
Bekommt nur noch wenig Einsatzminuten beim Königsborner SV, ist laut Prematch aber trotzdem wertvoller als die meisten Bezirksliga-Spieler: KSV-Co-Trainer Tobias Retzlaff. © Schürmann
Prematch: „So viel wert wie eine Kiste Bier“ − Fußballer amüsieren sich über neue Smartphone-App
Fußball
Prematch sorgt auf den Sportplätzen mit seinen Spieler-Marktwerten derzeit für Gesprächsstoff, Schmunzeln und mitunter Unverständnis. Wir haben die App unter die Lupe genommen und erstaunliche Erkenntnisse gewonnen.
Marktwerte checken und vergleichen − das ist heute nicht mehr nur den Spielerberatern und Fußballvereinen im Profibereich vorbehalten. Eine noch relativ neue App fürs Smartphone erfasst die (theoretischen) Marktwerte von allen Pöhlern. Bis runter in die Niederungen der Kreisliga D. Prematch heißt die App, die im Sommer 2021 im Play- und App Store an den Start gegangen ist. Allzu seriös scheinen die ermittelten Werte aber nicht zu sein, wie beim Durchstöbern der App schnell klar wird.
In vielen Fußballvereinen ist Prematch zurzeit in aller Munde. Die in der App öffentlich einsehbaren Marktwerte der Kaderspieler von sämtlichen Vereinen in ganz Deutschland sorgen nicht nur in den Kabinen für Schmunzeln, sondern auch in unserer Sportredaktion.
Ein Blick auf Werte der Spieler aus den überkreislich spielenden Mannschaften in Unna und Holzwickede genügt, um folgenden Eindruck zu gewinnen: Die Idee hinter Prematch ist ganz amüsant, für voll nehmen sollte man die veröffentlichten Daten aber nicht.
Königsborns Co-Trainer Tobias Retzlaff wertvoller als Massens Franco Jans
Denn: Wenn man sich etwa den Kader des Landesligisten Königsborner SV ansieht, kommt man schon schnell ins Stutzen: Goalgetter Val-Leander Wettklo, der in der Vorsaison über 40 Bezirksliga-Tore geschossen hat, kommt auf einen Marktwert von 12.930 Euro (Stand: 27. September) und ist damit gerade mal der drittwertvollste Spieler im Kader des KSV. Vor ihm stehen noch Lutz Radojewski, der bereits Regionalliga-Erfahrung besitzt (15.490 Euro) und Kaan Akcay (14.570 Euro), der im Sommer von der IG Bönen zum KSV kam. Selbst Co-Trainer Tobias Retzlaff bringt es mit Mitte 40 immerhin noch auf einen Marktwert von 5500 Euro, ist damit aber internes Schlusslicht beim Landesligisten.
„Was bin ich wert, so viel wie eine Kiste Bier?“, fragt Retzlaff mit einem Lachen, angesprochen auf Prematch. Bei seinem Wert ist er dann aber doch erstaunt: „Die 5500 Euro möchte ich gerne haben.“ Dass er damit aber wertvoller ist als beispielsweise Franco Jans von der SG Massen (5300 Euro) kann er kaum glauben: „Wenn ich als Trainer die Wahl hätte zwischen mir und Franco, würde ich mich doch schweren Herzens für Franco entscheiden.“
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei Prematch liefert sich Königsborns Wettklo übrigens mit dem Topstürmer des Bezirksligisten SSV Mühlhausen: David Bernsdorf ist mit 12.940 Euro Marktwert sogar noch 10 Euro wertvoller als sein KSV-Widersacher.

David Bernsdorf ist laut Prematch der wertvollste Spieler beim SSV Mühlhausen. © Ray Heese
Auch er muss lachen, als die Redaktion ihn mit seinem Wert konfrontiert: „Ich hab schon davon gehört. Gemessen an Valis Torausbeute freue ich mich, auch in dieser Region vertreten zu sein.“ Bernsdorf denkt aber auch, „dass sich die Vereine bei Ablösesummen nicht an den Prematch-Werten orientieren werden“.
Einer der wertvollsten Spieler zockt inzwischen in der Kreisliga D
Kurios ist auch folgender Fall. Einer der wertvollsten Spieler der Region ist − na klar: Nils Hoppe, ehemaliger Spielführer des Ex-Oberligisten Holzwickeder SC. Sein Marktwert wird auf 28.150 Euro beziffert. Aufgeführt wird er immer noch als Kaderspieler der ersten Mannschaft, dabei läuft er inzwischen für die fünfte Mannschaft in der Kreisliga D2 auf. Wertvoller als Hoppe ist nur Andreas Spais, der seit dem Winter für den HSC kickt (32.500 Euro).
Die Marktwerte der Spieler in Prematch werden unter anderem durch ihre Leistungsdaten beeinflusst. Die Spieler sammeln durch Einsätze und Tore Punkte, aus denen sich am Ende der Marktwert ergibt. Durch gute Leistungen auf dem Platz kann der Marktwert steigen. Ganz offensichtlich spielt auch die Ligenzugehörigkeit einer Mannschaft oder der beziehungsweise die Ex-Klubs der einzelnen Spieler eine Rolle bei der Ermittlung der Werte. Königsborns Co-Trainer Retzlaff bringt es schließlich auf den Punkt: „Es ist eigentlich totaler Quatsch. Ein authentisches Ranking würde sicherlich anders aussehen.“
Ein Quatsch, der in den Kabinen aber offenbar gut ankommt, wie die Online-Bewertungen der App belegen. Im App Store von Apple kommt Prematch Anfang Oktober auf einen Schnitt von 4,7 (763 Bewertungen) im Android’schen Play Store sogar auf 4,9 Sterne (417).
Jahrgang 1992. Geboren und aufgewachsen in Unna. Kennt den Kreis Unna wie seine Westentasche, hat in seinem Leben aber noch nie eine Weste getragen. Wollte schon als Kind Sportreporter werden und schreibt seit 2019 für Lensing Media über lokale Themen - auch über die Kreisgrenzen hinaus.
