„Oppenheimer“ Der Vater der Atombombe bekommt Schuldgefühle

Von Kai-Uwe Brinkmann
„Oppenheimer“ : Der Vater der Atombombe
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Was weiß man über Robert Oppenheimer? Er war der Kopf des Manhattan-Projekts, das die erste Atombombe hervorbrachte. Das war‘s auch schon.

Nach dem neuen Film von Christopher Nolan ist man wesentlich schlauer, nicht nur was die Biografie des Mannes betrifft.

Die Rechnung geht auf

„Oppenheimer“ porträtiert auch das Amerika der 1940er und -50er-Jahre, und damit die Ära der Hexenjagd nach Kommunisten.

Christopher Nolan ist das Cleverle im Blockbuster-Zirkus, selbst wenn er sich mit „Tenet“ verhoben hat. Auch bei „Oppenheimer“ nahm er sich viel vor, doch dieses Mal geht die Rechnung auf.

Fesselnd für drei Stunden

Es ist ein reiches, komplexes Kinostück von drei Stunden Länge, das über die volle Distanz fesseln kann. Dank eines stargespickten Ensembles (Cillian Murphy als Oppenheimer, Emily Blunt als seine Frau, Robert Downey jr., Florence Pugh), dem Nolan Glanzleistungen entlockt.

Murphy liefert äußerlich eine kontrolliert kühle Vorstellung. Sein Gesicht brennt sich trotzdem ein, während der Film Robert Oppenheimer durch die Jahre 1942 bis 1954 folgt.

Robert Downey Jr. glänzt

Herausragend spielt Robert Downey jr. den Politiker Lewis Strauss, der als Oppenheimers Förderer antritt, bevor seine Motive in Zweifel geraten.

Durch Marvels „Iron Man“ und Guy Ritchies Sherlock Holmes-Filme kam Downey aus einem Karriereknick. Hier wird er mal richtig im Charakterfach gefordert und schlägt sich mit Bravour.

In der Nacht stehen vier Menschen auf einem Feld. Gebeugt leuchten sie mit Taschenlampen in eine Klappe im Boden.
Lt. Leslie Groves (Matt Damon) hat die Aufsicht über Oppenheimer und seinem Team. © Universal

Im Rennen mit Nazi-Deutschland

1942 hat Oppenheimer den Ruf eines genialischen Physikers, mehr nicht, als Strauss den Mann mit jüdisch deutschen Vorfahren an sein Institut holt. Ein Offizier (Matt Damon) guckt Robert als Chef des geheimen Atomprogramms aus.

Der rekrutiert die besten Köpfe, lässt in der Wüste eine Kleinstadt aus dem Boden stampfen und betätigt sich als Schrittmacher auf dem Weg zur Bombe. Stets in Angst, Nazi-Deutschland könne schneller sein.

Florence Pugh als Kommunistin

Nolans Drehbuch leuchtet die Atomphysik soweit aus, dass der Zuschauer einen Begriff bekommt, welche Aufgabe vor den Leuten in Los Alamos liegt. Auch über Technikfragen generiert der Film Suspense, obwohl wir ja wissen, wie das Rennen um die Bombe ausging.

Dramaturgischen Sprengstoff birgt Oppenheimers Privatleben. Seine Geliebte (Florence Pugh) ist Kommunistin, viele Freunde auch. Wie hält er es mit den Roten?Das FBI sammelt Material. Nach dem Krieg kommt es zur Anhörung, die zur Schlammschlacht wird. Über Montage und Musik hat Nolan diese Redestrecke packend aufbereitet.

Krise nach der Zündung

Als mit „Trinity“ die erste Atombombe zündet, schlittert Oppenheimer in eine Nervenkrise, die bereits angelegt war. Sein Gewissen meldet sich: Er baute die Waffe, die die Welt auslöschen kann. Hiroshima ist ein Schock, die Wasserstoffbombe will er nicht.

Fragen nach der Moral von Forschern und Politikern wirken absolut aktuell angesichts des Ukrainekriegs. Intelligentes Blockbuster-Kino in bestem Handwerk.

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