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Übergriffe nehmen zu: „Weisser Ring“ hilft Opfern von Gewalt nun digital
Jahresbilanz
Der „Weisse Ring“ setzt sich auch unter erschwerten Bedingungen für die Opfer von Gewalt ein. Aktuell sei die Entwicklung besorgniserregend, wie der Leiter der Außenstelle Unna berichtet.
In der Außenstelle Unna der Opferschutzorganisation „Weisser Ring“ blickt man auf zahlreiche Unterstützungsmaßnahmen für Opfer von Straftaten in 2020 zurück: 96 Fälle sind im vergangenen Jahr bei Reinhard Streibel, dem neuen Leiter der Außenstelle Unna, auf dem Tisch gelandet. Gemeinsam mit seinem Team aus ehrenamtlichen Helfern steht er Geschädigten zur Seite – und macht sich über die neuesten Entwicklungen Sorgen.
„Besonders die häusliche und sexuelle Gewalt hat pandemiebedingt zugenommen“, sagt Streibel. Meist seien Frauen und Mädchen davon betroffen; etwa, wenn sie ihrem Ehemann oder Vater zum Opfer fallen. „Sie machen etwa 80 Prozent aller Betroffenen aus.“ Streibel vermutet eine weit höhere Dunkelziffer, weil Beratungsstellen nun teilweise geschlossen sind, Menschen weniger vor die Haustüre gehen und Kinder seltener in der Schule sind.
Coronabedingt findet Hilfe oft digital statt
Aber auch, was die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer angeht, habe Corona sich bemerkbar gemacht. Wurden Besuche sonst bei den Opfern selbst oder an Orten ihrer Wahl vereinbart, um zu besprechen, wo und wie geholfen werden kann, laufe derzeit vieles telefonisch, im E-Mail-Kontakt oder in Videokonferenzen ab. „Statt der Hausbesuche können wir wichtige Treffen immerhin nach draußen auf die Straße oder in den Park verlegen“, sagt Streibel. „Bei einigen Betroffenen besteht nämlich vermehrt der Bedarf nach einem persönlichen Gespräch.“
Erfreulich hingegen sei, dass aus dem bundesweiten Spendenaufkommen im Kreis Unna im vergangenen Jahr rund 30.000 Euro für Opferhilfen eingesetzt werden konnten, darunter auch ein erheblicher Teil zur Übernahme von Anwaltskosten, die anderweitig nicht gedeckt waren. „Aber es konnten auch zahlreiche Soforthilfen zur Überbrückung von Notsituationen gewährt werden“, so Streibel.
Team in Unna besteht aus zehn Ehrenamtlichen
Das aktuelle Team der Außenstelle Unna besteht nach dem Neustart im Frühjahr 2020 nun aus acht weiblichen und zwei männlichen Ehrenamtlichen. Neben der Begleitung zur Polizei, zu Anwälten oder Gerichten spielt die Vermittlung an professionelle Dienste, wie etwa das Frauenforum Unna, eine wichtige Rolle; ebenso die Zusammenarbeit mit den Opferschutzkommissariaten der Polizeibehörden Dortmund und Unna.
Geboren 1992 mitten im Ruhrgebiet (Bottrop) und aufgewachsen am Rande des Münsterlandes (Dorsten), hat es sie zum Studieren nach Bielefeld verschlagen (die Stadt gibt es wirklich ;-)). Nach beruflichen Zwischenstationen in Braunschweig, Berlin und Aachen ist sie froh, wieder zurück im Pott zu sein und Geschichten für Haltern zu schreiben. Wenn sie nicht journalistisch unterwegs ist, hört sie gerne Musik, wandert im Grünen oder faulenzt mit einem guten Buch im Café.
