An dem Potsdamer Geheimtreffen mit Rechtsextremen haben laut neuen Recherchen von WDR, NDR und SZ weitere Vertraute aus dem Umfeld der AfD-Spitze teilgenommen. Auch der Sohn des Veranstalters Gernot Mörig, Arne Friedrich Mörig, soll dabei gewesen sein.
Laut den neuen Recherchen soll er zuvor für den AfD-Bundesvorstand für Social Media zuständig gewesen sein. Er sei aus Mitteln des AfD-Bundesvorstands bezahlt worden, genauer aus dem persönlichen Budget, über das AfD-Parteichefin Alice Weidel direkt verfügen könne, wie die Tagesschau berichtet.
Der Vertrag mit Arne Friedrich Mörig soll nach Bekanntwerden der Correctiv-Recherche gekündigt worden sein. Seit Ende 2022 sei er bereits für die AfD tätig gewesen. Er sei jedoch eher im Hintergrund beschäftigt gewesen und nicht als Anwesender in der AfD-Bundesgeschäftsstelle. Weidel, Mörig, Hartwig und die AfD hätten Nachfragen rund um den Fall unbeantwortet gelassen, schreibt die Tagesschau.
Arne Friedrich Mörig habe bei dem Treffen einen Vortrag über die Gründung einer neurechten Social-Media-Agentur gehalten. Details zu dieser geplanten Agentur hatte zuletzt netzpolitik.org veröffentlicht. Nach dem Treffen in Potsdam, also Ende 2023, soll er seine Pläne zur Gründung einer neurechten Social-Media-Agentur auch dem Bundesvorstand der AfD vorgestellt haben.
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Die Engelskirchener CDU-Politikerin Simone Baum wurde laut einem WDR-Bericht fristlos gekündigt. Sie habe ebenfalls an dem Potsdamer Treffen teilgenommen. Die Werteunion habe dies dem WDR auf Anfrage bestätigt. Baum war bei der Stadt im Beschwerdemanagement im Umweltamt tätig. Außerdem ist Simone Baum stellvertretende Bundesvorsitzende und NRW-Landeschefin der Werteunion.
AfD spielt Geheimtreffen als Privattreffen herunter
Vor zwei Wochen hatte das Recherche-Netzwerk "Correctiv" Recherchen zu einem Treffen radikaler Rechter in Potsdam veröffentlicht, an dem AfD-Politiker, einzelne Mitglieder der CDU und der konservativen Werteunion teilgenommen haben sollen. Bei diesem Treffen sei über "Remigration", also die Massenabschiebung von Menschen mit Migrationshintergrund beraten worden.
Die AfD-Parteispitze spielt dieses Geheimtreffen immer wieder als "privates Treffen" herunter. Es gibt jedoch Beweise dafür gibt, dass AfD-Parteichef Tino Chrupalla in der Vergangenheit bereits an einem solchen Treffen teilgenommen haben soll. Auf eine Nachfrage der "Zeit" hatte Chrupalla geantwortet: "Ich bin wie Scholz, ich erinnere mich an nichts mehr."
Auch die NRW-AfD hat zuletzt im Landtag das Radikalen-Treffen als Propaganda-Kampagne heruntergespielt. In einer Diskussion mit den vier Fraktionen reagierte die NRW-AfD teils mit Empörung, teils mit Spott und Gelächter - insgesamt aber überraschend gelassen. "Ehrlich gesagt sehe ich es nicht im geringsten ein, uns gegen diese Propaganda-Kampagne - und nichts Anderes ist es - zu verteidigen", erwiderte der AfD-Abgeordnete Markus Wagner. "Ausländisch stämmige Freunde" sollten sich dadurch nicht verunsichern lassen.
"Keiner von euch, die hier rechtstreu und assimiliert mit uns zusammenleben, die einen deutschen Pass haben, wird durch die AfD deportiert oder vertrieben", versicherte Wagner. Die AfD in NRW sei natürlich nicht rechtsextrem.
Geheimtreffen-Recherchen führen zu Debatte
Der Umgang mit der AfD und ein mögliches Verbot wird seit dem Bekanntwerden der Correctiv-Recherche stark diskutiert. Auch die Menschen in Deutschland beschäftigt das Thema offensichtlich: Tausende Menschen in ganz Deutschland haben bereits in den letzten Tagen und Wochen gegen Rechtsextremismus und das Erstarken der AfD demonstriert. Weitere Proteste sind beispielsweise in NRW bereits geplant.
bani
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