Orkantief über Westeuropa: Deutschland rüstet sich Frau stirbt durch umstürzenden Baum

Orkantief über Westeuropa: Überflutung und Sturmböen drohen
Lesezeit

Das Orkantief „Ciaràn“ hat in der Nacht zum Donnerstag den Nordwesten Frankreichs sowie den Südwesten Englands und die Kanalinseln getroffen. In Frankreich gab es einen Toten und vier Verletzte. Etwa 1,2 Millionen Haushalte waren ohne Strom, umgestürzte Bäume blockierten Straßen und Bahnstrecken.

Es habe erhebliche Sachschäden unter anderem an Dächern gegeben, teilte Innenminister Gérald Darmanin mit. Mehr als 1300 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Feuerwehren rückten zu rund 1900 Einsätzen aus. Zehntausende Menschen waren außerdem vom Mobilfunknetz abgeschnitten.

An der Atlantikküste und der Nordküste Frankreichs gilt bis zum Abend Überschwemmungsgefahr durch Sturmwellen. Ein Lastwagenfahrer starb, als sein Fahrzeug von einem umstürzenden Baum getroffen wurde, ein Pkw-Fahrer wurde durch einen Baum leicht verletzt. Außerdem erlitten drei Feuerwehrleute leichte Verletzungen. Sturmböen erreichten örtlich Geschwindigkeiten bis zu 200 Kilometern pro Stunde. Vor dem zur Bretagne gehörenden Departement Finistère - dem westlichsten kontinentalen Zipfel Frankreichs - wurde eine 21 Meter hohe Sturmwelle gemessen.

Jersey Police: „Bitte bleiben Sie drinnen“

Auf der der Insel Jersey im südwestlichen Ärmelkanal wurden der Polizei zufolge Windgeschwindigkeiten von bis zu 164 Stundenkilometern gemessen. „Bitte bleiben sie drinnen. Es ist sehr gefährlich da draußen“, so eine Mitteilung der Jersey Police. Medien berichteten von abgedeckten Dächern und umgestürzten Bäumen.

Auch an der Südküste Englands stellten sich die Menschen auf starke Einschränkungen durch den Sturm ein. Hunderte Schulen in den Grafschaften Cornwall und Devon blieben geschlossen. Berichten zufolge waren 6000 Haushalte in Devon ohne Strom. Mehrere Bahnbetreiber im Großraum London riefen die Menschen auf, nur wirklich notwendige Reisen anzutreten.

Wellen brechen über die Hafenmauer in Folkestone, Kent. Foto: Gareth Fuller/PA Wire/dpa
Wellen brechen über die Hafenmauer in Folkestone, Kent. Foto: Gareth Fuller/PA Wire/dpa © Gareth Fuller/PA Wire/dpa

Wegen des sich nähernden Sturms wurden in den Niederlanden Hunderte Flüge unter anderem nach Deutschland annulliert. Das teilte ein Sprecher des Amsterdamer Flughafens Schiphol am Donnerstag mit. Wegen der erwarteten heftigen Sturmböen wurde auch die Schifffahrt von der Nordsee auf die Westerschelde im Südwesten des Landes gestoppt. Auch können einige Fähren zu Wattenmeerinseln nicht fahren. Der Meteorologische Dienst rief die zweithöchste Alarmstufe Orange für die südwestliche Provinz Zeeland und die Regionen an der Nordseeküste aus. Einige Schulen blieben vorsorglich geschlossen.

Sturmwarnung für Teile der Nordseeküste

Der Deutsche Wetterdienst gab eine Sturmwarnung für Teile der Nordseeküste und eine Starkwindwarnung für Teile der Ostseeküste heraus. Bis zum Mittag werden demnach Sturmböen von bis zu 90 Kilometern pro Stunde erwartet. An der Nordsee seien inbesondere Ostfriesland und Helgoland betroffen. An der Ostsee soll es mehrheitlich bei Starkwind bleiben, aber von Flensburg bis Fehmarn und auf Rügen sei mit stärkeren Windböen zu rechnen.

Bereits am Donnerstagmorgen beeinträchtigten erste umgestürzte Bäume den Zugverkehr in Nordrhein-Westfalen. Betroffen waren die Regionen Euskirchen, Remscheid, Mönchengladbach/Viersen und Dorsten.

Eine junge Frau ist am Rammelsberg im Harz in Niedersachsen durch einen umstürzenden Baum tödlich verletzt worden. Grund sei die Sturmlage, die deutlich stärker als erwartet ausfalle, teilte der Kreisfeuerwehrverband Goslar mit.

Orkantief trifft auf Südwestengland und Kanalinseln

Das Orkantief, das in Großbritannien „Emir“ heißt, traf in der Nacht zum Donnerstag auch auf den Südwesten Englands und die Kanalinseln. Auf der Insel Jersey wurden der Polizei zufolge Windgeschwindigkeiten von bis zu 164 Stundenkilometer gemessen. „Bitte bleiben sie drinnen. Es ist sehr gefährlich da draußen“, so eine Mitteilung der Jersey Police. Etwa 40 Menschen seien wegen Sturmschäden über Nacht aus ihren Häusern evakuiert worden, teilte die Polizei mit. Medien berichteten von abgedeckten Dächern und umgestürzten Bäumen. Der Flugverkehr von und nach Jersey wurde einem Bericht der BBC zufolge eingestellt. Schulen blieben geschlossen.

Auch an der Südküste Englands gibt es starke Einschränkungen durch den Sturm. Hunderte Schulen in den Grafschaften Cornwall und Devon blieben geschlossen. Berichten zufolge waren 6000 Haushalte in Devon ohne Strom. Erwartet wurde, dass das Orkantief im Laufe des Tages weitere Schäden entlang englischen Südostküste anrichten wird. Mehrere Bahnbetreiber im Großraum London riefen die Menschen auf, nur wirklich notwendige Reisen anzutreten.

Heftiger Regen und Hochwasser an der Nordküste Englands. Foto: Owen Humphreys/PA Wire/dpa
Heftiger Regen und Hochwasser an der Nordküste Englands. Foto: Owen Humphreys/PA Wire/dpa © Owen Humphreys/PA Wire/dpa

Verkehr eingeschränkt

In Frankreich wurde der Zugverkehr in den Regionen Bretagne, Normandie, Pays de Loire, Hauts de France und Centre Val de Loire für Donnerstag weitgehend eingestellt. In drei besonders stark betroffenen Départements rief Verkehrsminister Beaune dazu auf, das Auto nicht zu benutzen. Auch Lastwagen durften zunächst nicht fahren. Teils sollen herabgesenkte Maximalgeschwindigkeiten im Straßenverkehr gelten. Gemeinden hatten noch am Mittwoch Dämme verstärkt und zusätzliche Barrikaden nahe der Küste errichtet.

Am Flughafen Nantes konnten Flüge wegen der Wetterlage nicht landen und wurden Richtung Süden nach Toulouse umgeleitet.

Tief dürfte heute Niederlande und Belgien erreichen

Auch andere Länder dürften das Tief am Donnerstag zu spüren bekommen. In großen Teilen der Niederlande wurde vor dem Sturm gewarnt. Das Meteorologische Institut rechnet für den Donnerstag vor allem an den Küsten mit Böen von bis zu 110 Kilometer pro Stunde. Der Automobilclub ANWB appellierte an die Menschen, am Donnerstag möglichst zu Hause zu arbeiten. Wegen des starken Windes und schwerer Regenfälle würden extrem lange Staus erwartet.

In Belgien sollen Parks und andere bewaldete Flächen an manchen Orten vorsichtshalber geschlossen bleiben. Nach Angaben der Bahn wird am Donnerstag zwischen Frankreich und Belgien kein Zug verkehren. Den Angaben nach sollen zudem zwischen der Stadt Brügge und der Nordseeküste keine Züge fahren, für andere Züge gelte eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Nach Vorhersagen des Königlich Meteorologischen Instituts werden in Belgien Windböen zwischen 80 bis 90 km/h im Osten des Landes und 100 bis 110 km/h im Westen erwartet.

Deutschland soll von dem Tief auch etwas zu spüren bekommen, aber nur sehr abgeschwächt. Der Deutsche Wetterdienst gab am frühen Morgen eine Sturm- und Unwetterwarnung für die deutsche Nord- und Ostseeküste heraus. Bis zum Mittag werden demnach Sturmböen von bis zu 90 Kilometern pro Stunde erwartet. An der Nordsee seien inbesondere Ostfriesland und Helgoland betroffen. An der Ostsee soll es mehrheitlich bei Starkwind bleiben, aber von Flensburg bis Fehmarn und auf Rügen sei mit stärkeren Windböen zu rechnen. Begleitet wird der Starkwind von dichter Bewölkung und Regenschauern bei Temperaturen zwischen 11 und 14 Grad. Zum Wochenende hin soll der Wind leicht abnehmen, es bleibt aber größtenteils stürmisch und regnerisch.

dpa