Wer sich über die Kriminalität im Kreis Unna allein über den offiziellen Kanal der Polizei informieren will, gewinnt schnell den Eindruck, dass Straftäter in der Region Spätberufene sind. Vorfälle, in denen Jugendliche als Täter eine Rolle spielen, werden von der Polizei nur selten aktiv gemeldet. Dahinter steht eine bewusste Entscheidung.
„Verpflichtet sind wir überhaupt nicht dazu, irgendetwas von uns aus zu veröffentlichen“, erklärt Polizeisprecher Bernd Pentrop im Gespräch mit unserer Redaktion. Erst bei Anfragen von Medien trete eine Auskunftsverpflichtung der Kreispolizeibehörde ein. Und ihr komme man natürlich auch nach.
Dabei ist es keineswegs so, dass die Polizei überhaupt nichts von sich aus veröffentlichen würde. In der vergangenen Woche stellte die Pressestelle der Behörde insgesamt 15 Meldungen ins Netz, die die Polizeiarbeit in neun kreisangehörigen Kommunen ohne Lünen abbilden. Dabei ging es etwa um Wohnungseinbrüche, Brände, Verkehrsunfälle und um die Festnahme eines per Haftbefehl gesuchten Mannes in Fröndenberg, der den Einsatzkräften buchstäblich vor die Füße fiel, als er betrunken mit seinem Fahrrad umkippte.
Jede fünfte Straftat begeht ein Täter unter 21
Im Vergleich zu den rund 1700 Straftaten, die die Kreispolizeibehörde zuletzt jährlich behandelt hat, ist das Meldungsaufkommen in ihrem Nachrichtenkanal aber eher ein Ausschnitt des Gesamtgeschehens. Das mag zum einen der reinen Stoffmenge und den Bearbeitungskapazitäten geschuldet sein. Allerdings ist das Bild, das die Polizei mit ihren Mitteilungen vermittelt, auch nicht maßstabsgetreu oder repräsentativ. Dass bestimmte Deliktarten eher nicht für die Veröffentlichung infrage kommen, räumt auch Bernd Pentrop ein.

„Wir sitzen morgens in unserer Teambesprechung und bewerten die Lage, treffen dabei auch die Entscheidungen darüber, wozu wir eine Meldung herausgeben“, so der Polizeisprecher. Dabei kämen mehrere Aspekte zur Wirkung. Für eine Veröffentlichung spricht etwa, wenn der Polizeiarbeit dadurch gedient werden könne, etwa in Form eines Zeugenaufrufes. Zurückhaltend aber ist die Polizei bei Jugenddelikten.
Jugendschutz wichtiger als öffentliche Information
Den Angriff eines zehnköpfigen Schlägertrupps auf dem Gelände der Peter-Weiss-Gesamtschule bestätigte die Polizei erst auf Anfrage – ebenso wie die Schlägerei in der Mensa im Februar oder den Kirmesstreit Anfang Mai, bei dem ein Elfjähriger aus Dortmund noch auf ein zwölfjähriges Kind aus Fröndenberg eintrat, als es schon am Boden lag.
Derlei Delikte finden den Weg in die Öffentlichkeit erst dann, wenn eine Redaktion Hinweise von privater Seite bekommt und sie bei der Kreispolizeibehörde gezielt nachfragt. Ein entsprechendes Dunkelfeld ist anzunehmen. Statistisch gesehen wird etwa jede fünfte Straftat von einem Täter unter 21 Jahren begangen.
Polizeisprecher Bernd Pentrop nennt Gründe dafür, die konkreten Fälle nicht für die aktive Pressearbeit der Behörde voranzustellen. „Es geht hier auch um den Opferschutz oder um den Schutz der Täter. Bei Jugendlichen und Kindern sind wir da sehr zurückhaltend. Und wir sind bislang gut gefahren damit“, sagt er. Gründe, die für eine Veröffentlichung sprechen würden, nimmt die Polizei in einer entsprechenden Abwägung als weniger gewichtig an. „So etwas würde doch keine einzige Schulhofschlägerei verhindern“, erklärt er.
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