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Recklinghausen: Besitzer einer verwahrlosten Immobilie ist nicht aufzufinden
Fassungslose Nachbarn und Passanten
Das Haus an der Halterner Straße 47 bleibt ein Mysterium: Seit langer Zeit verwahrlost das Gebäude inklusive eines davor stehenden Autos – und alle Beteiligten sind rat- bis machtlos.
Bereits im vergangenen Oktober hatte diese Redaktion über die Immobilie an der Halterner Straße 47 berichtet, die ohne jeden Widerstand immer weiter vergammelt. Geschehen ist seitdem nicht viel, Nachbarn wie Behörden sind gleichermaßen machtlos in dieser Angelegenheit. Grundsätzlich geht es ihnen wie allen Passanten, die dort vorbeikommen: Man versteht einfach nicht, was dort passiert.
Auch im direkt angrenzenden Haus zuckt man mit den Schultern, wenn es um das Schicksal von Nummer 47 a geht. Dabei hätte man inzwischen möglicherweise allen Grund, sauer zu sein. Dass die schäbige Fassade inklusive des verwilderten Gartens optisch ein Stilbruch in der ganzen Umgebung ist, ist eine Sache. Dass es inzwischen aber durch ein großes Loch im Dach oben hineinregnet, könnte irgendwann zu einer Sachbeschädigung in der intakten und ansehnlichen Immobilie nebenan führen. Da wirkt es nur wie schwacher Trost, dass eine zwischen beiden Häuser befindliche Brandschutzwand angeblich bislang Schlimmeres verhindert hat.

Im Hausflur stapeln sich inzwischen Hunderte von Briefen. © Wiethaup
Was die Anwohner zu beiden Seiten viel mehr stört, ist der Umstand, dass das leerstehende Gebäude schon mehrfach ungebetene Besucher angelockt hat. „Dabei ist das nicht zu verstehen, denn dort gibt es nichts mehr, was man stehlen könnte“, so eine Nachbarin.
H-Milch ist bereits 2016 abgelaufen
Der abgeschlossene BMW, der in der Einfahrt verrottet, sieht so aus, als wäre er überstürzt verlassen worden. Auf dem Beifahrersitz liegt noch ein Schal und eine Recklinghäuser Zeitung, auf dem Fahrersitz liegt etwas, das wie ein Handy aussieht. Das dürfte jedoch neuesten Technikansprüchen nicht mehr genügen. Auch die sechs oder sieben Tetra-Paks H-Milch, die auf der Rückbank liegen, schon im Juli 2016 abgelaufen sind. Völlig unangerührt stehen hinter dem Fahrersitz auch noch folierte Sixpacks mit Saftflaschen.

Nur ein einsamer Name steht noch an einer Klingel. © Wiethaup
Auf der oberen der drei Klingeln steht noch der Name des früheren Bewohners und Besitzers, durch ein eingeschlagenes Türfenster kann man die Briefe sehen, die sich dort inzwischen zu Hunderten angesammelt haben. Man erkennt Anschreiben von der Stadt und von Energieversorgern, die vermutlich ebenfalls weitgehend im Dunkeln tappen.
Auch gegenüber in der Bäckerei weiß man nichts Neues. Eine Angestellte muss entschuldigend passen, sie meint gehört zu haben, dass hinter der ganzen unschönen Angelegenheit eine Erbstreitigkeit stecke. Das ist nicht ganz falsch, wie wir nach einem spontanen Anruf bei der Cousine des Hausbesitzers erfahren, aber es erklärt nicht annähernd alles. Der aktuelle Besitzer habe sich das Haus schon vor vielen Jahren von seiner Großmutter überschreiben lassen, die im Erdgeschoss gewohnt hat, was die restlichen Enkel ziemlich vor den Kopf gestoßen hatte.
„Umso unverständlicher ist diese Entwicklung“, sagt die Cousine, „wenn es ihm ums Geld gehen würde, hätte er doch alles verkaufen können. Auch das Auto. Doch das hat er ja nicht getan.“ Ein Kontakt zu ihrem Cousin besteht nicht, sie weiß nur, dass er eine akademische Ausbildung absolviert und vor längerer Zeit an der Ruhr-Uni Bochum gearbeitet hat. Seitdem hat sich seine Spur verlaufen. „Hier rufen immer mal wieder Leute an, die das Haus oder das Auto kaufen wollen“, erklärt die Cousine, „denen sage ich: Das würde ich sofort tun, aber es gehört mir nicht.“

Rhododendron gegen BMW: Die Pflanze scheint zu gewinnen. © Wiethaup
Tatsächlich findet man den Besitzer in mindestens zwei sozialen Netzwerken, doch der schriftlichen Bitte unserer Redaktion, sich doch mal zwecks Aufklärung zu melden, ist er bislang nicht nachgekommen. Eine Nachbarin hat ihn vor ein paar Jahren mal zufällig in der Stadt getroffen, und dabei sei er ganz freundlich gewesen. Und dann war eines Tages auch die Hecke zum Bürgersteig hin geschnitten worden, „und niemand weiß, wer das gemacht hat“, so die Nachbarin weiter.
Ich bin Ur-Recklinghäuser, der die Stadt nur für das Studium Richtung Münster verlassen hat. Seit 1990 freier Mitarbeiter, seit 1992 fest angestellt. Rund 20 Jahre habe ich mich vor allem um Sport im Allgemeinen und Fußball im Speziellen gekümmert. Danach folgte eine Horizonterweiterung für alle Themen - und das mit Überzeugung.