Hochwasser an Ostseeküste vorbei Schäden werden sichtbar

Ostseeküste droht Flut: Höchststand für Freitag erwartet
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Hochwasser an Ostseeküste vorbei: Schäden werden sichtbar

Update, 22.10., 15 Uhr: Nach der Sturmflut, die in vielen Küstenorten Mecklenburg-Vorpommerns für Überschwemmungen sorgte und an den Stränden Spuren der Verwüstung hinterließ, hat sich die Lage wieder merklich beruhigt. Am Sonntagmorgen war das Hochwasser weitgehend abgeflossen. In Wismar etwa vermeldete das Portal PegelOnline nur noch 25 Zentimeter über dem normalen Wasserstand. In der Nacht zum Samstag waren dort Pegelstände von 1,55 Meter über dem Normalwert registriert worden. Weite Teile des Hafenareals standen unter Wasser.

Auch am Darß, wo am Samstag ein Damm zur Boddenseite an zwei Stellen vom Wasser durchbrochen worden war, wurde weitgehend Entwarnung gegeben. Dort sank der Wasserspiegel wegen der nur schmalen Ostsee-Verbindung zwar langsamer, doch floss nach Angaben einer Sprecherin kaum noch Wasser in Richtung Wieck. Dort waren 75 Häuser mit Sandsäcken gegen die anströmenden Wassermassen gesichert worden. In Spitzenzeiten seien am Darß 85 Feuerwehrleute gleichzeitig im Einsatz gewesen. Am Sonntag hätten etwa 50 Einsatzkräfte die am Tag zuvor abgebrochenen Sicherungsarbeiten am Damm fortgesetzt, sagte die Sprecherin. Menschen kamen den Angaben zufolge bislang nicht zu Schaden.

Auf den Inseln wird das Ausmaß der Flut nun zunehmend sichtbar. So wurde der Promenadenweg in Sassnitz zu großen Teilen von den gewaltigen Wassermassen zerstört. Selbst massive Steinblöcke wurden verschoben. Der Weg musste gesperrt werde, der Schaden geht ersten Schätzungen zufolge in die Millionen. In Stahlbrode zwischen Stralsund und Greifswald richtete die Sturmflut massive Schäden an den Hafenanlagen und den dort liegenden Schiffen an.

Gegen Mittag will sich der auch für den Küstenschutz zuständige Umweltminister Till Backhaus (SPD) zu den Folgen der Sturmflut in Mecklenburg-Vorpommern äußern. In einer ersten Bilanz hatte er am Samstag festgestellt, dass die Auswirkungen im Vergleich zu Schleswig-Holstein und Süd-Dänemark merklich geringer gewesen seien. Doch wurde auch in Mecklenburg-Vorpommern viel Sand von den Stränden und den für den Schutz des Hinterlandes wichtigen Dünen ins Meer gespült. Zum Teil seien gefährliche Abbruchkanten entstanden. „Ich appelliere an die Vernunft der Menschen, sich nicht in solchen Gefahrenbereichen aufzuhalten“, mahnte Backhaus.

Nach sturmbedingter Unterbrechung wurde der Fährverkehr zwischen Deutschland und Dänemark wieder nach dem gewohnten Fahrplan aufgenommen. Wie die Reederei Scandlines mitteilte, verkehren auf den Strecken Puttgarden-Rødby und Rostock-Gedser seit Samstag wieder die Schiffe. Jedoch habe es auch am Sonntag in Puttgarden sowie in Rødby für Reisende noch Wartezeiten gegeben, die im Laufe des Tages aber überwunden werden sollten.

Wegen extrem starker Ostwinde und des Hochwassers hatte die Reederei die Schiffe vorübergehend in den Häfen gelassen. Während die Zugangsrampen zum BorderShop in Puttgarden durch Sturm und hohe Wasserstände beschädigt worden sei und der Shop geschlossen bleibe, sei die Hafenanlagen verschont geblieben, hieß es.

Großes Aufräumen nach Sturmflut mit Millionen-Schäden

Update, 21.10., 15.45 Uhr: Eine schwere Sturmflut mit Rekord-Wasserständen hat an der Küste Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns nach ersten Schätzungen Schäden in dreistelliger Millionenhöhe angerichtet. Inzwischen begannen in den betroffenen Städten und Gemeinden von Flensburg bis Lübeck und Rügen die Aufräumarbeiten.

Millionenschäden nach Ostsee-Sturmflut erwartet

Update, 21.10.,11.30 Uhr: Der Fährverkehr zwischen Deutschland und Dänemark lief am Samstag wieder an. Wie die Reederei Scandlines mitteilte, fuhren auf der Strecke Puttgarden-Rødby seit dem frühen Morgen wieder Schiffe. Der Fährbetriebe auf der Linie Rostock-Gedser sollte ab 11.15 Uhr wieder aufgenommen werden.

Erst wenn das Wasser abgelaufen ist, können Experten damit beginnen, Schäden zu erfassen. Neben Deichen und Hochwasserschutzanlagen sind auch Hafenanlagen, Uferbefestigungen und Gebäude betroffen. Hohe Kosten verursachen Sturmfluten an Stränden, wenn diese zum Teil ins Meer gerissen und später wieder aufgefüllt werden müssen. Der Leiter des Stabes Katastrophenschutz im Innenministerium Schleswig-Holsteins sprach in der Nacht von Schäden in dreistelliger Millionenhöhe.

Wasserstände deutlich gesunken

Update, 21.10., 8.10 Uhr: In Flensburg war der Wasserstand gegen Mitternacht auf mehr als 2,2 Meter über dem Normalwert gestiegen. Teile des Hafengebiets waren überflutet. Es war ein Jahrhunderthochwasser für die Fördestadt. Aus Sicherheitsgründen schalteten die Stadtwerke den Strom in den betroffenen Bereichen ab. In Eckernförde hatte der Höchstwert bei etwa 2,1 Metern über Normal gelegen.

Mit dem Abflauen des Oststurms in der zweiten Nachthälfte und am Morgen sanken die Wasserstände an der Ostseeküste deutlich. In Flensburg lag der Stand nach Daten der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung um 7.20 Uhr am Samstag noch 1,42 Meter über dem Normalwert, in Eckernförde noch 1,41 Meter.

Eine Schadensbilanz lag am frühen Morgen noch nicht vor. Erst wenn das Wasser abgelaufen ist, können Experten beurteilen, wie groß die Schäden an Deichen und anderen Hochwasserschutzanlagen, Stränden, Hafenanlagen, Uferbefestigungen und Gebäuden sind.

Erstes Todesopfer im Sturm über Schleswig-Holstein

Update, 20.11 Uhr: Ein im Sturm umgestürzter Baum hat eine 33 Jahre alte Frau in ihrem Auto auf der schleswig-holsteinischen Ostseeinsel Fehmarn erschlagen. Das Unglück im Kreis Ostholstein ereignete sich am Freitagnachmittag, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Die Frau lebte auf der Insel. Zu den genauen Umständen des Unglücks konnte die Polizei zunächst keine weiteren Angaben machen.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) erwartete den Scheitelpunkt der Sturmflut am Freitagabend. In Flensburg erreichte das Wasser einen Stand von mehr als zwei Metern über dem Normalwert, wie aus der Sturmflut-Informationskarte des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums hervorging. Für Flensburg ist das der höchste Wasserstand seit über 100 Jahren. In Eckernförde lag der Pegelstand bei 1,91 Meter und in Neustadt bei 1,74 Meter zum mittleren Wasserstand. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sollte der Sturm in der Nacht langsam abklingen.

Strom im Flensburger Hafen abgestellt

In der Landeshauptstadt Kiel wurden mehrere Straßen gesperrt. In Flensburg standen die Straßen am Hafen unter Wasser. Aus Sicherheitsgründen schalteten die Stadtwerke in dem betroffenen Gebiet den Strom ab. Im Kreis Schleswig-Flensburg waren Zehntausende Sandsäcke an die betroffenen Ämter und Gemeinden ausgeteilt worden.

Die Polizei bat die Verkehrsteilnehmer, die Bereiche um die Flensburger Förde, den Nord- und Südhafen in Kappeln sowie in Schleswig die an die Schlei angrenzenden Bereiche großräumig zu umfahren. In der Region waren aufgrund des Hochwassers zahlreiche Straßen gesperrt.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther dankte allen Helfern. „Das ist eine herausfordernde Situation, und ich bin allen Helferinnen und Helfern sehr dankbar, die zurzeit im Einsatz sind“, teilte der CDU-Politiker mit. „Polizei, Feuerwehr, THW und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Landesbetrieb für Küstenschutz setzen sich dafür ein, die Situation im Griff zu behalten, und das gelingt ihnen auch.“ In Kiel nahm der Katastrophenschutzstab des Innenministeriums die Arbeit auf.

Überflutung auf Fehmarn: Zehn Menschen von Booten gerettet

Update, 13.55 Uhr: Zehn Menschen und ein Hund sind am Freitagmorgen durch die Seenotrettung von mehreren Hausbooten bei Fehmarn gerettet worden. Zuvor hatte der Vermieter der Hausboote auf die Notlage aufmerksam gemacht, erklärt die Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) am Freitag. Durch das Hochwasser müsse bald die Strom- und Wasserversorgung zu den Booten abgestellt werden. Da die Stege zu den Hausbooten aber überflutet waren, konnten die Bewohner sich nicht mehr selbstständig über den Landweg in Sicherheit bringen. Die Evakuierung dauerte rund 30 Minuten an. Einige Bewohner waren sich der Notlage nicht bewusst und mussten von den Seenotrettern durch Klopfen und Signalhorn geweckt werden. Der Tourismus-Service Fehmarn vermittelte alternative Unterkünfte an die Geretteten.

Bundestag sendet wegen Sturmflut Signal der Anteilnahme

Update, 12.30 Uhr: Der Bundestag hat angesichts der erwarteten Sturmflut ein Signal der Anteilnahme an die Küsten gesandt. Der amtierende Präsident Wolfgang Kubicki (FDP) unterbrach die Tagesordnung am Freitag kurz und sagte, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein stünden vor der wahrscheinlich schwersten Sturmflut seit 100 Jahren. „Ich finde, das Haus sollte den Menschen wünschen, dass die Sachschäden gering bleiben und Menschenschäden nicht zu befürchten sind.“ Darauf folgte Applaus aus allen Fraktionen.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie erwartete für die Kieler und die Lübecker Bucht für Freitagnachmittag und -abend den Höhepunkt einer schweren Sturmflut. In der Flensburger Förde können Wasserstände bis zu 2,00 Meter über das mittlere Hochwasser steigen. Das wäre der höchste Wasserstand seit mehr als 100 Jahren. In Mecklenburg-Vorpommern sollte die Flut allenfalls nahe der Lübecker Bucht das Niveau einer schweren Sturmflut erreichen.

Ostseewellen überfluten die am Strand in Schilksee aufgestellten Strandkörbe. Foto: Axel Heimken/dpa
Ostseewellen überfluten die am Strand in Schilksee aufgestellten Strandkörbe. Foto: Axel Heimken/dpa © Axel Heimken/dpa

Stadt Kiel warnt vor weiteren Straßenüberflutungen

Update, 11 Uhr: Die Stadt Kiel hat ihre Schutzmaßnahmen gegen die Ostsee-Sturmflut erweitert. Sie warnte am Freitag vor möglichen Überschwemmungen zahlreicher viel befahrener Straßen in der Innenstadt. Bis Samstagvormittag sei weiterhin mit Hochwasser und Starkregen zu rechnen.

Für die Kiellinie in Richtung Marinehafen und den Deichweg am Falckensteiner Strand wurde für Freitag ab 15.00 Uhr eine Sperrung für den Autoverkehr verfügt. Weitere Straßensperrungen seien vorbereitet und würden bei Bedarf von der Feuerwehr eingerichtet, sobald dort Wasser auf der Fahrbahn stehen sollte, hieß es weiter.

Der Höhepunkt des Hochwassers wird gegen Mitternacht erwartet. Die Stadt rief dazu auf, Fahrzeuge rechtzeitig bis Freitag, 15.00 Uhr, aus Tiefgaragen und von Parkplätzen in gefährdeten Lagen wegzufahren. Tiefgaragen könnten bei Hochwasser zu tödlichen Fallen werden.

Außerdem rät die Stadt, überflutete Straßen keinesfalls zu durchfahren, da Gefahrenstellen unter Wasser nicht erkannt werden könnten. Alle Fenster, gerade auch jene im Keller, sollten geschlossen werden.

Die Strasse vor den Cafes und GEschäften am Tiessenkai im Kiler Stadteil Holtenau ist vollständig von der Ostssee überflutet. Foto: Axel Heimken/dpa
Die Strasse vor den Cafes und GEschäften am Tiessenkai im Kiler Stadteil Holtenau ist vollständig von der Ostssee überflutet. Foto: Axel Heimken/dpa © Axel Heimken/dpa

Update, 20.10., 9 Uhr: An der Ostseeküste sind wegen der Sturmflut die ersten Straßen und Uferbereiche vom Hochwasser überschwemmt worden. So standen am Freitagmorgen sowohl in Wismar als auch in Kiel und und Flensburg bereits zahlreiche Straßen unter Wasser. „Das Wasser kommt, es ist schon sehr weit gedrungen, es steht schon vor der Tür“, sagte eine Sprecherin der Polizei Flensburg dazu der Deutschen Presse-Agentur.

In Kiel waren bereits am Donnerstagnachmittag in Schiksee mehrere Strandkörbe ins Wasser gezogen worden. „Da ist das Wasser schon ungewöhnlich hoch. Etwa 150 Strandkörbe sind dort geborgen worden“, sagte eine Polizeisprecherin.

Die Sturmflut an der Ostsee soll am Abend ihren Höhepunkt erreichen. An der gesamten schleswig-holsteinischen Küste werde der Wasserstand 1,50 Meter oder mehr über das mittlere Hochwasser steigen, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie in Rostock. Hotspot werde die Flensburger Förde sein. Dort könnte das Wasser auf 2,00 Meter über dem mittleren Hochwasser steigen. Weiter südlich und östlich werden die Wasserstände niedriger liegen, sagte die Sprecherin. In Mecklenburg-Vorpommern werde die Flut allenfalls nahe der Lübecker Bucht das Niveau einer schweren Sturmflut erreichen.

„Entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen“

Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne), der auch für den Küstenschutz zuständig ist, rief die Küstenanwohner zur Vorsicht auf. „Ich appelliere auch an alle an der Ostseeküste lebenden Menschen, sich gut zu informieren und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen“, erklärte Goldschmidt. Mit einer möglichen Dauer von bis zu 40 Stunden könnte die Sturmflut deutlich länger anhalten als ähnliche Unwetterereignisse 2017 und 2019. Strandwälle wie an der Schleimündung könnten überflutet werden. Auch sei mit Strandausräumungen und Steiluferabbrüchen zu rechnen.

Eine sehr viel deutlichere Warnung gab die dänische Polizei heraus. Sie forderte Anwohner und Urlauber im Süden und im Osten Dänemarks auf, spätestens heute Morgen das Küstengebiet zu verlassen. Betroffen sind demnach auch die bei deutschen Urlaubern beliebten Sommerhaus-Gegenden an den Südküsten der Inseln Lolland, Falster und Fünen sowie in den Förden von Haderslev, Aabenraa (Apenrade) und Flensburg. Wegen der Sturmflutwarnung fallen auf der Fährlinie zwischen Rostock und dem dänischen Hafen Gedser auf Falster heute zahlreiche Abfahrten aus.

Wasserstand bis zu 2,4 Meter über Normalwert möglich

Das Dänische Meteorologische Institut (DMI) warnte vor Überschwemmungen in den betroffenen Küstenabschnitten von Freitagmorgen bis Samstagmittag. Der Wasserstand könne bis zu 2,4 Meter über den Normalwert steigen.

Nach Angaben des BSH beginnt an der Ostseeküste eine Sturmflut bei einem Wasserstand von einem Meter über dem Normalwert. Ab 1,25 Meter wird von einer mittleren Sturmflut und ab 1,5 Metern von einer schweren Sturmflut gesprochen. Steigt das Wasser um mehr als zwei Meter, ist das eine sehr schwere Sturmflut. Anders als in der Nordsee spielt der Tidenhub in der Ostsee praktisch keine Rolle. Die Wasserstände steigen vor allem, wenn Sturm aus östlichen Richtungen das Wasser gegen die schleswig-holsteinische Küste schiebt.

Mecklenburg-Vorpommern kommt nach Vorhersage des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie glimpflicher weg. Es werde voraussichtlich eine mittlere Sturmflut werden, sagte die Sprecherin. In Greifswald werde das Wasser auf 1,40 Meter über das mittlere Hochwasser steigen, in Koserow auf Usedom auf etwa einen Meter. Die Höchststände können den Angaben zufolge um jeweils 10 Zentimeter abweichen, weil sie von den schwerer vorhersagbaren Windverhältnissen abhängen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte vor orkanartigen Böen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 110 Kilometern pro Stunde an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste. Die Warnung gilt von heute 12.00 Uhr bis morgen 2.00 Uhr, wie der DWD auf seiner amtlichen Warnkarte im Internet mit.

Extrem niedrige Wasserstände an der Nordseeküste

Für die Nordseeküste erwartet das Bundesamt extrem niedrige Wasserstände, weil der starke Ostwind das Wasser von der Küste wegdrückt. In Cuxhaven sollen die Wasserstände heute mehr als 1,5 Meter unter dem mittleren Niedrigwasser liegen. In Hamburg werde der Wasserstand voraussichtlich sogar 2 Metern unter das mittlere Niedrigwasser fallen. In den vergangenen 25 Jahren sank der Wasserstand an der deutschen Nordseeküste nur drei Mal unter 1,5 Meter unter dem mittleren Niedrigwasser gesunken - zweimal im März 2018 und einmal im November 2022, wie das Bundesamt weiter mitteilte.

In den Fährverbindungen zu den Halligen und Inseln kommt es zu Ausfällen und Verschiebungen in den Fahrplänen. Die Neue Pellwormer Dampfschiffahrts GmbH und die Wyker Dampfschiffs-Reederei kündigte Fahrplanänderungen bis morgen an.

Ostseeküste droht Flut: Höchststand für Freitag erwartet

Erstmeldung, 20.10., 7 Uhr: An den Küsten Mecklenburg-Vorpommerns steigt das Wasser. Seit Donnerstag laufen in vielen Küstenorten die Vorkehrungen, um das mit der vorhergesagten Sturmflut einhergehende Hochwasser möglichst fern zu halten. Die Höchststände werden in der Nacht von Freitag zu Samstag erwartet. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sagte für die gesamte Küstenlinie westlich Rügens einen Wasserstand von bis zu 130 Zentimetern über dem mittleren Wasserstand vorher. Für den Bereich östlich von Rügen lag die Prognose bei maximal 120 Zentimetern.

Die Wasserschutzpolizei mahnte Freizeitskipper, ihre Boote zu sichern. Wegen Sturms und Hochwassers hätten sich in Stahlbrode am Strelasund bereits am Donnerstag mehrere Sportboote an ihrem Liegeplatz gelöst und seien dabei zum Teil erheblich beschädigt worden. Im Hafengebiet von Stralsund wurden Hochwasserwarnschilder in Gefährdungsgebieten aufgestellt. In Greifswald wurde nach Angaben der dortigen Feuerwehr das Mittelsegment des Sperrwerks geschlossen.

Der Landkreis Vorpommern-Greifswald bat die Bürgerinnen und Bürger um erhöhte Wachsamkeit. Auch die Stadt Wismar warnte Anwohner im Hafengebiet. Bei Hochwasserlagen werden dort meist Kreuzungen und Straßen überflutet. Uferbereiche in der Nähe des Stadthafens wurden bereits mit Sandsäcken verstärkt.

Sturmflutwarnung: Reedereien stellen Betrieb ein

Reedereien stellen wegen der Sturmflutwarnung auf einigen Linien den Betrieb teilweise oder ganz ein. So fallen auf der Linie Rostock-Gedser der Fährreederei Scandlines auch am Freitag zahlreiche Abfahrten aus. Der reguläre Fahrplan werde voraussichtlich am Samstagfrüh wieder aufgenommen, hieß es. Aufgrund der aktuellen Wetterlage stellte die Reederei Hiddensee am Freitag den gesamten Fährbetrieb ein, wie das Unternehmen mitteilte.

Der für den Küstenschutz zuständige Minister Till Backhaus (SPD) warnte Strandnutzer und Spaziergänger angesichts der stürmischen See davor, Gefahren zu unterschätzen. „Besonders an der Außenküste gibt es viele aktive Steilküstenabschnitte. Es besteht immer die Gefahr von Kliffabbrüchen und Hangrutschungen“, erklärte Backhaus. Diese Gefahr erhöhe sich durch Sturmfluten stark, da es zur Unterspülung kommen könne. Nach den Worten von Backhaus beobachten die zuständigen Behörden im Land die Wasserstandentwicklung kontinuierlich. Es sei davon auszugehen, dass im Verlaufe des Freitags die Alarmstufe I ausgerufen werde.

dpa