Wohnen im Grünen, in den selbst gebauten vier Wänden, nahezu autark – und das auf gerade einmal 28 Quadratmetern. Für den Recklinghäuser Markus Heider ist das seit einem knappen Jahr Realität.
Er hat sich den Traum vom eigenen Tiny House erfüllt, auf dem Grundstück seines Maler-Betriebes in Hochlarmark.
Den Anstoß zu diesem Vorhaben hat ein YouTube-Video gegeben. Heider: „Da hatte sich jemand ein selbstversorgendes Tiny House auf der Schwäbischen Alb gebaut.“ Das fand der 48-Jährige so interessant, dass er kurzerhand dort hingefahren ist und sich das Haus live angeschaut hat. „Vor Ort hat es mir dann so gut gefallen, dass ich mir selbst eins bauen wollte“, erzählt er.
Nachhaltigkeitsgedanke spielt große Rolle
Beim Grundgerüst und Dach hat ein Zimmermann Hand angelegt, den Rest hat Heider selbst umgesetzt: Die Küche gebaut, in der er mit Gas kocht, die Wände mit Lehm verputzt, die Dielen aus massivem Holz verlegt, immer mit dem Anspruch, ökologische Materialien zu verwenden. Über die Raumspartreppe, an deren Auf- und Abgang man sich erstmal gewöhnen muss, geht es eine Etage höher ins Schlafgemach mit seiner niedrigen Decke.
Auf dem Dach soll noch eine Photovoltaik-Anlage installiert werden, sodass sich das Haus unabhängig mit Strom versorgt. Geheizt wird über einen maßangefertigten Ofen. Das Holz hackt er selber. Heider: „Ich verbrauche hier weniger und nehme selbst nicht so viel Fläche in Anspruch.“ Den eigenen ökologischen Fußabdruck beim Wohnen verringern, das sei der generelle Grundgedanke hinter dem Konzept Tiny House und das Thema Nachhaltigkeit auch für den Maler-Meister eine große Motivation.
In seiner Eigentumswohnung habe er den Großteil der Räume gar nicht genutzt. „Ich habe mich nur zwischen Küche, Wohnzimmer und Essbereich bewegt“, erzählt Markus Heider, „das habe ich hier auch alles. Ich habe nur die Wege verkürzt.“ Die Wohnung habe er nun vermietet. Die Einnahmen fließen ins Tiny House, das, wie er schätzt, mit knapp 110.000 Euro zu Buche geschlagen hat.

Projekt „Tiny House“ ist noch nicht abgeschlossen
Aber vermisst man nicht etwas, wenn man auf so wenig Fläche wohnt? „Nein, gar nichts“, erwidert Markus Heider. Er müsse auf nichts verzichten, hat im Tiny House sowohl Satelliten-Fernsehen als auch WLAN, eine Küche, einen Schlafraum und ein Wohnzimmer. Lediglich der Whirlpool habe nicht mehr in Bad gepasst, scherzt der 48-Jährige.
Vor dem ersten Spatenstich habe sich Markus Heider um die bürokratischen Angelegenheiten kümmern müssen, wie die Baugenehmigung zu beantragen. Vor gut zwei Jahren hat er dann mit dem Bau seines Tiny House begonnen. Doch richtig abgeschlossen ist das Projekt vom Wohnen auf 28 Quadratmetern noch immer nicht. Noch fehle die Solaranlage. Außerdem wolle Heider eine Terrasse bauen und ein Hochbeet anlegen.

Tiny Houses im Stadtgebiet
Sein großer Vorteil in der Geschichte: das eigene Grundstück. „Der Luxus ist, dass es das Grundstück eben schon gab. Das wird für viele, die auch so wohnen wollen, sicher ein Problem“, sagt Heider. Er befürworte deshalb, dass Grundstücke, wie beispielsweise alte Gärtnereien, die nicht mehr bewirtschaftet werden, fürs alternative Wohnen umgenutzt werden.
2019 hatte sich Heider bereits als Teil einer Bürgerinitiative mit dem Titel „Alternatives Wohnen“ für die Errichtung einer „Tiny House“-Siedlung auf Recklinghäuser Stadtgebiet eingesetzt. Im Februar dieses Jahres hieß es vonseiten der Stadtverwaltung allerdings, dass sie wenig Chancen für das Vorhaben sieht.

Markus Heider selbst sagt, dass er den Umzug ins 28 Quadratmeter kleine Tiny House noch nicht bereut habe und jederzeit wieder diesen Entschluss treffen würde. „Solange ich Spaß dran habe, bleibe ich hier wohnen“, sagt der 48-Jährige. Dann werde er sich seinem nächsten Projekt widmen. Der richtige Abnehmer für sein Tiny House, sei mit seiner ältesten Tochter aber schon gefunden.
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