Überfüllte Notaufnahmen im Kreis Unna Teils lange Wartezeiten in den Krankenhäusern

Von Claudia Lohmann
Volle Notaufnahmen in den Krankenhäusern des Kreises Unna
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„Die Notaufnahme im MKS ist überfüllt. Wartezeiten bis zu 4 Stunden.“ Mit diesen deutlichen Worten beschreibt das Marienkrankenhaus Schwerte die aktuelle Lage in der Notaufnahme. Die Kliniken seien ausgelastet und die Betten mit Patienten belegt, die ganz unterschiedliche Krankheitsbilder zeigen. Einen speziellen Grund, etwa eine Erkältungswelle, gebe es nicht. Festzustellen sei jedoch weiter die Tendenz, dass Patienten lieber die Notaufnahme aufsuchen, als den Hausarzt zu besuchen.

Auch in den Notaufnahmen des Christlichen Klinikums in Unna (CKU) und des St. Marien Hospitals Lünen ist derzeit viel los. „Dies ist aus unserer Sicht eine übliche, jahreszeitbedingte Situation. Diverse Infekte häufen sich“, heißt es aus Unna. „Erschwerend kommt hinzu, dass die Krankheitswelle auch nicht an den Mitarbeitenden vorbeigeht und daher häufig mit weniger Personal mehr Patienten behandelt werden müssen. Die Versorgung der Patienten ist aber weiterhin gesichert.“ berichtet Dr. Timo-Benjamin Baumeister, Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme des St. Marien Hospitals Lünen.

Das Hellmig-Krankenhaus in Kamen beobachtet ebenfalls eine hohe Frequenz in der Notaufnahme. „Zu den üblichen Notfällen kommen im Winter viele alte, oft bettlägerige Patienten, die durch Infektionskrankheiten stark geschwächt sind.“

Die Kräfte in den Notaufnahmen geben derzeit alles, um der Notfälle im Kreis Unna Herr bzw. Herrin zu werden. Dass aktuell auch viele Krankheitsfälle im Personal auftreten, erhöht die Arbeitsbelastung noch. „Unser Dank gilt da allen Kolleginnen und Kollegen, die rund um die Uhr den Dienst sicherstellen“, sagt Karin Riedel, Sprecherin des CKU.

Rettungswagen kann immer kommen

Doch wann ist eine Notaufnahme eigentlich voll? Und was passiert dann mit den Patienten?

Auf die Frage, wie viele Notfälle parallel behandelt werden können und wann der Leitstelle mitgeteilt wird, dass keine Kapazitäten da sind, erklärt Susanne Janecke, Sprecherin des Hellmig-Krankenhauses, dass das Haus über sechs Behandlungs- und drei Funktionsräume verfüge, sodass immer neun Patienten parallel behandelt werden können.

„Eine Abmeldung im eigentlichen Sinn ist nicht möglich, da eine Versorgungspflicht besteht. Eine Überlastungsmitteilung an die Leitstelle erfolgt, wenn zu viele kritische Patienten gleichzeitig versorgt werden müssen. Das heißt aber nicht, dass dann keine neuen Notfälle mehr gebracht werden, denn: Melden alle Häuser im Kreis Unna eine Überlastung, wird das jeweils nächste erreichbare Haus dennoch angefahren“, erklärt Janecke.

Das CKU hat laut Karin Riedel sowohl am Standort Mitte (Schwerpunkt: internistische Notfälle) als auch im CKU West (Schwerpunkt: neurologische und unfallchirurgische Notfälle) mehrere Behandlungsräume, in denen je nach Schwere des Notfalls auch parallel Patienten behandelt werden können.

Sie erklärt, dass für eine mögliche Begrenzung der Kapazität grob die folgende Regel gelte: „Wenn so viele Patienten bereits vor Ort sind, dass Wartezeiten sehr lang werden und dann absehbar ist, dass kritische, akute Notfälle nicht sofort behandelt werden könnten, wird dies vorsorglich bei der Leitstelle gemeldet.“ Diese Abmeldung gelte aber immer nur für kurze Zeit, es werde stetig geprüft, ob die zentralen Notaufnahmen wieder Kapazitäten haben.

Der Notaufnahme in Lünen stehen 1 Triageraum, 10 Akutbehandlungsräume, 2 Schockraumplätze und 6 Betten auf der Beobachtungsstation zur Verfügung. Grundsätzlich könnten bis zu 20 Patienten parallel behandelt werden. Hier müsse jedoch auch die Art der Notfälle bzw. Verletzungen berücksichtigt werden.

Wenn ein offensichtliches Missverhältnis zwischen dem verfügbaren Personal und der für die Behandlung benötigten Zeit bestehe, werde eine Auslastung an die Leitstellen gemeldet. Dies trete zum Glück nur vereinzelt auf, so Paula Klein, Sprecherin des St. Marien Hospital Lünen.

Zwei Mitarbeiter der Leitstelle in Unna blicken auf eine Vielzahl von Bildschirmen.
Die Leitstelle des Kreises Unna koordiniert die Fahrten der Rettungsdienste. Sind Krankenhäuser überlastet, geben sie das an die Leitstelle weiter. © Kreis Unna

Hilfe trotz Überbelegung

Detlev Schnitker vom Marienkrankenhaus Schwerte erklärt ebenfalls, dass sich Krankenhäuser zwar vom Rettungsdienst abmelden können, wenn der kritische Bereich – etwa auf der Intensivstation – erreicht ist, die Rettungswagen die Klinik aber dennoch ansteuern können. Dann werden die Patienten erstversorgt und die Mitarbeiter des Krankenhauses machen sich auf die Suche nach freien Betten – in der Region.

Die Krankenhäuser nehmen also auch dann Notfälle an, wenn die Belastungsgrenze erreicht ist, müssen die Patienten nach der Erstversorgung aber womöglich in ein anderes Krankenhaus schicken.

Dr. Timo-Benjamin Baumeister aus Lünen weist darauf hin, dass Patienten an Wochenenden oder nachts auch den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst nutzen sollten. An diesen können sie sich wenden, wenn sie Erkrankungen haben, die normalerweise vom Hausarzt oder anderen niedergelassenen Ärzten behandeln lassen würden. Etwa Erkältungen mit Fieber, Halsschmerzen, Harnwegsinfekte, länger bekannte Rückenschmerzen oder Hauterkrankungen. Das entlaste die Notaufnahmen und erspare lange Wartezeiten.

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