Gegen 20.20 Uhr am Mittwochabend rückten Polizeikräfte aus dem Kreis Unna und die regionale Bereitschaftspolizei zu einem Großeinsatz in Unna-Massen an. In der Erstaufnahme-Einrichtung (EAE) für Flüchtlinge war es zu einer Schlägerei unter Bewohnern gekommen - wieder einmal.
Die Polizei war nach Informationen unserer Redaktion unter anderem mit einer Hundertschaft vor Ort. Selbst aus Hamm und Schwerte fuhren Streifenwagen nach Unna. Viele Polizei-Autos standen am Abend vor der Einrichtung, wie Fotos unseres Reporters zeigen.

Hintergründe und Ausmaß der Auseinandersetzung waren auch am Tag danach noch teilweise unklar. Erste Meldungen aus der Nacht, nach denen bis zu 300 Menschen in Konflikt geraten seien, relativierte die Polizei zumindest: Die meisten von ihnen dürften eher Zuschauer gewesen sein, sich mit Foto- und Filmaufnahmen oder mit Anfeuern beteiligt haben. Die Gruppe der tatkräftig Beteiligten schätzt die Polizei hingegen auf 20 bis 30 Menschen. Messer seien dabei nicht zum Einsatz gekommen, es sei allerdings die Rede von Stöcken und Stühlen gewesen.
Drei der unmittelbar Beteiligten wurden verletzt, davon zwei leicht und einer schwer. Ein 24-jähriger Mann aus Tunesien wurde im Krankenhaus stationär aufgenommen, den beiden anderen - einem gleichaltrigen Landsmann und einem 22-jährigen Algerier - reichte eine ambulante Behandlung im Krankenhaus beziehungsweise die durch den Rettungsdienst vor Ort.
Offen ist, was den Streit ausgelöst hat. „Vielleicht werden wir das auch nie erfahren“, erklärte Polizeisprecher Bernd Pentrop. Gleichwohl werde es noch Vernehmungen geben, um der Frage nachzugehen. Erste Ansprechpartner seien die Verletzten, sobald sie vernehmungsfähig sind. Sie gelten als Tatverdächtige und sind festgenommen.
Die Polizei war offenbar vom Personal der Erstaufnahmeeinrichtung gerufen worden, als sich abzeichnete, dass ihm eine Schlichtung nicht möglich sein könnte. „Wir waren mit starken Kräften vor Ort“, sagt Pentrop, ohne genaue Angaben zur Mannstärke der Einsatzkräfte zu machen. Mit der starken Präsenz gelang es zumindest, die Lage zu beruhigen.
Die Mehrheit der Polizeikräfte rückte gegen 22.20 Uhr wieder von der EAE ab. Gleichwohl blieben einige Ermittler der Polizei noch in der Einrichtung.

In der Erstaufnahme-Einrichtung in Massen leben Flüchtlinge nicht dauerhaft, sondern bleiben dort nur für wenige Tage. Danach werden sie auf unterschiedliche Städte und Gemeinden in ganz Nordrhein-Westfalen weiterverteilt. Die aktuelle Belegung liege bei 860 Bewohnern, hieß es am Donnerstag von der Bezirksregierung in Arnsberg. Hauptzugangsländer seien Syrien, der Iran und der Irak, Afghanistan und die Türkei.
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