Seit 1991 gibt es den Arbeitskreis gegen Spielsucht e.V., der das Problem des krankhaften Glücksspiels zum Mittelpunkt seiner Arbeit gemacht hat. Der Verein muss seine Tätigkeit zum 31. Dezember einstellen, hat im Kreis Unna aber einen möglichen Nachfolger bei der Beratung von Spielsüchtigen gefunden.
Mit einem kleinen Team hat sich der Arbeitskreis weit über den Kreis Unna hinaus um Menschen gekümmert, die in Abhängigkeit vom Glücksspiel geraten sind, mit oft gravierenden Folgen für die eigenen Finanzen und das familiäre Umfeld.
Prävention und Spielerschutz
Mit dem Tod des Geschäftsführers Jürgen Trümper könne der Arbeitskreis jedoch künftig diese Aufgabe und vor allem die Beobachtung des Glücksspielmarktes nicht mehr in bewährter Weise erfüllen.
„Mit dem Tod meines Mannes ist jemand weggefallen, der wie kein anderer dieses Thema besetzt hat“, sagt Frances Trümper. Denn als eine von zwei Schwerpunktberatungsstellen in Nordrhein-Westfalen arbeitete der Arbeitskreis Unna in Projekten für das Landesgesundheitsministerium.
Neben der Tätigkeit als Beratungsstelle gehört auch die gesundheitspolitische Arbeit zu den Aufgaben des Arbeitskreises. „Unser Ziel ist es, durch strukturelle Prävention die Ausweitung des Glücksspiels einzudämmen und Elemente des Spielerschutzes zu etablieren“, heißt es in der Selbstbeschreibung.
Die aufwändigen Marktanalysen zum Glücksspiel, die zum Beispiel die Entwicklung bei Spielhallen und Geldspielautomaten analysieren, sind Teil der strukturellen Prävention. Diesen Bereich werde Unna bereits an die Kollegen der Landesfachstelle Glücksspielsucht NRW in Bielefeld abgeben, so Frances Trümper.
Suchtberatung durch sozialpsychiatrischen Dienst
Für die Beratungstätigkeit gebe es in Unna aber keine Zukunft mehr, weil sich der Verein ausschließlich aus Mitteln des Ministeriums finanziere, die wegen des Wegfalls eines Aufgabenfeldes aber nicht mehr im selben Maße nach Unna fließen können.
Mit der Beratung und auch mit der dritten Säule, der seit 2011 anerkannten ambulanten Rehabilitation von Spielsüchtigen, leiste man seit Jahrzehnten konkrete Hilfe für die Menschen vor Ort. „Seit Beginn unserer Tätigkeit gab es keinerlei kommunale Förderung unseres Beratungsangebotes“, sagt Frances Trümper.

Dies könne sich nun erstmals ändern, weil der Kreis Unna überlege, die Beratung von Spielsüchtigen künftig in seinen sozialpsychiatrischen Dienst einzubetten. Denkbar sei auch die Übernahme durch andere Suchtberatungsstellen gewesen, jedoch sei es für die Betroffenen oft schwierig, den Kontakt zu Einrichtungen der Alkohol- und Drogenhilfe aufzusuchen.
Mit den Klienten des sozialpsychiatrischen Dienstes hingegen gebe es große Schnittmengen. Das betreffe junge spielsüchtige Männer mit schädlichem intensiven Medienkonsum in der Vorgeschichte, aber auch häufig auftretende komorbide Störungen wie Depressionen und Angststörungen, weiß Frances Trümper aus ihrer Beratungserfahrung. Zum pathologischen Glücksspiel werden jährlich über 70 Personen beraten.
Übernahme einer Suchtberaterin durch den Kreis
Sie selbst ist Sozialarbeiterin und Suchttherapeutin, arbeitet mit einer Psychologin und einer weiteren Sozialarbeiterin aus dem Motivationsbereich im Arbeitskreis zusammen. Hinzu kommt nur noch ein Honorararzt, der von der LWL-Klinik in Dortmund-Aplerbeck für regelmäßige Visiten in Unna abgestellt wird.
Während ihre Kolleginnen sowie eine Verwaltungskraft sich künftig umorientieren müssen, hofft Frances Trümper selbst auf ein weiteres Engagement in Unna, wenn der Bereich der ambulanten Rehabilitation von einem anderen Träger übernommen und weitergeführt werden könne. Hierzu laufen aktuell noch Gespräche.
Unterdessen hat der Kreistag den Beschluss der Übernahme der Suchtberatung auf eine Sitzung nach der Sommerpause verschoben. Der Kreisverwaltung schwebt vor, die vollzeitbeschäftigte Sozialarbeiterin des Arbeitskreises Spielsucht zu übernehmen. Dafür müsste im Rahmen des Stellenplans 2025 geprüft werden, ob diese Stelle eingerichtet werden kann. Die Politik sieht wegen des komplexen Themas und der Kosten für den Kreishaushalt noch Beratungsbedarf.