Pandoras blaues Wunder Fortsetzung von „Avatar“ kommt Donnerstag (15.12.2022) ins Kino

Von Kai-Uwe Brinkmann
Pandoras blaues Wunder
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Wir sehen schwebende Felsen, üppig begrünt wie hängende Gärten. Einen Dschungel, der vor Leben überquillt, Baumtitanen, mächtige Wurzeln und Lianen. Drachen fliegen umher, auch Wesen wie „Schmetterlinge“ mit runden Flughäuten und zarte Gespinste, die bläulich leuchten.

Wohl nie haben 3D-Bilder so räumlich-haptisch und bezaubernd gewirkt wie die Trickillusionen in James Camerons „Avatar 2“, der langerwarteten Fortsetzung seines epochalen SciFi-Märchens von 2009. Im Auftakt beschwört Cameron noch einmal das blaue Wunder des Planeten Pandora.

Harmonisches Ökotopia

Als Weltenschöpfer hat er damals ein Ökotopia entworfen, wo Fauna und Flora in harmonischer Balance standen und die Eingeborenen im Einklang, ja in spiritueller Symbiose mit der Natur lebten. Bis der Mensch nach Pandora kam und mit ihm Raubbau und Brandschatzung. Diese technikkritische Grundierung echot auch durch den neuen Film.

In „Avatar 2“ geht der Widerstand der Einheimischen gegen die unfreundliche Übernahme ihrer Welt weiter. Was wurde aus Jake Sully (Sam Worthington), dem früheren Soldaten, der sich im Körper der blauhäutigen Na’vi wiederfand? Was aus seiner Na’vi-Freundin Neytiri (Zoe Saldana)?

Szene aus „Avatar 2 – The Way Of Water“
Die junge Kiri trägt die Züge von Sigourney Weaver. © 20th Century Studios

Die Antwort gibt es in Zeitraffer-Sequenzen ab Donnerstag im Kino. Sie erzählen von vier Kindern, einer glücklichen Partnerschaft und unbeschwerten Jahren. Bis die Armee der Erdlinge zurückkehrt, entschlossener denn je. Regenwald geht in Flammen auf, die Na‘vi kämpfen, und Jake ist ihr Anführer.

Der Film schaltet in den Actionmodus. Die Rebellen sprengen eine Bahnlinie, attackieren den Zug, bringen als Drachenreiter Helikopter zum Absturz und erbeuten Hightech-Waffen.

Fanatische Superkrieger

Eine Truppe Marines soll Jake zur Strecke bringen. Es sind fanatische Superkrieger, die man im Labor züchtete. Sie haben ein implantiertes menschliches Gedächtnis, dazu Statur und Kraft der Na‘vi.

Die Episode, in der Spezialkräfte im Wald abgesetzt werden, erinnert an die Optik von Vietnamfilmen. Uncle Sam will den Anführer des Widerstands, nur ein toter Vietcong ist ein guter Vietcong. Jake weiß, dass er chancenlos ist und den Kürzeren ziehen wird.

Vorhersehbare Dramaturgie

Mit der Familie verlässt er seinen Stamm und den Wald und geht ins Exil. Auf ans Meer, zu den See-Clans, die Inseln und Küste bevölkern! Der Untertitel des Films, „The Way Of Water“ hebt auf den Ortswechsel ab, James Cameron erkundet Pandoras Wasserwelt.

Ab hier etwa wird die Dramaturgie ziemlich vorhersehbar. Nimmt man „Avatar“ als Space Western, dann sind die Na’vi Outlaws oder Indianer, die Marines Kopfgeldjäger – und die geben niemals auf.

Impressionen einer Idylle

Die Hälfte von 192 Filmminuten ist vorbei. Erneut holt Cameron zur großen Natur-Beschwörung aus. Frische Kreaturen, neue 3D-Impressionen eines Idylls, wo alle Geschöpfe Brüder sind, und „Wale“ die besseren Menschen. Das ist rührend, segelt aber nur haarscharf am Poesiekitsch zu New Age-Musik vorbei und wirkt überzogen langatmig.

Trotz visueller Pracht und großkalibriger Action strapaziert „Avatar 2“ das Sitzfleisch. Es gibt rauschhafte Momente, Dauer-Verzückung wie beim Vorgänger stellt sich nicht ein.

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