Die Tagesschau ist tabu Unnaer Mutter zum Umgang mit Nachrichten in ihrer Familie

Von Claudia Lohmann
Nachrichtenkonsum in der Familie: Ehrlich und kindgerecht
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Die Bilder und Nachrichten über das Erdbeben in der Türkei und in Syrien erschüttern. Sie sind nicht die ersten und wohl auch nicht die letzten negativen Schlagzeilen, die über sämtliche Medien transportiert und zum Gespräch werden. Und die ein ungutes Gefühl hervor rufen und betroffen machen.

Während es schon für manchen Erwachsenen schwer ist, solche Nachrichten zu verarbeiten, ist es für Kinder noch belastender. Da weiß auch Daniela Arntz aus Unna, die im Gespräch mit der Redaktion erklärt, wie in ihrer Familie mit Nachrichten umgegangen wird. Die Unnaer Mutter ist Erzieherin und achtet sehr genau darauf, wie ihre zwei Kinder Nachrichten konsumieren.

Dabei ist sie kein Fan davon, Dinge zu verbergen oder zu beschönigen. Häufig erfahren die Kinder doch davon – oder sie spüren, dass Dinge verharmlost werden, um sie zu schützen. „Ich fange nicht an, Geschichten zu erzählen“, erklärt sie. Ihre Kinder sollen stets wissen, dass sie ihren Eltern Fragen stellen können und ehrliche, authentische Antworten bekommen. „Ich finde es schöner, wenn die Infos von uns kommen als von außen“, erklärt die Mutter einer neunjährigen Tochter und eines fünfjährigen Sohnes. „Egal, welche Fragen die Kinder uns stellen, sie bekommen eine ehrliche Antwort. Sie sollen sich ernstgenommen fühlen.“

Wichtig ist für Arntz und ihren Mann dabei, in welcher Form ihre Kinder an die Infos kommen. „Ich würde niemals mit Mathilda die Tagesschau gucken, im Auto mache ich das Radio aus, wenn die Nachrichten kommen“, erklärt sie. Auch die Schlagzeilen der Tageszeitung scannen die Eltern, bevor diese auf dem Küchentisch landet – oder eben nicht.

Kindgerechte Nachrichten über das Erdbeben

Arntz und ihr Mann achten genau darauf, dass ihre Kinder die Nachrichten kindgerecht erfahren. Zum Beispiel über die Kinderseite der Tageszeitung, in speziellen Nachrichtensendungen und speziellen Magazinen für Kinder. Darin würden aktuelle Geschehnisse kindgerecht aufgearbeitet und viele Fragen beantwortet, die Kinder sich stellen.

Auch über das Thema Erdbeben hat Familie Arntz mit ihren beiden Kindern gesprochen, denn vorbeigegangen wäre das Thema vor allem an der älteren Tochter ohnehin nicht. Arntz und ihrem Mann war es deshalb wichtig, kindgerecht zu erklären, was passiert ist. „Wir haben Sachbücher über Erdbeben, Tsunami und Vulkanausbrüche ausgeliehen, damit man das fachlich erklären kann, weil viele Fragen kommen. Sachbücher für Kinder machen das greifbarer.“

Doch freilich achten die Eltern auch ganz genau darauf, wie die Kinder auf solche Nachrichten reagieren und wie viel sie vertragen. „Ich glaube, dass man selber seine Kinder am besten kennt und weiß, was man ihnen zumuten kann und was nicht“, erklärt Arntz.

Ihre Tochter Mathilda hat mit Schulkameraden eine Spendenaktion ins Leben gerufen und freudestrahlend über den Erfolg berichtet. Darüber hat auch der kleine Bruder von dem Unglück erfahren, Fragen gestellt und angefangen zu weinen. „Da habe ich gemerkt, es reicht an Informationen. Man muss immer abwägen, was man erzählt“, so die Mutter.

Kinder aus Kessebüren haben Lesezeichen gebastelt und gegen Spenden für die Erdbeben-Opfer in der Türkei und in Syrien verkauft.
Kinder aus Kessebüren haben Lesezeichen gebastelt und gegen Spenden für die Erdbeben-Opfer in der Türkei und in Syrien verkauft. Der Gruppe haben sich weitere Kinder angeschlossen, die fleißig mitgebastelt haben. 800 Euro haben sie so eingenommen. © privat

Kinder sammeln 800 Euro für Erdbeben-Opfer

Auf ihre Tochter und die anderen Kinder, die die Aktion eigenständig ins Leben gerufen haben, sind sie und die anderen Eltern sehr stolz. Die Kinder haben nach der Schule Lesezeichen gebastelt und am Ende 800 Euro eingenommen. Das Geld hat Daniela Arntz jetzt an Unicef überwiesen – auf Wunsch der Kinder, die möchten, dass das Geld den Kindern in den betroffenen Gebieten zugute kommt.

Die Aktion sei nicht nur toll, weil sie zeigt, wie sehr die Kinder mitdenken und helfen möchten. Diese Erfahrung sei auch wichtig, weil die Kinder daraus fürs Leben lernen. „Sie merken, dass sie nicht hilflos sind und dass sie etwas tun könne, egal wie klein es ist. Wenn viele etwas tun und zusammenhalten, dann kann etwas Großes herauskommen“, so Arntz.

Die Kinder, die sich eigentlich „nur“ ein Ziel von 500 Euro gesteckt hatten, sei es eine schöne Erfahrung, so eine große Resonanz zu erfahren und das Gefühl zu erleben, etwas Wichtiges für die Gesellschaft und die Zukunft tun zu können. „Das haben manche Erwachsene noch nicht verstanden.“