Christian P. (Name von der Redaktion geändert) habe die Gunst der Stunde ausnutzen wollen, sagt der Sportliche Leiter. Der mutmaßlich betrügerische Fußballtrainer P., der in der Vergangenheit zahlreiche Vereine um Tausende Euro betrogen haben soll, und dessen Namen wir in unserer Berichterstattung geändert haben, hatte sich vor Kurzem bei einem neuen Verein in Westfalen beworben.
Ein Verein, der noch nichts von den Machenschaften des Trainers geahnt hatte. Und ein Verein, der dringend einen neuen Trainer brauchte.
„Es war eine schwierige Situation für uns, weil wir schnell Ersatz brauchten. Umso glücklicher waren wir zunächst, als wir hörten, dass sich ein Trainer bei unserem Vorsitzenden gemeldet hat, der unsere erste Mannschaft gerne übernehmen wollte“, sagt der Sportliche Leiter des Vereins, bei dem sich Christian P. vorstellte.
Und die Gespräche mit dem Trainer liefen sehr gut. „Wir hatten mit einigen Kandidaten gesprochen. Viele von denen hatten aber schon bei ihren aktuellen Vereinen zugesagt, weswegen es moralisch verwerflich gewesen wäre, diese zu verpflichten“, so der Sportchef. Die Zeit drängte, denn bis zum Start der Vorbereitung blieb dem Verein nicht mehr viel Zeit, einen neuen Trainer zu finden.
Christian P. aber überzeugte auf allen Ebenen. „Er hat einen Super-Eindruck hinterlassen“, so der Sportchef weiter. Per Handschlag wurde die Zusammenarbeit besiegelt: „Alles war fix, doch dann haben wir einen Hinweis bekommen“, sagt der Vereinsfunktionär.
Christian P. wollte Spieler mitbringen, den es nicht gibt
Einen Hinweis darauf, dass es sich bei besagtem Trainer um einen Mann handeln soll, der in der Vergangenheit nicht immer ehrlich gewesen sein soll. Nach und nach kamen vermeintlich neue Lügen ans Tageslicht.
Der Sportliche Leiter ging im Internet auf Spurensuche nach Christian P., fand mehrere Facebook- und Instagram-Profile des Trainers. Auch ein Versprechen, das der Trainer in den Gesprächen gegeben haben soll, sollte er überhaupt nicht einhalten können.
Um den dubiosen Trainer Christian P. war es zuletzt längere Zeit ruhig geworden. Im Herbst 2022 tauchte er wieder auf. In einem neuen Einzugsgebiet in Westfalen bewarb er sich wieder bei zahllosen Vereinen. Die wussten aber, mit wem sie es zu tun hatten. P. überzog sie mit Whatsapp-Terror und drohte mit Klagen. Das zeigt unsere aktuelle Recherche. Sie belegt aber auch: Gegen Christian P. gibt es ein Kinderpornografie-Urteil. Wir fassen auch nochmal die ganze Geschichte des Christian P. zusammen.
So soll P. in den Vorstellungsgesprächen bei seinem neuen Verein vorgeschlagen haben, einen Spieler mitbringen zu wollen. Ein Wunschspieler P.‘s, den er über die Arbeit kenne, und den er gerne in seiner neuen Mannschaft hätte. Die Sportliche Leitung war von der Idee überzeugt.
„Wir wären bereit gewesen, noch einen Spieler aufzunehmen. Doch dann hat er uns gesagt, dass der Wechsel nun doch nicht zustande kommt, da der Spieler angeblich zu einem anderen Verein gewechselt ist“, führt der Sportliche Leiter aus.
Christian P. erfindet Spieler
Diese Tatsache machte den Sportchef stutzig. Er fand den Namen in keiner Aufstellung der besagten Vereine. Deutschlandweit gibt es laut Auskunft des Westdeutschen Fußballverbands 225 Spieler mit dem Namen, davon rund 100 in NRW.
Nachfrage bei den Vereinen, die der Spieler angeblich gewechselt hat: Bei beiden Klubs sei kein Spieler mit dem Namen in der Mitgliederkartei zu finden, teilt man dieser Redaktion mit.
Christian P. sagt Interview-Termin ab
„Die Erklärung, dass der Spieler nun doch nicht zu uns kommt, kam uns dann auch ein wenig komisch vor. Spätestens da sind wir ins Grübeln gekommen“, sagt der Sportliche Leiter.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Christian P. allerdings bereits erfahren, dass ihm der Verein wohl auf die Schliche gekommen ist. Einen Interview-Termin mit der örtlichen Presse sagte der Verein wegen seiner neuesten Informationen nämlich prompt ab.
Keine Basis für eine Zusammenarbeit
P. erfuhr von einem Journalisten von den Gerüchten, die der Verein über ihn gehört haben will. In einer Whatsapp-Nachricht schrieb P. der Sportlichen Leitung: „Wie ich eben von der Presse erfuhr, möchtet ihr Abstand von mir nehmen, da angebliche Gerüchte im Raum stehen.“
Für den Sportlichen Leiter war die Sache klar: „Wir haben uns sofort von ihm getrennt. Logisch. Selbst wenn es sich bei den Vorwürfen nur um Gerüchte handelt, wäre das keine Basis für eine Zusammenarbeit. Die ganzen Dinge, die uns offenbart wurden, sind echt gruselig. Bis zu uns hatte sich das bis dahin einfach noch nicht rumgesprochen.“
Mutmaßlicher Betrüger weist die Vorwürfe von sich
Die Vorwürfe weist P. indes von sich. In einer schriftlichen Stellungnahme, die P. dieser Redaktion auf Anfrage am Sonntag (27.6.) zukommen ließ, erklärt er, keine Gelder von Eltern unterschlagen oder veruntreut zu haben.
Bei zwei Vereinen aus Niedersachsen habe er fehlende Gelder wieder zurückgezahlt. Im Fall eines Vereins aus Westfalen habe er hingegen eingesammelte Gelder für ein Trainingslager im Wert von 900 Euro verloren, weil bei ihm im Winter 2019 eingebrochen worden sei.
Stellungnahme von Christian P.
Im Falle dieses Vereins gibt P. in seiner Stellungnahme allerdings zu, falsche Angaben über seine Herkunft gemacht zu haben. Bis auf die Angaben über seine Herkunft und seinen Familienstand habe er jedoch stets korrekte Angaben zu seiner Person gemacht, beteuert P.
Der Sportliche Leiter ist nun zumindest heilfroh, dass sein Verein noch gerade rechtzeitig erfahren hat, welchen vermeintlichen Betrüger der Klub unter der Woche verpflichtet hatten. „Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“, meint er.
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