Pest, Spanische Grippe und Corona: Professor erklärt die Unterschiede

© Kevin Kisker/ dpa Grafik: Martin Klose

Pest, Spanische Grippe und Corona: Professor erklärt die Unterschiede

rnInterview zum Coronavirus

Es sind gleich mehrere Faktoren, die das Coronavirus so viel gefährlicher machen als andere Viren. Welche das sind, erklärt der Epidemie-Forscher Prof. Dr. André Karch im Video-Interview.

Dortmund

, 07.04.2020, 15:19 Uhr / Lesedauer: 1 min

Das Coronavirus ist sehr gut über Tröpfcheninfektion übertragbar und kann sich so rasch weiträumig ausbreiten. Außerdem sei beim Coronavirus die Ausbreitungsgeschwindigkeit höher als etwa bei einem saisonalen Influenza-, also Grippevirus. Das sind nur zwei Faktoren, die das Virus gefährlicher machen als andere Viruserkrankungen. Das sagt Prof. Dr. André Karch (35). Er leitet die Klinische Epidemiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster.

Im Video-Interview mit unserer Redaktion ging der Wissenschaftler auf die Frage ein, inwiefern vorangegangene Epidemien wie die Pest im Mittelalter oder die Spanische Grippe in der Zeit des Ersten Weltkriegs mit der heutigen Ausbreitung des Coronavirus vergleichbar sind und in welchen Bereichen nicht.

In der aktuellen Situation könne man inzwischen zwar sehen, sagte Karch, dass die Zahl der Neuinfizierten langsam sinke. Aber das dürfe nicht das Signal sein, jetzt alle Einschränkungen wieder aufzuheben. Andererseits könne man diese Beschränkungen sicherlich auch nicht bis zum Jahresende aufrecht erhalten.

Eine doppelte Strategie

Es komme auf eine doppelte Strategie bei der Lockerung der Maßnahmen an. Auf der einen Seite müsse man die Risikogruppen, also die Älteren und Vorerkrankten, genauer identifizieren. Bisher seien diese Risikogruppen noch sehr breit definiert. Da rede man schnell von bis zu einem Drittel der Bevölkerung. Das müsse man sicherlich schärfer eingrenzen, sonst leide die Akzeptanz.

Auf der anderen Seite sei es wichtig, Fälle von Neuinfektionen durch Quarantäne und dem Feststellen von Infektionsketten weiter konsequent einzudämmen. Nur so könne man einem erneuten Anschwellen der Infektionen im großen Stil begegnen.

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