Neubaugebiet oder Billard-Paradies? In Herten-Bertlich wäre Platz für 76 neue Eigenheime

Neubaugebiet: 76 Reihenhäuser und Doppelhaushälften in Bertlich
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Wohneigentum für junge Familien am grünen Stadtrand – mit einer Einkaufsmöglichkeit und nagelneuer Kindertagesstätte direkt vor der Haustür: So etwas ist in Zeiten schleppender Baukonjunktur dieser Tage schwer zu finden. Am Stadtrand im Hertener Nordwesten, wo früher Betonbauten von „real“ und ein „Schwarzmarkt“-Teppichhandel standen, soll genau das entstehen. Insgesamt seien 76 neue Wohneinheiten geplant, „auf kleiner Scholle“ und damit bezahlbar, wie Hertens Stadtbaurätin Janine Feldmann betont.

Die Stadtbaurätin will den entsprechenden Bebauungsplan, der in Grundzügen bereits 2021 vom Stadtrat abgesegnet wurde, nun in einem „beschleunigten Verfahren“ umsetzen und legt ihren Entwurf den Hertener Ratsgremien am 30. Januar vor. Mit einem Beschluss des Stadtrats ist im Februar zu rechnen.

Wir haben im April 2022 den GT Buer in seinen Räumen besucht und ausführlich mit ihnen im Video darüber gesprochen:

Neben Doppelhaushälften und Reihenhäusern sieht ein Entwurf des von der Stadt beauftragten Architekturbüros Ten Brinke auch den Neubau einer Vier-Gruppen-Kita für 100 Kinder im hinteren Teil des Neubaugebiets vor, also weit weg von der Dorstener Straße. Der Bedarf an Kita-Plätzen ist fraglos da, der an Wohneigentum für junge Familien auch. Der Ortsteil Bertlich gilt als eine günstige Wohngegend innerhalb Hertens, ist auch von Marl, Gelsenkirchen und Dorsten gut erreichbar und hat Wachstumspotenzial. Kurz vor der Fertigstellung sind dort zum Beispiel weitere 16 besondere Wohnungen in der entweihten Kirche St. Johannes.

Blick in eine Halle mit vielen, meist blau bespannten Billard-Tischen.
Von außen hässlich, aber innen ist alles noch picobello: Der 100 Mitglieder starke Billardclub „GT Buer 1931“, der mit 22 Mannschaften alle sportlichen Niveaus von Kreisliga bis Bundesliga bespielt, will sein altes Domizil in Bertlich nicht missen. © Stefan Korte

Das Gelände ist bereits mit Bauzäunen umgeben. Allerdings ist es fraglich, wann hier die ersten Bagger rollen können. Auf die Frage, wann die Bauruine des ehemaligen Teppichladens abgerissen wird, antwortet Stadtbaurätin Feldmann zurückhaltend: Das Gebäude sei in Privatbesitz und vermietet. Erst einmal gelte es, hier mittelfristig Baurecht für den dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Die geplante Bebauung werde sicher auf eine große Nachfrage treffen. Gleichzeitig sei der Eingriff in die Natur minimal, da das Gelände bereits weitgehend versiegelt sei.

Viel Platz, niedrige Miete - bis 2030

Der fragliche Mieter am Hoppenwall ist aber kein Geringerer als einer der größten Billard-Vereine Deutschlands, der GT Buer 1931. Er steht einem Abriss der letzten Gebäude am Hoppenwall entgegen, hat nach Angaben der Geschäftsführerin Bettina Weber für seine 700 Quadratmeter großen Innenräume noch einen Mietvertrag bis Ende 2030: „Wir haben uns einiges angesehen, seit wir wissen, dass wir früher oder später herausmüssen, aber wir finden keinen adäquaten Ersatz. Und wenn, dann für die dreifache Miete. Wir haben hier immerhin 19 Tische, dazu ein Lager, eine Theke, die Küche...“

Tatsächlich finden die 100 Vereinsmitglieder und ihre sportlichen Gegner bei großen Turnieren am Hoppenwall ideale Bedingen vor, auch Parkplätze vor der Tür. Die werden spätestens am 1. Februar wieder gebraucht, wenn es in der 1. Bundesliga gegen den BCC Witten geht.

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