Bauaufsicht erteilt Neubau „grünes Licht“ Widerstand an der Brucknerstraße bleibt

Bauaufsicht erteilt „grünes Licht“: Widerstand an der Brucknerstraße bleibt
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Im April dieses Jahres hatte diese Redaktion erstmals über ein Bauvorhaben an der Ecke Brucknerstraße/Johann-Sebastian-Bach-Straße berichtet, das bei den unmittelbaren Nachbarn überhaupt nicht auf Zuneigung stieß. Im Gegenteil: Das Projekt sei zu hoch, zu breit, zu tief – und damit würde es sich alles andere als harmonisch in die unmittelbare Umgebung einfügen. Allerdings: Zwar steht auf dem besagten Grundstück aktuell noch ein bereits leer gezogenes Haus, doch die Stadt hatte bereits im Juli 2023 eine Baugenehmigung erteilt – und so musste schnell gehandelt werden.

Und das passierte dann auch: Stellvertretend für mehrere Anwohner ließ ein direkter Nachbar über seinen Rechtsanwalt eine Kommunalaufsichtsbeschwerde beim Kreis Recklinghausen einlegen. Die obere Bauaufsicht nahm sich der Sache an, in diesen Tagen kam aus dem Kreishaus eine Antwort, die sinngemäß wie folgt lautet: Aus öffentlich-rechtlicher Sicht sei weder bauplanungs- noch bauordnungsrechtlich etwas an der erteilten Baugenehmigung auszusetzen.

Ein Modell der Umgebung Brucknerstraße/Johann-Sebastian-Bach-Straße in Recklinghausen.
So soll es aussehen, das geplante Gebäude. Hier in einem Modell dargestellt. © ML

Das ist zweifelsfrei ein deutlicher Rückschlag für die Anwohner, die einen Baukörper in dieser Größe für unzulässig halten, weil er sich überhaupt nicht in das Wohnumfeld einfüge. Doch der Widerstand ist damit noch nicht gebrochen, und so hat Nachbar Markus Lohaus ein sogenanntes städtebauliches Massenmodell erstellt, das das Volumen des geplanten Neubaus einmal nachhaltig darstellen soll.

Unbestritten gibt es in der direkten Umgebung nichts, was auch nur annähernd die Dimensionen des Gebäudes, das neben einer Tiefgarage auch Raum für zehn Wohnungen bieten soll, aufweist. Insofern ist die Haltung der Kritiker durchaus nachzuvollziehen, doch die Bauaufsicht wählt in diesem Fall eine andere Perspektive, sprich: ein anderes Vergleichsareal.

Grafische Darstellung des Neubaus in Recklinghausen von der Brucknerstraße aus.
Von der Brucknerstraße aus soll sich der Neubau so präsentieren. © TA

Man könne zwecks Beurteilung eben nicht nur das kleinteilig bebaute Wohngebiet im Geviert Brucknerstraße, Johann-Sebastian-Bach-Straße, Beethovenstraße und Im Romberg heranziehen. Der zu einer Stellungnahme aufgeforderte Bürgermeister der Stadt Recklinghausen verweist in diesem Zusammenhang auf ein noch recht junges Urteil des Verwaltungsgerichts Hamburg, wonach sich „die Grenzen der näheren Umgebung nicht schematisch auf den Baublock festlegen lassen“. Vielmehr müsse man auch umliegende Baublöcke zur Beurteilung heranziehen.

Dieser Auffassung schloss sich die Bauaufsicht an und fand im weiteren Umfeld des Nordviertels zahlreiche Gebäude, die in Form und Größe dem Bauvorhaben an der Brucknerstraße 24, hinter dem Bauherren und Architekten aus Bottrop-Kirchhellen stecken, entsprechen. Die Errichtung des Wohngebäudes widerspreche nicht dem Baugebiet, auch stelle sie „keine unzumutbare Belastung“ dar. Obendrein könne man keine erhebliche Gefahrensituation an der Einfahrt zur Tiefgarage erkennen. Und auch mit wesentlich mehr Lärm und Abgasen sei nicht zu rechnen.

Ein Modell der Umgebung Brucknerstraße/Johann-Sebastian-Bach-Straße in Recklinghausen.
Noch einmal von oben: das Modell des geplanten Gebäudes. © ML

Sicher scheint, dass das Vorhaben jetzt nur noch sehr schwer gestoppt werden kann, was Markus Lohaus mit Bedauern zur Kenntnis nimmt: „Erst wenn das Gebäude steht, werden alle erkennen, wie absurd die Feststellung ist, dass sich das Gebäude sehr wohl in die vorhandene Bebauung einfügt.“