Knapp zwei Jahre arbeitete Nick Schiessl aus Bocholt bei der Fast-Food-Kette Burger King. Zunächst auf Minijob-Basis, später dann in Teilzeit. Was der heute 23-Jährige als eine Übergangslösung nach der Schule und einer gescheiterten Ausbildung zum Sozialassistenten begann, führte bei ihm zu einer erheblichen Gewichtszunahme und zu wachsender Unzufriedenheit. „Während meiner Zeit bei Burger King habe ich fast 40 Kilo zugenommen“, berichtet er im Gespräch mit dem BBV. Der Hauptgrund für diese Zunahme sei nicht unbedingt die Arbeit gewesen, sondern viel mehr die Verlockung des Fast Foods, das zunehmend zu seiner täglichen Mahlzeit wurde. Außerdem habe er immer mit Heißhunger auf der Arbeit zu kämpfen gehabt und mit schlechter Laune, wenn er kein Fast Food gegessen habe.
„Auf der Arbeit zu essen oder Essen mitzunehmen war für mich schnell, einfach und günstig, so musste ich mir zu Hause nichts mehr machen, erinnert er sich an die Zeit zwischen 2019 und 2021. Außerdem hasse ich es, Essen wegzuwerfen, also nahm ich oft Burger mit nach Hause“, erzählt Nick Schiessl. Doch diese Gewohnheit hatte negative Auswirkungen auf seine Gesundheit. Der Mangel an Bewegung und die tägliche ungesunde Ernährung führten zu einem stetig wachsenden Gefühl der Unzufriedenheit mit seinem Äußeren: „Ich habe mich immer unwohler in meinem Körper gefühlt. Wenn ich in den Spiegel geguckt habe, hab‘ ich nur das Gewicht gesehen.“ Mit einem Höchstgewicht von 117 Kilo beschloss er im August 2021 schließlich seinen Job bei Burger King zu kündigen. Einer der beiden ausschlaggebenden Gründe für die Kündigung sei die starke Gewichtszunahme gewesen, der andere sei die fehlende Aufstiegsmöglichkeit bei der Fast-Food-Kette. Er wollte sich nach einer beruflichen Alternative umsehen und seine Lebensgewohnheiten ändern.
Ausbildung und Herzstillstand
Nach seiner Kündigung bei Burger King begann er noch im selben Monat eine landwirtschaftliche Ausbildung. „Ein befreundeter Landwirt hat mich gefragt, ob ich bei ihm eine Ausbildung anfangen möchte – die Entscheidung fiel mir nicht schwer, und ich sagte zu“, berichtet Nick Schiessl. Dass sich etwas verändern musste, sei ihm klar geworden, als sein Bauch im Traktor immer wieder das Lenkrad gestreift habe. „Diese berufliche Veränderung brachte dann aber endlich mehr Bewegung in meinen Alltag, weg von den ungesunden Essgewohnheiten, und hatte positive Auswirkungen auf meine körperliche Gesundheit und mein Gewicht“, blickt Schiessl zurück. „Ich habe in der Zeit der Ausbildung rund 30 Kilo abgenommen.“ Doch der Gewichtsverlust sei für ihn nicht sofort spürbar gewesen. „Mir ist der Gewichtsverlust nicht direkt aufgefallen - erst als mein Umfeld mich darauf angesprochen hat, habe ich es richtig bemerkt und mich wirklich gefreut“, berichtet der gebürtige Anholter.
Doch im Juni 2024 erlitt er einen gesundheitlichen Rückschlag. Während seiner Arbeit im Kuhstall erlebte er einen Herzstillstand, der Schiessl zufolge durch eine verschleppte Corona-Infektion verursacht worden war. Wegen dieses Vorfalls war er eine Zeitlang nicht in der Lage zu arbeiten, wodurch die Bewegung im Alltag entfiel. Auch regelmäßiger Sport war bis vor Kurzem auf ärztlichen Rat hin nicht erlaubt. „Es war ein harter Einschnitt“, sagt der 23-Jährige heute. „Sport war für mich in dieser Zeit körperlich einfach nicht möglich - dennoch blieb ich motiviert, an meiner Gesundheit zu arbeiten. Heute wiege ich 107 Kilo und setze alles daran, mein Zielgewicht von 85 Kilo zu erreichen.“
Neues Ziel: Durchhalten
Nach dem Rückschlag durch den Herzstillstand besucht der Bocholter nun seit Kurzem wieder regelmäßig ein Fitnessstudio. „Die Trainer haben für mich einen individuellen Trainingsplan erstellt, der mich bei meinem Abnehmprozess unterstützen soll - im Fitnessstudio gibt es manchmal unangenehme Blicke, aber das stört mich nicht. Ich weiß, was mein Ziel ist und arbeite daran“, sagt Nick Schiessl.
Für ihn steht fest, dass der Weg zu einem gesünderen Lebensstil und dem gewünschten Körpergewicht nicht immer einfach sein wird. „Mein Gewicht spielt eine große Rolle in meinem Leben - ich will mich wieder wohlfühlen. Und das werde ich erreichen, wenn ich dranbleibe“, unterstreicht Schiessl. Dabei ist ihm auch klar, dass er sich nie auf den Erfolgen von gestern ausruhen wird: „Man muss den Wunsch abzunehmen immer weiter verfolgen - egal, was andere sagen“, sagt er mit einem Lächeln.
Der Artikel ist ursprünglich am 22. April erschienen.