Landesweite Razzia in 27 NRW-Städten Verdacht auf Kinderpornografie

Razzia in 27 NRW-Städten
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34 Männer und eine Frau haben in Nordrhein-Westfalen am Mittwoch (8.3.) frühmorgens unangekündigten Besuch bekommen: Mit einer landesweiten Razzia in 27 Städten ist die Polizei in Nordrhein-Westfalen dem Besitz und der Verbreitung von Kinderpornografie nachgegangen. Dabei hätten die Beamte deutlich mehr als 500 Datenträger beschlagnahmt, berichtete Christoph Hebbecker, Sprecher der zentralen Cybercrime-Einheit bei der Staatsanwaltschaft in Köln (ZAC NRW).

Die Maßnahmen richteten sich gegen 35 Beschuldigte, die im Verdacht stehen, über einen Messengerdienst Foto- und Videodateien ausgetauscht zu haben. Das habe funktioniert wie eine Online-Musiktauschbörse, nur dass es um schwerste Missbrauchsdarstellungen gegangen sei. Festnahmen habe es nicht gegeben.

Damit sich die Verdächtigen über den Messengerdienst nicht gegenseitig warnen, sei die Durchsuchung bei ihnen gleichzeitig erfolgt. In fast allen Fällen sei die Polizei an der Wohnadresse und nur in einem Fall an einer Geschäftsadresse vorstellig geworden.

Großrazzia in NRW: Hinweise auf Verdächtige kamen von US-Organisation

Die Hinweise auf die Verdächtigen seien von der US-Organisation NCMEC (Nationales Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder) gekommen. Die großen US-Internetunternehmen scannen ihren Datenverkehr auf Kinderpornografie und geben Treffer an die NCMEC weiter, die sie, wenn deutsche Nutzer darunter sind, an das Bundeskriminalamt weitergibt.

„Die Tatsache, dass Missbrauchsabbildungen auch über ganz gewöhnliche Messengerdienste geteilt werden, zeigt das Ausmaß des Problems von Kinderpornografie im Netz“, berichtete Markus Hartmann, Leiter der ZAC NRW. Den Namen des Dienstes nannten die Ermittler nicht.

Die mehr als 500 Datenträger müssten nun ausgewertet werden. Den Verdächtigen droht eine Anklage oder ein Strafbefehl wegen Besitzes oder Besitzes und Verbreitung von Kinderpornografie. „Der Kampf gegen Kinderpornografie ist ein Langstreckenlauf, bei dem wir nicht nachlassen“, sagte Ingo Wünsch, Direktor des Landeskriminalamtes NRW.

Beteiligt gewesen seien Polizeibehörden in Bochum, Bonn, Borken, Wesel, Essen, Gelsenkirchen, Herford, Hochsauerlandkreis, Kleve, Köln, Lippe, Lüdenscheid, Mönchengladbach, Oberbergischer Kreis, Oberhausen, Rhein-Erft-Kreis, Rhein-Kreis Neuss, Rhein-Sieg-Kreis, Warendorf, Wesel und Wuppertal.

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Weitere Razzia in NRW und Niedersachsen: Drogen, Doping und Medizin

Die Razzia im Kampf gegen Kinderpornografie war nicht die einzige Großaktion der Polizei in NRW. Im Kampf gegen den illegalen Handel mit Drogen, Dopingmitteln und Medikamenten im Darknet haben Ermittler Objekte in Köln und Niedersachsen durchsucht. Vier Beschuldigte im Alter zwischen 35 und 62 Jahren, darunter ein Arzt und ein Apotheker, stehen im Verdacht, damit 1,6 Millionen Euro eingenommen zu haben, teilte die zentrale Cybercrime-Einheit der NRW-Justiz (ZAC NRW) am Mittwoch mit.

Seit spätestens 2017 sollen die Verdächtigen über diverse Verkaufsplattformen im Darknet, aber auch im normalen Internet in großem Umfang illegale Substanzen verkauft haben. Darunter seien synthetische Opioide, medizinisches Cannabis und Beruhigungsmittel wie Tavor gewesen.

Der Versand sei auf dem Postweg, die Bezahlung via Kryptowährung erfolgt. An der Aktion am Mittwoch, der Vollstreckung von sieben Durchsuchungsbeschlüssen, seien neben der Polizei auch Steuerfahnder beteiligt gewesen.

Mehr als 50 Beamte hätten drei Privatwohnungen, eine Apotheke und eine Arztpraxis in Köln durchsucht sowie zwei Privatwohnungen in Niedersachsen. Neben Köln sei das niedersächsische Beverstedt Ort der Maßnahmen gewesen. Ein Beschuldigter wurde festgenommen.

Die Einsatzkräfte stellten den Angaben zufolge umfangreiches Beweismaterial in Form von Arznei- und Betäubungsmitteln sowie Datenträgern sicher. Ein Fahrzeug wurde gepfändet und Kryptowährung gesichert.

dpa/seh