Oliver Kalkofe im Interview „Nur wer sich im Fernsehen asozial verhält, wird zum Star“

Oliver Kalkofe im Interview: „Wer sich asozial verhält, wird zum Star“
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Seit mehr als 30 Jahren spießt Oliver Kalkofe schlechtes Fernsehen satirisch auf. Er parodiert die peinlichsten Protagonisten und präsentiert genüsslich die „schlechtesten Filme aller Zeiten“. Jetzt empfing er dafür den Ehrenpreis beim Marler „Donnepp Media Award“ und die neue, strahlende Bronze-Skulptur „Luminá“. Im Interview mit uns äußert er sich über Humor, Zynismus und Verzweiflung.

Wie gefällt Ihnen die Luminá?

Die ist super. Ein wirklich schöner Preis. Aber sehr schwer, ich möchte den heil nach Hause bringen.

Oliver Kalkofe
Seit mehr als 30 Jahren als Medienkritiker, Moderator und Komiker im Geschäft: Oliver Kalkofe. © Jens Kalaene/dpa

Dabei sieht sie so leicht und filigran aus.

Ja, ich finde, das passt zu mir. Und jetzt werde ich auch den Grimme-Preis mal wieder rausholen, damit er mit seinem Geschwister zusammensteht.

Sie präsentieren schlechtes Fernsehen, die schlechtesten Filme, Mist aus dem Radio. Macht Trash mehr Spaß als Citizen Kane?

Nein. Aber ich habe immer versucht, aus allen Situationen das Beste zu machen. Daraus kam die Idee, aus was Schlechtem was Schönes zu machen. Man kann auch mit schlechtem Fernsehen oder schlechten Filmen total Spaß haben. Wenn man das mit Humor nimmt und eine Party daraus macht. Ich liebe gute Filme. Aber jeder, der gute Filme liebt, sieht auch schlechte. Man weiß es ja vorher nicht. Da ist mein Motto, nicht ärgern, sondern was Gutes draus machen und das nächste Mal besser aufpassen, was man auswählt.

Was gucken Sie gern, wenn Sie einfach entspannen wollen?

Ich bin ein totaler Fan. Ich liebe gut gemachte Unterhaltung, ich liebe Thriller, ich liebe Fantasy, ich liebe Action, ich liebe Horror, ich liebe alles. Ich liebe auch ein gutes Drama. Hauptsache, ich werde in eine Welt reingezogen und kann die ernst nehmen. Ich war mein ganzes Leben lang sehr begeisterungsfähig. Und deswegen auch sehr in der Lage, mich zu ärgern und zu sagen, das nehme ich nicht mehr hin, dass ich hier so verarscht werde. Ich will euch mögen, ich will das gut finden. Aber wenn ihr es mit mir nicht ernst meint, dann kriegt ihr es zurück.

Wir haben Zitate rausgesucht, die Sie vor 30 Jahren in jugendlichem Übermut gesagt haben. Damit würden wir Sie gern konfrontieren.

Ja, gerne.

„Das Fernsehen hat vielleicht mehr für die Verblödung der Menschheit getan als jedes andere Medium.“

Heute würde ich es umformulieren, inzwischen ist es nicht nur das Fernsehen, jeder Mensch kann ein Medium werden. Und damit ist es noch viel schlimmer und gefährlicher geworden.

„Das Fernsehen ist ein zynisches Medium, bei dem es nur darum geht, irgendwie Geld zu machen.“

Ja, aber auch da gibt es inzwischen viel zynischere Medien. Heute geht es zum großen Teil nur noch darum, andere Menschen definitiv lächerlich zu machen. Und nur wenn man sich asozial verhält, schlecht benimmt, blöd ist, sich auslachen und quälen lässt im Fernsehen, dann wird man zum Star. Das habe ich vielleicht etwas zu milde ausgedrückt damals.

Letztes Zitat: „Ich habe immer wieder die Hoffnung, dass sich Qualität und Verstand durchsetzen - und ich werde immer wieder enttäuscht.

Das stimmt heute wie damals. Wir haben ein so breites Medienspektrum. Wir könnten theoretisch so viel Wunderbares machen. Wir haben den Zugriff zur Wahrheit und zu den Informationen der ganzen Welt. Und wir nutzen es genau für das Gegenteil. Es wird immer mühsamer, dagegen zu kämpfen. Aber solange ich noch kann, werde ich nicht aufhören.

Sie sind lieber lustig verzweifelt - könnte das Ihr Motto sein?

Ja, ich weiß, wie hart das Leben sein kann. Und ich habe immer gelernt, es mit Humor zu nehmen. Ich glaube, das würde uns allen helfen. Verbissenheit bringt uns nie weiter. Man darf denken und lachen. Das ist etwas, was man hier in Deutschland lange nicht wusste. Beides geht sogar gleichzeitig.

Nehmen Sie es auch noch mit Humor, dass Nashörner und Trampeltiere immer mehr und immer mächtiger werden?

Das Schlimme ist: Wären wir früher humorvoller damit umgegangen, vielleicht wäre es dann sogar anders gegangen. Da kommt noch einiges auf uns zu. Aber wir dürfen deswegen nicht aufgeben, es besser zu machen und dabei trotzdem den Humor zu behalten.