NRW startet in neues Schuljahr GEW fordert Entlastung von Lehrern und Erziehern

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In Nordrhein-Westfalen hat am Montag nach sechseinhalb Wochen Sommerferien wieder der Unterricht begonnen. Rund 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler starten im bevölkerungsreichsten Bundesland ins neue Schuljahr. Erstmals seit vier Schuljahren gibt es keine Corona-Auflagen.

Ministerpräsident Hendrik Wüst startete gemeinsam mit Schulministerin Dorothee Feller (beide CDU) und der Landesverkehrswacht die Kampagne „Brems Dich!“ für umsichtiges Fahren zum Schutz der Jüngsten. „Für viele Kinder in Nordrhein-Westfalen beginnt mit dem Schuleintritt ein aufregender neuer Lebensabschnitt - nicht nur mit einem neuen Umfeld in der Schule, sondern auch mit neuen Verkehrswegen“, betonte der Landesvater. „Geschwindigkeiten und Entfernungen können unsere Kleinen noch nicht gut einschätzen.“ Umso wichtiger sei es, vorsichtig und bremsbereit zu fahren.

In NRW wird in dieser Woche, spätestens am Dienstag, ein starker Erstklässler-Jahrgang mit rund 175.400 Kindern eingeschult - etwa 4400 mehr als ein Jahr zuvor. Damit Grundschullehrer mehr Zeit haben, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, sollen ihnen rund 400 sogenannte Alltagshelfer zur Hand gehen und sie von einfachen Tätigkeiten entlasten. Das Angebot steht für diejenigen der rund 2800 Grundschulen in NRW zur Verfügung, die besonders unter Personalmangel leiden. Aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sollte es solche Helfer überall in den Kitas und Grundschulen geben.

Neues Schuljahr in NRW wird von Personalmangel geprägt sein

Das Schuljahr 2023/24 wird in NRW absehbar geprägt sein von Personalmangel. Um Krankheiten, Urlaube und andere Abwesenheitsgründe zu kompensieren, wäre eine Stellenbesetzungsquote von 110 Prozent nötig, sagte die GEW-Landesvorsitzende Ayla Çelik. Zum 1. Juni lag die Personalausstattungsquote, gemessen am Stellenbedarf, über alle Schulformen hinweg bei rund 96 Prozent - am niedrigsten mit rund 94 Prozent an den Grundschulen.

Angesichts der knappen Ressourcen forderte die GEW von der Schulministerin mehr Mut zu weniger Klassenarbeiten. An den weiterführenden Schulen seien jeweils zwei Klausuren pro Halbjahr und Hauptfach ausreichend, sagte Çelik.

Feller hatte angekündigt, dass im neuen Schuljahr in den Klassen 7 und 8 auf jeweils eine Klassenarbeit in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch verzichtet werden kann. Bislang wurden in den Hauptfächern, je nach Schulform und Jahrgang, zwischen fünf und sechs Klausuren pro Schuljahr geschrieben. Auch im 10. Jahrgang bleibt es zunächst dabei, dass in diesen Fächern jeweils eine Klausur entfallen kann.

Die GEW unterstützt das Bündnis „Bildungswende jetzt“, das gemeinsam mit mehr als 90 Bildungsorganisationen, Gewerkschaften sowie Eltern- und Schülervertretungen für den 23. September zu einem bundesweiten Bildungsprotesttag aufruft - der Schauplatz in NRW wird Köln sein.

Çelik forderte eine qualitativ hochwertige und personell gut ausgestattete Betreuung, Bildung und Erziehung in Kitas und Schulen. Bislang biete das bildungspolitische „Mangelsystem“, gerade sozial benachteiligten Kindern nicht die nötigen Chancen, kritisierte sie.

„Eltern-Taxi ist nicht sicherstes Verkehrsmittel“

Der Verkehrsclub Deutschland hat gemeinsam mit dem Deutschen Kinderhilfswerk und dem Verband Bildung und Erziehung Tipps zum Schulweg zusammengestellt. „Das Eltern-Taxi ist besonders für jüngere Kinder nicht das sicherste Verkehrsmittel“, warnen sie. Von allen 2021 im Straßenverkehr verunglückten Kindern im Alter von sechs bis neun Jahren habe mehr als jedes dritte Kind als Mitfahrer im Auto gesessen. „Halten zu viele Autos gleichzeitig vor dem Schultor, entstehen gefährliche Situationen - vor allem für Kinder, die zu Fuß oder mit dem Rad kommen.“

Der Präsident der Landesverkehrswacht, Klaus Voussem, empfiehlt: „Wer zu weit weg vom Schulstandort wohnt oder das Kind aus anderen Gründen unbedingt mit dem Auto bringen muss, sollte sich im Vorfeld informieren, ob Elternhaltestellen eingerichtet sind.“ Wo es keine Hol- und Bringzone gebe, sollten Eltern die Kinder in einer ruhigen Nebenstraße auf der Gehwegseite aussteigen lassen.

Schulministerin Feller besuchte am Montag Grund- und Förderschulen in Wuppertal. Sie will sich in den kommenden zwei Wochen in mehr als 15 Schulen landesweit informieren. NRW war schon am 22. Juni als erstes Bundesland in die Sommerferien gestartet.

dpa

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