Barcelona 1992, Athen 2004, Peking 2008, London 2012, Rio 2016, Tokio 2021 - und jetzt vom 26. Juli bis zum 11. August in Paris: Siebenmal schon hat der freie Fotojournalist Detlev Seyb aus Waltrop Olympische Spiele hautnah erlebt, seit 2008 ist er für den Weltruderverband akkreditiert. Und er wird nicht müde, im Zeichen der fünf Ringe zu arbeiten. „Denn Olympia ist immer etwas ganz Besonderes“, erzählt der 58-Jährige.
„Die Spiele in Athen und Peking waren für mich extrem reizvoll, weil dort Maren am Start war“, erzählt der Waltroper über seine Lebensgefährtin Maren Derlien - die viele Jahre in der deutschen Ruder-Nationalmannschaft aktiv war. „Gemeinsam mit ihr den fünften und vierten Platz im olympischen A-Finale im Zweier zu erleben, das sticht schon heraus“, erzählt Detlev Seyb.
1992 war er zum ersten Mal als Journalist bei Olympia dabei: in Barcelona. Dort berichtete er auch über die Silber- und Bronzemedaillen der Waltroper Ingeburg Schwerzmann, Sylvia Vedder (geb. Dördelmann) und Trainer Manfred Beyer.

Eine besondere Erinnerung hat der leidenschaftliche Ruderfotograf an London: „Das Zuschauerinteresse dort war phänomenal, einzigartig. Am Start der 2000-Meter-Strecke hat man die Menschen im Ziel gehört. Die Boote wurden von ihnen regelrecht reingesogen. Von der Atmosphäre her war das absolut perfekt.“
Blickt er auf Rio zurück, denkt Detlev Seyb an Mückensprays. „Da hatten wir schon gegen ein Virus zu kämpfen - das Zika-Virus.“ Trotz der hohen Temperaturen trug der Waltroper an der Strecke zum Schutz langärmelige Hemden und sprühte sich regelmäßig von oben bis unten ein.
Bereits 2018 bemühte sich der Fotograf für eine Akkreditierung für Olympia 2020 in Tokio. Zunächst folgte wegen Corona die Absage, dann die Neuansetzung für 2021. „Im Vorfeld der vorherigen Spiele hatte ich stets ein PDF-Dokument mit den wichtigsten Infos vor Ort erhalten. Aber vor Tokio gab es weitaus mehr zu organisieren, in unzähligen Zoom-Konferenzen wurden wir Journalisten eingestielt, wurden über Corona, Quarantäne und unsere eingeschränkte Bewegungsfreiheit aufgeklärt“, erinnert sich der Waltroper. Nach der Rückkehr erzählte er, dass er sich sicher gefühlt habe. „Aber der gewisse Spirit fehlte schon, weil ja keine Zuschauer zugelassen waren.“
Eines der dramatischsten Rennen
Was er dort aber erlebte, war das dramatischste Rennen seiner Karriere. Es war jenes des Frauen-Doppelvierers im A-Finale mit der Waltroperin Franziska Kampmann. „Das Boot lag klar auf Silberkurs, das war eine sichere Medaille“, erinnert er sich. „Als Waltroper hatte ich mich innerlich gefreut, dass Franzis Olympia-Traum in Erfüllung gehen würde.“
Dann schaute er durch den Sucher seiner Kamera: „Mein erster Gedanke war: Die haben einen Krebs gefangen. Aber noch sah ich keine Gefahr für die Medaille. Und dann folgte der zweite Krebs, das Boot stand fast. Das war sehr bitter, wir Fotografen schauten uns alle fassungslos an.“
Profi Detlev Seyb erledigte in den folgenden Minuten seinen Job als Fotograf des Weltruderverbandes. „Ich habe die Siegerfotos gemacht, sah gleichzeitig aber die große Trauer der Deutschen in der Mixed-Zone. Ich kann mich in den vielen Jahren, in denen ich die größten Rennen auf der ganzen Welt fotografiert habe, an kaum ein dramatischeres Rennen erinnern.“

Im Vergleich zu den vorherigen Austragungsorten liegt der diesjährige mit Paris für Detlev Seyb quasi vor der Haustür. Los geht es für ihn am Mittwoch, am 24. Juli, Richtung französische Hauptstadt, die für 17 Tage die Welthauptstadt des Sports sein wird. Die Ruderwettbewerbe finden zwischen Samstag, 27. Juli, und Samstag, 3. August, auf der Regattabahn „Vaires-sur-Marne Nautical Stadium“ statt.
Auch wenn man seiner Ansicht nach Olympia mit nichts anderem vergleichen könne, so geht der Fotograf, der auf die Technik von Nikon schwört, vergleichbar gelassen seinen Job an. „Ich nehme nichts anderes mit als sonst auch bei anderen Regatten.“ Allerdings: „Dort gibt es einen Nikon-Service vor Ort. Da kann man sich auch Gehäuse oder Objektive kostenlos ausleihen.“
Hotel liegt 45 Minuten von Regattastrecke entfernt
Im Namen des Weltruderverbandes werden nur zwei Fotografen akkreditiert. Einer davon ist der Waltroper. Worauf er am meisten achtet? „Dass man sieht, dass die Bilder bei Olympia aufgenommen wurden. Ich sehe immer zu, irgendwie zumindest das Logo darauf zubekommen.“
Wenn er für den internationalen Verband unterwegs ist und Fotos für alle Kanäle erstellt, achtet er nicht bevorzugt auf die deutschen Athleten. Ob er dennoch einen Medaillen-Tipp mit einem Blick durch die deutsche Brille abgibt? „Olli Zeidler im Einer, dem Doppelvierer und dem Achter traue ich viel zu. Aber es gibt auch andere interessante Boote, die was reißen können.“ Ob er sich auch andere Wettbewerbe in Paris anschauen wird? „Ja, das habe ich schon vor. Ich lasse das aber auf mich zukommen“, sagt Detlev Seyb, dessen Hotel in Paris ist, rund eine Dreiviertelstunde von der Regattabahn entfernt.

Wer denkt, dass sich der Waltroper danach erst einmal eine längere Pause gönnt, der irrt. Denn nach anderthalb Wochen in der Heimat geht es zur U19/U23-WM nach Kanada. Und wenn der Flieger dann landet, geht es direkt von Düsseldorf zurück nach Paris. „Ich habe es zuvor erst einmal in London geschafft, im Anschluss an Olympia auch die Paralympics zu bearbeiten. Auch darauf freue ich mich total. Olympische Spiele sind für mich keine Routine. Es ist für mich eine Ehre, dort fotografieren zu dürfen.“
Hinweis der Redaktion: Dieser Text erschien ursprünglich am 19. Juli 2024.