
© Bruce W. Talamon/Universal/Netflix
Neu bei Netflix: Vorleser und Findelkind in „Neues aus der Welt“ mit Tom Hanks
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Der Western „Neues aus der Welt“ ist nun bei Netflix: An der Seite von Tom Hanks spielt der deutsche Shooting Star Helena Zengel eine blonde Kiowa und ist prompt für einige Preise nominiert.
Er reitet von Stadt zu Stadt, kassiert pro Kopf zehn Cent und liest den Leuten aus der Zeitung vor, „Neues aus der Welt“. Captain Jefferson (Tom Hanks) ist ein Veteran des Bürgerkriegs, ein Vagabund, der sich als Geschichtenerzähler im Wilden Westen über Wasser hält.
„Neues aus der Welt“ heißt der Western von Paul Greengrass (neu bei Netflix), der sich als Ballade um zwei verlorene Seelen beschreiben lässt, die einander Halt geben in einer Welt ohne Mitleid. In der Wildnis stößt der Captain auf eine zerstörte Kutsche und einen Toten, der überfallen wurde.
Im Unterholz versteckt sich ein blondes Mädchen, das Indianerkleider trägt und nur die Sprache der Kiowa spricht.
Ein trotziger Wildfang
Gespielt wird die weiße Kiowa von Helena Zengel (12), dem deutschen Shooting- Star aus „Systemsprenger“. Als der Captain das Mädchen unter seine Fittiche nehmen will, legt Zengel die gleiche trotzige Energie an den Tag, mit der sie schon im deutschen Sozialdrama Furore machte. Die Kleine ist ein Wildfang, der vor Wut faucht, als Jefferson sie in ein Kleid steckt und mit ihr die nächste Siedlung ansteuert.
Helena Zengel muss gar nicht viel tun – ihr trauriges blasses Gesicht, die blauen Augen unter blondem Haar sprechen Bände und brennen sich tief ein im Gedächtnis der Zuschauer.
Das Findelkind, das seinen Namen Johanna längst vergessen hat, ist doppelt traumatisiert. Erst wurden die Eltern massakriert, sie von den Kiowa entführt, später die indianischen Zieheltern von Weißen abgeschlachtet. Kein Wunder, dass das Mädchen von der Welt nichts Gutes erwartet.
War das ein Lächeln in ihrem Gesicht?
Was tun mit dem Widerborst? Jefferson will ihn dem Indianerbeauftragten übergeben, der aber abwesend ist. Auch die Armee lehnt dankend ab, also kutschiert er seinen Schützling quer durch Texas zu dessen Verwandten. Es ist eine Reise durch ein Land, wo das Faustrecht gilt. Halsabschneider wollen das Mädchen kaufen, man will sich nicht ausmalen, wofür. Es kommt zur Schießerei, die Kleine rettet dem Captain die Haut. Oh, war das ein Lächeln in ihrem Gesicht?
Später fällt das Duo Wegelagerern in die Hände. Die töten Büffel und Indianer im Akkord, angeführt von einem eitlen Ignoranten, der nur Zeitungsmeldungen über sich hören will, nichts Neues aus der Welt.
Amerikas bessere Seite
In dieser Gemeinschaft isolierter Hinterwäldler lässt sich mit etwas gutem Willen Trumps Amerika erkennen. So gesehen verkörpert Tom Hanks Amerikas bessere Seite: Güte, Gerechtigkeit, Solidarität. Als Schutzpatron der Schwachen reitet er durch ein wildes Land (gezeigt in malerischen Totalen), wo ein Akt der Menschlichkeit alte Wunden heilt. Man darf den sehenswerten Film durchaus metaphorisch verstehen.
Helena Zengel wurde von Amerikas Kritikern als bester Nachwuchsstar nominiert,, zugleich konkurriert sie als „beste Nebendarstellerin“ um den Golden Globe. Daumen drücken!