Dramatik pur beim VfL Kamen. 80 Minuten lang mussten die gut 200 Zuschauer am Mittwochabend auf der VfL-Sportanlage zittern. Torlos trennten sich die U17-Kreisliga-Fußballer des VfL Kamen und die Bezirksliga-Kicker des SuS Kaiserau in der regulären Spielzeit des Kreispokal-Halbfinals. Das Elfmeterschießen musste die Entscheidung bringen. Der VfL, auf dem Papier eigentlich der Außenseiter der Partie, hatte die besseren Nerven − und einen überragenden Keeper: Halil-Ibrahim Özdemir.

Der SuS Kaiserau tritt zu seinem vierten Elfmeter an. Zuvor hatte bereits Kapitän Laurin Mallek einen Elfer an die Latte gesetzt. Omar Ibo muss schon treffen, ansonsten ist Kaiserau ausgeschieden. Ibo nimmt Anlauf, schießt. Doch Halil-Ibrahim Özdemir taucht nach rechts ab, hält die Arme auf Spannung und pariert den Kaiserauer Elfer. Der Startschuss für die große VfL-Party.

Sofort stürmen Dutzende Fans den Rasen, umgeben und feiern Özdemir − ihren Derbyhelden. Der war wenige Augenblicke nach Elfmeterschießen und dem damit verbundenen Finaleinzug sichtlich überwältigt.
„Ich habe einen Puls von 180, ich war sehr aufgeregt“, sagt der Matchwinner mit einem breiten Grinsen. In der Interviewsituation ist Özdemir immer noch umringt von seinen jubelnden Freunden und Mitspielern, muss die Meute schon fast bändigen, um in Ruhe sprechen zu können.
Im Endspiel wird Özdemir mit seiner Mannschaft erneut in die Rolle des Underdogs schlüpfen. Dann geht es im „Finale dahoam“ gegen den Landesligisten Hammer SpVg. Zum Zeitpunkt des Abpfiffs in Kamen am Mittwoch stand der Finalgegner indes noch nicht fest. Aber einen Wunschgegner hätte Özdemir ohnehin nicht gehabt: „Mir egal“, meint der Keeper, „es kann jeder kommen.“

Auch wenn die Aufregung natürlich bei allen groß war; die Verantwortlichen beim VfL Kamen hatten schon vor dem Elferschießen ein gutes Gefühl. So zumindest Jugendleiter Cüneyt Baysan, der den fünf Kamener Elfmeterschützen ordentlichen einheizte wie auch Trainer Volkan Yazici. „Wir haben es Gott sei Dank geschafft und freuen uns auf’s Finale. Da hoffe ich auf eine noch bessere Kulisse“, so der Coach.

Die wird allerdings nur schwer zu toppen sein. Das weiß auch Yazici: „Beim U19-Halbfinale am Dienstag (0:1 zwischen VfL Kamen und Holzwickeder SC, Anm. d. Red.) war die Kulisse auch schon gut. Heute haben die Fans aber richtig Alarm gemacht, eine starke Leistung von den Fans.“
Eine noch bessere Leistung zeigte nur Özdemir, den „Wolle“ Yazici hervorhebt: „Meinen großen Respekt an ihn. Ich hab ihm gesagt: ‚Einen hältst du, einen versemmeln die.‘ Und genauso ist es passiert.“
Von der tollen Atmosphäre, glaubt Yazici, habe sich der SuS Kaiserau auch anstecken lassen. Jannik Swoboda, Trainer des SuS, dem nach der dramatischen Niederlage die Tränen in den Augen standen, erkannte den Kamener Sieg an: „Glückwunsch an den VfL, sie haben mega gekämpft, wir haben nicht ins Spiel gefunden. Und Elfmeterschießen ist eben Glückssache. Die Jungs dürfen enttäuscht sein, genau wie wir es auch sind.“
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