bis Mitte 2025, doch bis dahin will sie einige Maßnahmen ergreifen. Der noch vorhandene Baumbestand soll mit Substrat unterstützt werden, in den Nebenstraßen sollen alle leeren Baumscheiben neu bepflanzt werden, und auf der Magistrale soll zunächst der Boden mithilfe von Bohrungen getestet werden, ehe man auch dort (hoffentlich) geeignete neue Bäume setzen will. Ein Kostenproblem gäbe es nicht, der finanzielle Rahmen für Nachpflanzungen wäre vorhanden. Aber nur zu gerne würde man dabei die Anwohner als Wasser spendende Unterstützer gewinnen.
Und auf keinen Fall könne man die Verhältnisse auf der Maybacher Heide auf das künftige Wohngebiet auf dem einstigen Trabrennbahngelände übertragen: Dort finde man viel bessere Bodenverhältnisse vor, erklärten die Experten der Stadt, und auch die Verdichtung wäre eine ganz andere.