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Neue Corona-Horrorzahlen: Irrfahrt durch die Corona-Pandemie mit düsterer Zukunftsprognose
Corona-Wochenbilanz
Die Corona-Infektionen breiten sich weiter ungebremst und unkontrolliert aus. Das zeigen die neuesten Daten. Ein führender Intensiv-Mediziner sieht eine fatale Entwicklung auf uns zukommen.
Die dramatische Entwicklung der Corona-Pandemie setzt sich ungebremst fort. Inzwischen sind die Zahlen und Daten so besorgniserregend, dass etliche Bundesländer ihre Corona-Schutzmaßnahmen wieder deutlich verschärft haben und andere kurz davor stehen, genau das zu tun. Und von den Experten der Pandemie gibt es wenig Hoffnung, dass sich die Lage in absehbarer Zeit wieder beruhigt. Ganz im Gegenteil.
Ausbreitung der Seuche ist außer Kontrolle
Ein Blick auf die Daten verdeutlich, wie kritisch sich die Lage inzwischen zugespitzt hat. Die Kurve, auf der der Anstieg der Fallzahlen abgebildet ist, zeigt steil nach oben. Exponentielles Wachstum nennt man das, oder anders ausgedrückt: Die Ausbreitung der Seuche ist außer Kontrolle.
In der Woche zwischen dem 1. und 8. November zählte das Robert-Koch-Institut so viele Neuinfektionen wie nie zuvor: 175.338. Bisher gab es die meisten neuen Corona-Fälle zwischen dem 14. und 21. Dezember 2020. Damals waren es 173.574. Schon jetzt hat diese Woche den Höchststand aus der dritten Welle (19. bis 26. April 2021: 145.626) um fast 30.000 Fälle übertroffen. Vor genau einem Jahr gab es in der ersten Novemberwoche fast 50.000 Neuinfektionen weniger.
Teilweise schießt die 7-Tages-Inzidenz auf über 900 hoch
Die 7-Tages-Inzidenz hat mit 201,1 am 8. November einen neuen Allzeit-Rekord erreicht, wobei die Werte von Bundesland zu Bundesland höchst unterschiedlich sind. Während Nordrhein-Westfalen mit 123,2 noch vergleichsweise gut abschneidet, sind die Zahlen für Bayern (316,2), Thüringen (427,5) und Sachsen (491,3) extrem hoch.
In einigen Landkreisen in diesen Bundesländern gibt es geradezu Horror-Zahlen: Der Landkreis Sächsische Schweiz/ Osterzgebirge meldet eine Inzidenz von 924,3, der Kreis Rottal-Inn eine solche von 833,3 und der Kreis Mühldorf am Inn 823,9
Ärzte-Chef: Alle Ungeimpften werden sich im Winter anstecken
Für den Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, steht schon jetzt fest, dass sich alle Ungeimpften in den bevorstehendnen Herbst- und Wintermonaten definitiv mit dem Virus anstecken werden. Ihnen würden weder Masken helfen noch das Vermeiden etwa von Karnevalsveranstaltungen, sagte Gassen am Wochenende in einem Interview.
Eine ähnlich schlechte Entwicklung hat sich auch bei der Zahl der Menschen, die an oder mit einer Coronainfektion gestorben sind, fortgesetzt. In der ersten Novemberwoche 2021 starben 806 Menschen. Mehr Corona-Tote gab es zuletzt Ende Mai (24. bis 31. Mai: 1.019). Die Todeszahlen sind zwar noch weit vom absoluten Höchststand entfernt, der mit 6.112 Toten in der Woche vom 4. bis 11. Januar 2021 registriert wurde, gleichwohl ist die Tendenz sehr schlecht.
Dass die Todeszahlen (noch) relativ niedrig sind, ist mit Sicherheit, da sind sich alle einzig, dem Umstand zu verdanken, dass gerade in den Hochrisikogruppen inzwischen die allermeisten Menschen geimpft sind. Das gilt, auch wenn die Impfquote insgesamt noch deutlich zu niedrig ist, um die angepeilte Herdenimmunität erreichen zu können. Vor allem die Zahl der Erstimpfungen stagniert auf einem äußerst niedrigen Niveau. Vollständig geimpft sind jetzt 67,1 Prozent. Das ist zu wenig.
Wenig erfreuliche Zahlen gibt es auch aus den Krankenhäusern zu vermelden.
Die Hospitalisierungs-Inzidenz (Zahl der Aufnahme von Covid-Kranken in Kliniken pro 100.000 Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen) stieg seit dem 1. November von 3,46 auf jetzt 3,93. Der bisherige absolute Höchstwert lag am 24. Dezember 2020 bei 15,75. Nicht weit mehr von dieser Größenordnung ist man jetzt in Thüringen entfernt. Dort liegt man jetzt bei einer Hospitalisierungs-Inzidenz von 13,87.
Aktuell sind 2.551 Intensivbetten mit Covid-19-Patientinnen und Patienten belegt. Zuletzt war die Zahl Mitte Mai höher. Gleiches gilt für die Zahl der Covid-Kranken, die beatmet werden müssen. Sie liegt jetzt bei 1.287.
Vor einer Woche waren 9,1 Prozent aller verfügbaren Intensivbetten mit Covid-Kranken belegt, am 8. November sind es bereits 11,5 Prozent. Bei alledem sind die großen regionalen Unterschiede in der Auslastung der Krankenhäuser zu beachten.
Intensivregister: „Verdoppelung der Intensivpatienten“ steht bevor
Wie sich die Situation in den Krankenhäusern in den nächsten Wochen und Monaten weiter entwickeln wird, wenn die Zahl der Neuinfektionen weiter so stark zunimmt wie zuletzt, dazu hat sich jetzt Christian Karagiannidis, der Wissenschaftliche Leiter des Intensivregisters, in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen geäußert. Er geht innerhalb der nächsten Wochen von einer Verdoppelung der Intensivpatienten mit einer Corona-Infektion aus.
Angesichts der Unklarheit, wie sich die zunehmend geforderte Anwendung der 2-G-Regel sowie die Kampagne zu den Auffrischungs- oder Booster-Impfungen entwickeln werde, konstatierte er schonungslos: „Wir navigieren gerade ohne GPS durch den Nebel.“
Ulrich Breulmann, Jahrgang 1962, ist Diplom-Theologe. Nach seinem Volontariat arbeitete er zunächst sechseinhalb Jahre in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten, bevor er als Redaktionsleiter in verschiedenen Städten des Münsterlandes und in Dortmund eingesetzt war. Seit Dezember 2019 ist er als Investigativ-Reporter im Einsatz.
