Schlag gegen „Amazon für Kriminelle“ Hier bekam man Drogen und andere Dienstleistungen

Schlag gegen kriminelle Handelsplattform gelungen: Anleitungen für schwere Straftaten verkauft
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181.000 registrierte Nutzer, 25 Millionen Euro Umsatz, sechs Festnahmen: Bei dem bundesweiten Einsatz der Polizei gegen die größte deutschsprachige kriminelle Handelsplattform im Internet hat es mehr als 100 Durchsuchungen gegeben. Das berichteten die Ermittler am Freitag in Düsseldorf.

Der Betreiber von „Crimemarket“, ein 23-Jähriger, sei im niederrheinischen Korschenbroich festgenommen worden. Gegen ihn werde wegen Geldwäsche und Computerbetrugs ermittelt. Den Server hätten die Ermittler in Island sichergestellt. Die Plattform sei im Internet für jeden zugänglich gewesen. Entsprechend hätten auch viele Minderjährige sie genutzt. 500 Polizeibeamte waren allein in NRW im Einsatz.

„Der „Crimemarket“ wurde heute geschlossen“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) der dpa. Damit sei der Polizei Nordrhein-Westfalen ein gewaltiger Schlag gegen Cyberkriminelle der allerersten Güte gelungen. „Wir haben es da also nicht mit dem kleinen Online-Händler von nebenan zu tun gehabt, sondern mit dem deutschsprachigen Amazon für Cybercrime.“

Administratoren, Moderatoren und Nutzer der Plattform müssten nun mit Maßnahmen der Strafverfolger rechnen. „Die Seite entpuppte sich in kurzer Zeit als eine Art Amazon für Kriminelle“, sagte auch Kriminaldirektor Michael Graf von Moltke. Jeder Zwölfjährige habe diese Seiten ohne großes IT-Wissen mit jedem verfügbaren Browser aufrufen können.

Über 100 Razzien

Es war ein Großeinsatz, der über die Ländergrenzen hinausging: Ermittler waren am Donnerstagabend in ganz Deutschland sowie im Ausland gegen die Plattform im Internet vorgegangen. Jahrelange Ermittlungen seien in zahlreichen Durchsuchungen und Maßnahmen gemündet.

Eine Ermittlungskommission des Polizeipräsidiums Düsseldorf hatte jahrelang Beweise zu Straftaten rund um die kriminelle Plattform gesammelt. Nordrhein-Westfalen sei ein Schwerpunkt der Durchsuchungsaktion gewesen. Die Polizei sicherte zahlreiche Beweismittel, vor allem Mobiltelefone, IT-Geräte und Datenträger. In 21 Fällen stellte die Polizei in Nordrhein-Westfalen Drogen sicher, daneben wurden mehr als 600.000 Euro Bargeld und andere Vermögenswerte gepfändet.

In 33 Städten Nordrhein-Westfalen seien 36 Durchsuchungen erfolgt, die übrigen 66 verteilen sich auf den Rest des Bundesgebiets. Von den sechs festgenommenen Verdächtigen seien drei in Nordrhein-Westfalen festgenommen worden.

Online-Shopping mit illegalen Inhalten

Angelehnt war die Plattform an den üblichen Aufbau legaler digitaler Marktplätze. Der Unterschied: Bei „Crimemarket“ gab es unter anderem Betäubungsmittel, kriminelle Dienstleistungen, aber auch detaillierte Anleitungen zu schweren Straftaten zu kaufen.

Der Schlag - die letzte Datensicherung sei Freitag früh erfolgt - habe zu erheblicher Bewegung in der Szene geführt. Es habe der gesamte Datenbestand der Plattform gesichert werden können. „Anrufer haben sich gestern Abend mit verzerrter Stimme bei der Polizei in Düsseldorf und Köln gemeldet und als Journalisten ausgegeben, um an Informationen zu kommen“, berichtete Staatsanwalt Christoph Hebbecker.

In den Niederlanden hätten die Ermittler einen gespiegelten Server sichergestellt. Dies sei wichtig, damit die Plattform nicht wenige Stunden später wieder online gehen kann. Gestartet sei die Plattform 2018 mit 14 Nutzern. Dann sei sie exponentiell gewachsen. Seit 2020 seien die Ermittler den Betreibern auf der Spur gewesen.

pip/dpa