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Noch ein Überfall bei Volksbank: „Hätte ich nur meinen Krückstock dabei gehabt...“
Geldautomaten-Schubser
Wieder ein Überfall am Geldautomaten. Jetzt in Holzwickede, nachdem Täter zwei Mal in Kamen zugeschlagen hatten. Nach nahezu identischem Muster: Das Opfer wird weggestoßen mit den Rufen „Kaputt, kaputt!“
Automaten-Schubser, Fall drei. Dieses Mal in Holzwickede. Nach zwei Fällen in Kamen meldet sich nun ein Bürger aus Holzwickede, der an einem Geldautomaten rabiat weggestoßen wurde. Tatort: Wieder eine Volksbank, dieses Mal die Holzwickeder Filiale der Volksbank Unna an der Ecke Hauptstraße/Sölder Straße. „Hätte ich nur meinen Krückstock dabei gehabt. Dann hätte ich dem einen übergezogen“, sagt Dietmar Sorge mit Verdruss.

In der Volksbank-Filiale in Holzwickede wurde ein 71-jähriger Holzwickeder Opfer eines Automaten-Schubsers. Der unbekannte Täter erbeutete dabei eine stattliche Summe. © Greis
Mit Gewalt erzwungene Abbuchung erst später bemerkt
Der 71-Jährige aus Holzwickede wurde bereits am Freitag, 30. Oktober, Opfer eines sogenannten Automaten-Schubsers. Der Täter, der offenbar einen Partner hatte, ging so geschickt vor, dass der Senior die mit Gewalt erzwungene Abbuchung erst später merkte. Jetzt hat er Anzeige erstattet, die die Polizei in Unna bearbeitet, wie diese auf Anfrage bestätigt.
„Ich war nach dem Vorfall total aufgewühlt“, berichtet Sorge. Er ist sich jetzt unsicher, ob er sein Geld wiederbekommt. Die Täter haben ihn in der Situation der Hilflosigkeit um 800 Euro erleichtert, wie er unserer Redaktion im Gespräch berichtet. In Kamen waren 1000 Euro im ersten Fall bzw. 2000 Euro im zweiten Fall ergaunert worden.
Vor dem Geldautomaten ging plötzlich alles rasend schnell
Der Überfall in Holzwickede ereignete sich nach nahezu identischem Muster – wie in den beiden anderen Fällen, zu denen Ermittlungen der Kriminalpolizei laufen. In Kamen schlugen Unbekannte am 3. Oktober und am 24. Oktober zu, jeweils an einem Samstagvormittag. Der Fall in Holzwickede ereignete sich am Freitag, 30. Oktober, gegen 15.45 Uhr. Ziel waren jeweils Senioren, die über 70 Jahre alt sind. Dietmar Sorge ist zudem gehbehindert und kann mit dem rechten Auge schlecht sehen. Als er vor dem Automaten stand, ging alles rasend schnell.
Plötzlich ein Stoß von rechts
Eigentlich wollte sich der Holzwickeder 350 Euro auszahlen lassen. Plötzlich dann der Stoß von rechts. Der Täter drückte ihn vom Terminal weg, in den Händen ein rotes Schild mit einem Werbeslogan der Volksbank, mit dem er Sorge den Blick aufs Terminal versperrte.
Dann der Ausruf: „Der Automat ist kaputt, ist kaputt“, so erinnert sich Sorge an die für ihn unfassbare Szene. Er erwiderte noch: „Wenn der Automat defekt wäre, dann würde er das anzeigen.“ Und kämpfte sich tapfer an den Geldautomaten zurück, aber nur kurz. „Ich habe noch zwei Mal auf Abbruch gedrückt. Ich weiß nicht, wie die an das Geld gekommen sind“, berichtet er. Ein zweiter Täter, so seine Erinnerung, habe von hinten abgesichert.
Schock bei der Kontrolle der Kontoauszüge einige Tage später
Als er aufgewühlt die Volksbank verließ, habe er seinem Sohn sofort von dem Vorfall berichtet. „Ich hatte aber angenommen, dass die Männer nicht erfolgreich waren“, sagt er.
Das erwies sich als Irrtum: Bei der Kontrolle der Kontoauszüge einige Tage später erfolgte dann der Schock. 800 Euro sind weg. Sorge, der auch Kunde bei der Targo-Bank ist, aber den Service der für ihn fußläufig erreichbaren Volksbank gern nutzt, macht sich nun Sorgen. Erhält er das Geld zurück?
Gerichtsurteil: Geldübergabe nicht erfolgt
Eine Kamener Kundin der Volksbank Unna, die bei der Volksbank Kamen-Werne Geld abhob, hatte nach unserer Berichterstattung rasch das Signal bekommen, dass sie das gestohlene Geld von der Kamener Bank zurückerhält. Gerichte haben in derlei Fällen festgestellt, dass sich das Geld, solange es noch im Automaten liegt, noch im Besitz des Bankhauses befindet und es noch nicht zur Übergabe gekommen sei. Das könnte auch im Fall des Holzwickeder Automaten-Schubsers so kommen.
Die Volksbank Unna beschäftigt sich bereits mit dem Fall, prüft aber noch die Einzelheiten, wie Volksbank-Chef Peter Zahmel am Donnerstag auf Anfrage mitteilte. Um die Einzelheiten zu klären, bot er an, direkt Kontakt aufzunehmen mit Dietmar Sorge. Damit sich Herr Sorge vielleicht bald keine Sorgen mehr machen muss.
Jahrgang 1968, aufgewachsen in mehreren Heimaten in der Spannbreite zwischen Nettelkamp (290 Einwohner) und Berlin (3,5 Mio. Einwohner). Mit 15 Jahren erste Texte für den Lokalsport, noch vor dem Führerschein-Alter ab 1985 als freier Mitarbeiter radelnd unterwegs für Holzwickede, Fröndenberg und Unna. Ab 1990 Volontariat, dann Redakteur der Mantelredaktion und nebenbei Studium der Journalistik in Dortmund. Seit 2001 in Kamen. Immer im Such- und Erzählmodus für spannende Geschichten.
