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Die Ermittlungen nach einer rätselhaften Explosion in Ratingen bei Düsseldorf gehen am Freitag weiter. Ein 57-jähriger Tatverdächtiger sitzt in Untersuchungshaft. Die Hintergründe der Tat sind dennoch weiter unklar.
Explosion in Ratingen: Was wir wissen
- Der Tatablauf: Einsatzkräfte werden am Donnerstagmorgen (11. Mai) in das Ratinger Wohngebiet mit vielen Hochhäusern gerufen. Der Grund: Sorge um eine Bewohnerin wegen eines übervollen Briefkastens. Als Polizei und Feuerwehr vor der Wohnungstür im zehnten Stock stehen, reißt der 57-jährige Sohn der 90-Jährigen plötzlich die Tür auf. Es kommt zu einer Explosion. Ein Feuerball trifft die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei. An dem Großeinsatz sind schließlich Dutzende Rettungswagen, Notärzte, Feuerwehrwehrautos und Polizeifahrzeuge beteiligt. Spezialkräfte sichern das gesamte Hochhaus ab, auf den Balkonen der gegenüberliegenden Wohnungen bringen sich Scharfschützen in Stellung. Spezialkräfte stürmen dann die Wohnung und nehmen den Mann fest. In der Wohnung wird eine weibliche Tote gefunden, die schon vor mehreren Wochen gestorben ist.
- Die Verletzten: Die Polizei zählt 33 Verletzte: Eine 25-jährige Polizistin und ein 29-jähriger Polizist wurden lebensgefährlich verletzt, 22 weitere Beamte tragen leichte Verletzungen davon. Vier Einsatzkräfte der Feuerwehr werden schwer, drei lebensgefährlich verletzt. Auch der Hausmeister wurde leicht verletzt.
- Der Verdächtige: Ein 57-jähriger Deutscher wird festgenommen, auch er ist leicht verletzt. Er gehört laut Polizei der Prepper-Szene an, habe daheim Vorräte angelegt. Er fiel zuvor bereits wegen drei Körperverletzungen auf. In der Woche zuvor sollte nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Vollstreckungshaftbefehl wegen eines nicht gezahlten Bußgelds vollstreckt werden. Der Mann habe aber nicht die Tür geöffnet. Einen Zusammenhang mit dem Einsatz am Donnerstag gebe es nicht.
- Die Ermittlungen: Aus Sicht der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft wurde die Tat heimtückisch und mit gemeingefährlichen Mitteln verübt. Gegen den Verdächtigen ergeht am Freitag Haftbefehl wegen versuchten Mordes in neun Fällen.
Großeinsatz in Ratingen: Was wir nicht wissen
- Der Tatablauf: Hat der Verdächtige die Rettungskräfte in einen Hinterhalt gelockt? Diese Frage ist Teil der laufenden Ermittlungen. Polizei-Einsatzleiterin Heike Schultz geht von einem gezielten Angriff aus, der seit „mindestens mehreren Tagen so durchdacht“ gewesen sei. „Die Situation in der Wohnung, die Verwendung von dieser brennbaren Flüssigkeit und die Art und Weise, wie diese Flüssigkeit dann gegen die eingesetzten Kräfte verwendet wurde, lassen darauf schließen, dass das durchaus gut durchdacht ist“, sagte Schultz.
- Die Leiche: Bei der gefundenen Leiche handelt es sich laut Schultz „vermutlich“ um die Leiche der Mutter. Ganz sicher sei dies aber noch nicht, obwohl die Tote bereits obduziert worden sei.
- Der zweite Tote: Am Freitag gibt die Polizei bekannt, dass eine weitere Person zu Tode gekommen sei. Ein älterer Mann, der in dem Haus gelebt habe, sei gestorben. Weitere Angaben machen die Ermittler zunächst nicht. Nach Informationen des „Spiegel“ hatte der Mann durch den mehrstündigen Einsatz nicht mehr versorgt werden können.
- Das Motiv: Das Motiv des mutmaßlichen Täters ist derzeit noch unklar. Heike Schultz von der Düsseldorfer Polizei sagte: „Wir haben Hinweise darauf, dass er auch ein Corona-Leugner ist, konkrete Hinweise darauf.“ Ob es einen Zusammenhang zur Tat gebe, sei aber nicht geklärt. Am Freitag habe sich der Mann nicht zu den Tatvorwürfen geäußert. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gibt es bislang nicht: Man stehe mit den örtlichen Behörden in Kontakt, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft. Derzeit lagen demnach aber keine Anhaltspunkte für eine Übernahme der Ermittlungen vor.
dpa
Nach Explosion in Ratingen: Verdächtiger schweigt: Hinweise auf Verschwörungstheorien