„Peer Gynt“ als klamaukigen Spaß inszeniert Ibsens Klassiker Im Grillo-Theater

„Peer Gynt“ als klamaukigen Spaß inszeniert
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Die Geschichte von Henrik Ibsens Lügenbold „Peer Gynt“ hat Caner Akdeniz auf die ebenfalls von ihm entworfene Bühne im Essener Grillo-Theater gebracht - und auch das Publikum (Premiere war am Freitag). Die Zuschauer sitzen um eine weiße quadratische Spielfläche mit Drehbühne und Hubelement, von dem reichlich Gebrauch gemacht wird, wie in einem Fahrstuhl werden die sieben Schauspieler immer wieder auf die Bühne gehoben.

Eine Erzähler-Stimme aus dem Off führt in Caner Akdeniz‘ auf Klamauk getrimmte Inszenierung ein. Zunächst werden die drei Peers auf die Bühne gefahren, dann folgt das restliche Ensemble – alle in schwarzen Klamotten (Kostüme: Emir Medić). Vom Bühnenhimmel senkt sich eine Kleiderstange herab und die Mimen streifen ihre Kostüme über. Im Laufe der Aufführung wird immer wieder daran erinnert, dass es ein Theaterspiel ist, ein Spiel mit Illusionen, und so treten auch die Schauspieler ab und an aus ihren Rollen.

Ausgelassen wird vor dem Brautraub auf der Hochzeit getanzt in Caner Akdeniz’ „Peer Gynt“-Inszenierung.
Ausgelassen wird vor dem Brautraub auf der Hochzeit getanzt in Caner Akdeniz‘ „Peer Gynt“-Inszenierung. © Heck

Obwohl der Regisseur viel Original-Text gestrichen hat, ist die Aufführung mit rund drei Stunden recht lang geraten. Denn Caner Akdeniz hat sich allerlei Albernheiten einfallen lassen, um den Abend in die Länge zu ziehen.

Da betet der junge Gynt, den Eren Kavukoğlu gekonnt als verlogenes Großmaul mit manchmal verunsichertem Blick gibt, zu seinem Idol Arnold Schwarzenegger, der als Papp-Aufsteller im Bühnenhimmel sichtbar ist. Singen darf er natürlich auch – „My Way“ von Frank Sinatra. Auch Sümeyra Yılmaz muss sich als seine Geliebte Solveig mit einer schrecklichen Gesangsnummer in die Geschichte einbringen.

Solveig erhebt die Axt

Nach Mutter-Fesselung, Brautraub und Einrichtung des Heims für Solveig geht es zu den Trollen (alle in Fatsuits) und nach dem Tod der Mama auf Weltreise. Auf der Jacht-Party, ein riesiger runder Tisch dominiert die Bühne, hat Floriane Kleinpaß ihren Auftritt als Peer, später als Prophetin.

Im Sturm segelt Peer zurück in die Heimat, und der mit goldener Farbe bemalte Mansur Ajang übernimmt die Rolle des alten Gynt. Allerdings erwartet ihn dort keine liebevolle Solveig, sie singt zwar noch einmal schauerlich, aber erhebt dann die Axt – und Black. Anerkennender Applaus.

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Termine: 8. / 24. / 25. 5., 14. / 21. 6.2025; Karten: Tel. (0201) 812 22 00. www.theater-essen.de

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