
© Stefan Milk
Produkte für die ganze Welt: 3M Kamen baut Handel mit Japan und China aus
Mit Video
Das Kamener 3M-Werk baut seine Position bei der Fertigung von Wundpflastern aus. Aus einer gigantischen Halle heraus werden künftig Länder in aller Welt mit Medizin-Produkten beliefert.
Es wirkt irgendwie kurios, wenn ein riesiger Kran von einem noch größeren Kran in die Höhe gezogen wird. Das passiert gerade vor der steilen Wand der sich im Bau befindlichen Produktionshalle von 3M. Der US-amerikanische Multitechnologiekonzern betreibt an der Edisonstraße in Kamen einen der größten Standorte in Europa. 440 Mitarbeiter werden dort beschäftigt.

Überall wird geschraubt, geflext und geschweißt. Bis Ende des Jahres soll die neue Werkshalle von 3M fertiggestellt sein. © Stefan Milk
Ausbau der Arbeitsplätze auf 500
Mit der Inbetriebnahme der neuen Halle, deren Fertigstellung weit fortgeschritten ist, werden es 500 sein. „Wir werden von hier aus den Weltmarkt mit Verbänden und Pflastern für die Wundversorgung beliefern – vor allem den asiatischen Raum mit China, Japan und Taiwan“, so Werksleiter Jens Milde.
Der Kran, der 500 Kilogramm heben kann, wird dabei nur selten benötigt. Er wird auf dem Dach fest installiert – für künftige Wartungsarbeiten.

Jörn Stute blickt von der neuen Halle aus über das 3M-Werksgelände, das in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut wurde. © Stefan Milk
Halle mit einer Grundfläche von 3200 Quadratmetern
Die Ausmaße der neuen Halle sind enorm. Sie hat eine Grundfläche von 3200 Quadratmetern und ist etwa 16 Meter hoch. Von oben hat man einen prächtigen Ausblick über Kamen.
Man kann in Richtung Süden die Wilhelmshöhe in Fröndenberg sehen, Richtung Norden die Halde Großes Holz in Bergkamen. Fast greifbar erscheint das Gewerbegebiet am Zollpost mit Smyth Toys und Meda Küchen. Auf der A1, auf die man hinunter guckt, ist gerade ein Stau.

Über den Dächern von Kamen. Der Blick vom Dach der neuen 3M-Halle reicht weit. © Stefan Milk
Standort hat sich den vergangenen Jahren verdoppelt
Bei 3M kann von Stau nicht die Rede sein, der Investitionsfluss ist ungebändigt. Mit etwa 70 Millionen Euro, davon eine Hälfte für den Hallenbau, die andere für die Maschinen, wird der Standort weiter ausgebaut. „Das Werk hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt“, sagt Jörn Stute, Leiter der Medizinproduktfertigung, als er von oben auf das Werksgelände blickt, das östlich der A1 und der Unnaer Straße liegt.
Seit April vergangenen Jahres täglich Baustelle
Seit April vergangenen Jahres läuft der Hallenbau nahezu täglich. Jetzt ist das Gebäude schon soweit fertig, dass einer der drei Produktionsbereiche den Betrieb aufnehmen kann. „Das wird vermutlich Ende des Monats sein“, so Stute. „Dann kommen die ersten Maschinen.“
Bis Ende des Jahres sollen dann die beiden weiteren Hallen-Segmente mit Maschinen ausgestattet werden. Im weitgehend automatisierten Betrieb, für den pro Schicht 20 Mitarbeiter benötigt werden, laufen Wundpflaster der Marke „Tegaderm“ vom Band.
Kunststoff von 1,5 Meter breiten Jumbo-Rollen werden in mehreren Schritten zum Endprodukt gefertigt. Das wird dann über Förderbänder in benachbarte Hallen transportiert, wo es verpackt und für den Transport vorbereitet wird.

Ein neuer Portalkran wird auf das Dach gehievt. Mit ihm werden künftig Ersatzteile oder Geräte für Wartungsarbeiten nach oben gezogen. Diese dürfen nicht durch die Halle transportiert werden, weil dort unter Reinraum-Bedingungen gefertigt wird. © Stefan Milk
Trotz zunehmender Automatisierung mehr Arbeitsplätze
Die Verbände und Pflaster für die Wundversorgung gehen vor allem in Krankenhäuser, Arztpraxen und Apotheken. Zurzeit entfallen etwa 85 Prozent der Kamener 3M-Fertigung auf Medizinprodukte. Das war früher anders, als noch selbst leuchtende Nummernschilder, Disketten und Filter für die Autoindustrie gefertigt wurden.
In den kommenden Monaten werden dann die Arbeitskräfte eingestellt, um den Betrieb in der neuen Halle mit drei Acht-Stunden-Schichten zu bedienen. „Das klingt nach nicht viel, aber wir sind einer der automatisiertesten 3M-Standorte weltweit“, so Stute mit Blick auf insgesamt 52 Robotik-Anlagen mit Portal- und Schwenkarm-Robotern.
Mehr Arbeitsplätze trotz steigender Automatisierung
Mehr Arbeitsplätze trotz steigender Automatisierung sind für 3M an dem Standort offenbar kein Widerspruch. Nur so, führt Stute aus, sei es möglich, im Wettbewerb zu bestehen. Die Zahl der Arbeitsplätze ist von zwischenzeitlich ca. 300 kontinuierlich angestiegen – auf, siehe oben, bald 500.
Und so geht es 3M zurzeit, wie dem Kran, der jetzt auf dem Dach fest installiert ist: Es geht aufwärts.
Jahrgang 1968, aufgewachsen in mehreren Heimaten in der Spannbreite zwischen Nettelkamp (290 Einwohner) und Berlin (3,5 Mio. Einwohner). Mit 15 Jahren erste Texte für den Lokalsport, noch vor dem Führerschein-Alter ab 1985 als freier Mitarbeiter radelnd unterwegs für Holzwickede, Fröndenberg und Unna. Ab 1990 Volontariat, dann Redakteur der Mantelredaktion und nebenbei Studium der Journalistik in Dortmund. Seit 2001 in Kamen. Immer im Such- und Erzählmodus für spannende Geschichten.
