Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird am 26. August den Chemiepark Marl besuchen. Das bestätigte der SPD-Bundestagsabgeordnete für Marl Brian Nickholz im Gespräch mit unserer Zeitung. Im Mittelpunkt des Besuchs sollen nach Angaben von Nickholz die Zukunftsfähigkeit des Standorts sowie die Verbindung von nachhaltiger Industrieproduktion und Klimaschutz stehen.
„Ich habe mich in Berlin schon seit langem für diesen Besuch starkgemacht, denn die Probleme und Herausforderungen des Chemiestandorts Marl müssen noch stärker in das Bewusstsein der großen Politik treten“, so Nickholz: „Ich freue mich, dass der Kanzler meinen Wahlkreis besucht.“

Zuvor hatte es Irritationen um den Kanzlerbesuch gegeben, weil das Bundespresseamt auf Nachfrage unserer Zeitung den Besuch nicht offiziell bestätigen wollte. Offenbar geht es dabei um Fragen der Sicherheit und um mögliche Aktionen radikaler Umweltschützer.
Eine Regierungssprecherin in Berlin erklärte lediglich: „Wir bitten um Verständnis, dass wir die öffentlichen Termine des Bundeskanzlers in der Regel am Freitag der Vorwoche in der Regierungspressekonferenz ankündigen.“ Erst drei Tage vor dem Besuch soll es also eine offizielle Erklärung aus Berlin geben. Auch eine Chemiepark-Sprecherin wollte den Besuch des Kanzlers zunächst nicht bestätigen. Erst eine persönliche Nachfrage von Brian Nickholz im Bundeskanzleramt brachte Aufklärung.
„Der Chemiepark mit seinen 10.000 Beschäftigten ist von überragender Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Marl und die ganze Region“, betont Nickholz. Der Marler SPD-Stadtverbandsvorsitzende sieht durch die hohen Energiekosten aktuell große Probleme: „Es geht um die Sicherung des Standorts“, so Nickholz: „Wir müssen im Bereich Spezialchemie Weltmarktführer bleiben.“
Chemiepark soll unabhängig werden von Kohle, Öl und Gas

Ein wichtiger Aspekt der Gespräche des Kanzlers mit den Chemiepark-Managern ist nach Einschätzung von Brian Nickholz die Wasserstoff-Technologie. Grüner, aus Windenergie im Elektrolyse-Verfahren hergestellter Wasserstoff als Energieträger der Zukunft soll die industrielle Produktion unabhängig machen von Kohle, Öl und Gas.
Wie bereits berichtet, soll der Chemiestandort Marl im Zentrum eines Netzes von Wasserstoff-Pipelines stehen. Angedacht ist die Errichtung von Ammoniak-Crackern in Marl, die aus Übersee importierte grüne Energie für die heimische Produktion nutzbar machen sollen, auch für die Energieversorgung der nächsten Hochofen-Generation bei ThyssenKrupp in Duisburg.
Olaf Scholz hatte zuletzt als Kanzlerkandidat den Chemiepark Marl besucht. Das war im August 2021. Auch damals war die Wasserstoff-Technologie bereits ein Thema.