Anwohnerprotest am Saalbau erfolgreich Gericht stoppt Bauprojekt mit 63 Wohnungen in Recklinghausen

„Saalbau-Rebellion“ erfolgreich: Bebauung auf dem Westteil ist gestoppt
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Dem Vernehmen nach war es eine recht unspektakuläre Verhandlung in Münster, bei der letztlich eine fehlende DIN-Vorschrift den Ausschlag gegeben habe, wie Dr. Wolfgang Wesener erklärte. Der Recklinghäuser Verwaltungsrechtler hatte die Interessen der Anwohner von der gegenüberliegenden Seite der Dorstener Straße vertreten, die mit der Größe der drei geplanten Gebäude und dem zu erwartenden Lautstärkeaufkommen am Standort des einstigen Saalbaus nicht einverstanden waren. Als das Oberverwaltungsgericht den dafür notwendigen Bebauungsplan für unwirksam erklärte, war die Begeisterung groß, wie Dr. Wesener verriet: „Es wurden Siegesflaggen gehisst.“ Etliche Betroffene aus dem direkten Umfeld hatten den Weg nach Münster nicht gescheut.

Zur Erinnerung: Eigentlich wollte das Recklinghäuser Architekturbüro Feja + Kemper dort im Auftrag des Bau- und Immobilienunternehmers Hans-Jürgen Exner und des Steuerberaters Ludger Schneider 63 Wohnungen mit 60 bis 110 Quadratmetern Größe errichten, doch das wird nun erst einmal nicht passieren.

Luftbild vom einstigen Saalbau-Gelände
Da stand früher der Saalbau: Um dieses Areal neben der Dorstener Straße geht es. © RVR

„Eine Revision ist nicht mehr möglich“

Eine Revision sei laut Dr. Wesener nicht möglich, „die Karten werden damit neu gemischt.“ Tatsächlich wird man bei der Stadt alternative Überlegungen anstellen müssen, wie das Areal künftig genutzt werden kann. Eine Nachfrage in der Verwaltung, ob es dazu schon Ideen gibt, blieb am Tag nach der Urteilsverkündung unbeantwortet, vermutlich muss man sich dort erst einmal sammeln.

Im Jahr 2013 war der Saalbau, der nicht zuletzt auch eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Ruhrfestspiele gespielt hatte, abgerissen worden. Seitdem gab es immer mal wieder neue Gedankenspiele, wie man dort Wohnbebauung realisieren könnte, doch die Grundstücke konnten weder über Erbpachtangebote noch über Kaufofferten an den Mann oder die Frau gebracht werden. Gerüchten zufolge wollte und will man über die Grundstücksveräußerungen mindestens die Kosten für den Saalbau-Abriss kompensieren.

Planzeichnung von drei Gebäuden mit Wohnungen.
Diese Häuser werden jetzt nicht gebaut auf dem westlichen Teil des Saalbau-Areals. © F+K

Umso dankbarer war man bei der Stadt, als sich schließlich zwei Investoren fanden, die dort drei Gebäude mit jeweils 21 Wohnungen plus unterirdischer Garage in die Höhe und die Tiefe wachsen lassen wollten. Doch diese Option hat das Verwaltungsgericht nach 33-monatiger Wartezeit nun weggewischt.

Aber: Die Anwohner seien ja nicht grundsätzlich gegen Wohnbebauung, erklärt Dr. Wesener: „Ich könnte mir gut vorstellen, dass man zu einer ,mittleren Lösung’ findet.“ Allerdings hält er es für möglich, dass erst der neue Rat, der am 14. September gewählt wird und erst am 3. November zusammentritt, einen möglichen neuen Bebauungsplan beschließt. „Vermutlich braucht es dafür dann auch einige neue Gutachten“, schätzt Dr. Wesener. Und das alles bedeutet: Die Brache an der Dorstener Straße wird den Recklinghäusern noch länger erhalten bleiben, möglicherweise fällt immerhin der Spatenstich auf dem östlichen Teil des Saalbau-Geländes noch in dieses Jahr.