Neues Jobcenter Kreis Unna Warum das „Stresslevel“ kleiner und die Sicherheit größer ist

„Stresslevel“ im neuen Jobcenter ist kleiner – und die Sicherheit größer
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Mehrere Standorte des Jobcenters Kreis Unna sind an der Viktoriastraße vereint worden: Die Viktoria-Brache ist mit einem großen Bürogebäude kürzlich deutlich aufgewertet worden. Der Neubau ist Antwort auf eine unbefriedigende Situation.

Ersetzt worden ist vor allem der alte Hauptstandort am Bahnhof, der ellipsenförmige Jobcenter-Turm. Architektonisch sicherlich interessanter als der jetzige „reine Zweckbau“, wie Geschäftsführer Uwe Ringelsiep sagt, aber „nicht funktional“. Nicht nur Räume in einem Ellipsoid seien mitunter schwierig zu nutzen.

Jobcenter sollte kundenfreundlicher werden

Es sei im stark verglasten Gebäude im Sommer bzw. Winter auch „brutal warum und brutal kalt“ geworden. Neben dem Turm hatte das Jobcenter noch Räume im Gebäude der Arbeitsagentur am Nordring sowie eine angemietete Wohnung in der Fußgängerzone – jetzt sei „alles unter einem Dach“, so Ringelsiep.

Nun ist nicht nur ein KfW-40-Niedrigenergiehaus mit den neuesten Effizienzstandards entstanden, was auf Dauer die Kosten senke. Die Miete künftig sei zwar höher, für die Steuerzahler werde die Rechnung aber wohl „plus-minus-Null“ ausgehen. Zudem sei die Raumsituation für Mitarbeiter und Besucher jetzt viel komfortabler.

Neubau des Jobcenters an der Viktoriastraße 4 in Unna.
Nicht besonders schön, aber zweckmäßig: der Neubau des Jobcenters an der Viktoriastraße 4 in Unna. © Udo Hennes

„Wir wollten kundenfreundlicher werden“ betont Ringelsiep. Spürbar wird das besonders durch die helle und großzügig bemessene Eingangshalle mit Wartezone. An der Bahnhofstraße standen dagegen bei größerem Andrang Kunden nicht selten Schlange bis nach draußen – bei Wind und Wetter.

144 Büros für rund 150 Mitarbeiter

„Das Stresslevel geht schon nicht so hoch, weil alles netter ist“, sagt Marianne Oldenburg. Die stellvertretende Jobcenter-Geschäftsführerin hat das Raumkonzept für den Neubau entworfen. Dabei hat sie auch an kurze Wege auf den drei Etagen plus Erdgeschoss, die das Jobcenter bezogen hat, gedacht. Das vierte Stockwerk hat der Fachbereich Familie und Jugend der Kreisverwaltung bezogen.

Bei rund 150 Mitarbeitern waren immerhin 144 Büros einzuplanen. Die Flächenbilanz sei jetzt viel besser als früher. Dabei sei man insgesamt aber bescheiden geblieben. „Wir wollen nicht den Hauch von goldenen Wasserhähnen haben“, ergänzt Uwe Ringelsiep.

Angesichts der Thematik, mit der sich die Beschäftigten täglich auseinandersetzen, sicherlich der richtige Maßstab. Für die Kundinnen und Kunden sei unterdessen die räumliche Situation nicht nur viel freundlicher geworden.

Eine Hand hält einen Token an eine Tür im Jobcenter in Unna.
Sicherheit mit Token: Nur Beschäftigte des Jobcenters können mit einem elektronischen Schlüssel die oberen Etagen und Flure erreichen. © Udo Hennes

Die zusätzlichen Serviceplätze im Erdgeschoss ermöglichten nun auch eine viel höhere Kontaktdichte mit den Beziehern von Bürgergeld und anderen Sozialleistungen – was bekanntlich eine Forderung aus dem politischen Raum ist, um damit die Vermittlung in Arbeit zu intensivieren.

So soll noch im März ein neues Konzept greifen, bei dem man sich die regelmäßig notwendigen Besuche der Hilfeempfänger wegen Fragen zum oder Änderungen beim Leistungsbezug zunutze machen wolle.

„Arbeit und Qualifizierung“ bei jedem Besuch

„Bei jedem Kontakt zum Jobcenter soll es um Arbeit und Qualifizierung gehen“, kündigt Uwe Ringelsiep an. Wer also an der Empfangstheke zum Beispiel neue Dokumente in eigener Sache abgegeben hat, soll danach zu einem Gespräch mit einem Vermittler im Büro gegenüber gebeten werden.

Mit dem Neubau haben zudem die Beschäftigten des Jobcenters eine Sorge weniger. Bekanntlich war es in der Vergangenheit zu gewalttätigen Übergriffen auf Mitarbeiter oder Drohungen gekommen wie in Kamen.

Die oberen Etagen und Flure sind daher – wie auch im Kreishaus – nur noch mit einem elektronischen Chipschlüssel (Token) zugänglich. Zu Einzelberatungen werden die Kunden am Empfang abgeholt und nach oben begleitet.

Die Stärke des Sicherheitsdienstes im Haus habe man dadurch halbieren können, weil Patrouillen in den oberen Etagen nicht mehr nötig seien. Während ungebetene Besucher damit erst gar nicht zum Risiko werden können, heißt man andere Gäste erkennbar willkommen: Neben einer Dachbegrünung hat die Fassade des ökologischen Baus nämlich auch Nisthöhlen für Fledermäuse.

Geschäftsführer Uwe Ringelsiep spricht in seinem Büro im neuen Gebäude des Jobcenters Kreis Unna.
Jobcenter-Geschäftsführer Uwe Ringelsiep freut sich über die kürzeren Wege im neuen Gebäude und die größere Kundenfreundlichkeit. © Udo Hennes