Fünf Tage wurde ausgelassen und friedlich gefeiert, doch wie sich nun herausstellt, hat ein Zwischenfall den Mendener Karneval überschattet : Beim Kostümball am Samstagabend (1.3.) soll ein 31-jähriger Mann rechtsextreme Parolen im Festzelt gerufen haben. Das teilte die Polizei am Montagnachmittag (3.3.) mit. Jetzt ermittelt der Staatsschutz.
Nach Informationen der Polizei soll sich der Vorfall um kurz vor Mitternacht im Festzelt an der Gartenstraße ereignet haben. Als die Musik kurz ausging, soll der Mendener den Moment der Stille genutzt und rechte Parolen gegrölt haben. Zeugen verständigten daraufhin umgehend die Polizei, die den „augenscheinlich unter Alkoholeinfluss stehenden Tatverdächtigen“ des Platzes verwies, wie es in der Mitteilung heißt.

Staatsschutz in Hagen ermittelt
Den 31-Jährigen erwartet nun ein Strafverfahren wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Der Staatsschutz in Hagen wurde eingeschaltet. „Der Mann ist polizeibekannt - allerdings wegen anderer Straftaten“, hieß es aus der dortigen Pressestelle. Weitere Informationen könnten zum jetzigen Zeitpunkt der Ermittlungen nicht erteilt werden.
Der Vorfall weckt böse Erinnerungen. Bereits im vergangenen Jahr sollen beim Mendener Karneval Nazi-Parolen gerufen worden sein. Damals dichteten Gäste der Rosenmontagsparty den Song „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino um und grölten „Ausländer raus, Deutschland den Deutschen“. Der Staatsschutz ermittelte, auch auf Grundlage eines Videos, das der Westfalenpost vorlag. Die Täter konnten allerdings nicht überführt werden.
„Solche Parolen wollen wir nicht hören“
Damals wie heute zeigt sich Ralf-Werner Hörchner, Pressewart der Mendener Karnevalsgesellschaft (MKG) Kornblumenblau, bestürzt. „Solche Parolen wollen wir nicht hören und nicht sehen“, betont er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wir sagen nicht umsonst: Wir sind bunt!“ Nichtsdestotrotz könnten diese Vorfälle nicht gänzlich verhindert werden, so Hörchner weiter.
Tatsächlich hatte der MKG Kornblumenblau Konsequenzen aus dem „L’amour toujours“-Skandal im vergangenen Jahr gezogen. „Alle unsere DJs haben sich im Vorfeld erkundigt, welche Lieder gerne umgedichtet werden und diese von der Playlist genommen“, so Hörchner. Das habe sich bewährt.
Schnell gehandelt und Polizei informiert
Der aktuelle Vorfall wird aber vermutlich keine Folgen haben. „Es gibt leider Menschen mit rechtem Gedankengut. Und wenn die dann auch noch Alkohol getrunken haben, ist es schwierig, solche Äußerungen zu unterbinden“, so Hörchner. Wichtig sei, dass bei so etwas schnell gehandelt und der Sicherheitsdienst sowie die Polizei informiert werde. „Und das hat in diesem Fall gut funktioniert.“
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