Aeon heißt der Großkonzern, der der Selbstoptimierung betuchter Kunden auf die Sprünge hilft. Wer alt ist und am Leben hängt, kauft bei Aeon die Vitalität anderer Leute.
Die spenden fünf oder gar 15 Jahre Lebenszeit (per Kanüle abgezapft) und kriegen Geld zur Verschönerung ihres Restdaseins. Alles legal in der Welt von morgen, die der deutsche Film „Paradise“ (neu bei Netflix) in düster bedrohlichen Farben ausmalt.
Profitabler Jugendwahn
Mag sein, dass die Autoren Gentechnik und die Praxis, Nieren gegen Bares zu spenden, in die Zukunft projiziert haben. Geschäftsmodelle, die Weltbeglückung heucheln, aber Habenichtse ausbeuten, gibt es ja schon.
„Paradise“ beschreibt eine Firma, die den Jugendwahn in ein profitables Produkt verwandelte. Iris Berben spielt die Aeon-Chefin Sophie Theissen.
Kein Gewissen
Auf einer Präsentation à la Steve Jobs kürt Theissen den jungen Max (Kostja Ullmann) zum „Mitarbeiter des Jahres“.
Der arbeitet als Drücker in der Akquise, bequatscht Migranten, ihre Jugend herzugeben, um mit dem Erlös etwa einen Laden zu eröffnen. Gewissensbisse kennt er nicht, Mordanschläge gegen Aeon irritieren ihn kaum.

Hartes Erwachen
Glaubt er etwa der Werbung, mit der Aeon ganz Berlin bespielt? Als Max nach einem Brand pleite ist, seine Frau ihre verpfändeten 40 Lebensjahre zwangsspendet (biologisch ist sie dann 65), wacht er auf. Ein Saulus wird zum Paulus.
Actiondrama von der Stange
Bemerkenswert bleibt bloß die erste Stunde des Films (Regie: Boris Kunz), bevor er auf einen gesichtslosen Thriller einschwenkt. Die EU zerbröselt.
Wir verarmen, in Berlin wuchern Slums, Reiche kaufen ewige Jugend. Das tiefschwarze Sujet erntet den Lorbeer, Maxens Vergeltung ist Actiondrama von der Stange.
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