Nachbeben erschüttert Teile Marokkos Deutsches THW schickt Helfer wieder nach Hause

Starkes Erdbeben erschüttert Marokko: Zahl der Toten steigt auf mehr als 2000
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Nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko hat es am Sonntagmorgen ein Nachbeben gegeben. Das Land sei gegen 9 Uhr Ortszeit von einem neuen Beben erschüttert worden, sagte Nasser Jabour, Leiter einer Abteilung des Nationalen Instituts für Geophysik, der marokkanischen Nachrichtenseite Hespress.

Die US-Erdbebenwarte USGS verzeichnete eine Stärke von 3,9. Das Epizentrum des Nachbebens lag laut Hespress etwa 80 Kilometer südwestlich von Marrakesch, ähnlich wie das erste Beben. Ob es in der Folge weitere Opfer gab, ist nicht bekannt.

Nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko mit mehr als 2000 Toten ist eine Spezialeinheit des spanischen Militärs in das nordafrikanische Land geflogen. 56 Mitglieder der Militärischen Nothilfe-Einheit UME hätten am Sonntag in Saragossa zusammen mit vier Suchhunden eine Transportmaschine vom Typ A400 bestiegen, teilte das Verteidigungsministerium auf der vormals als Twitter bekannten Plattform X mit. Zuvor hatte das nordafrikanische Land eine formelle Bitte um Beistand an Spanien gerichtet, wie spanische Medien übereinstimmend berichteten.

THW schickt Helfer wieder nach Hause

Mitglieder der Feuerwehr ohne Grenzen aus Spanien waren am Sonntag bereits in Marokko auf dem Landweg unterwegs in das besonders betroffene Gebiet im Atlasgebirge südlich der auch bei Touristen beliebten Stadt Marrakesch. „Wir sind noch etwa zwei Stunden vom Epizentrum entfernt“, sagte der Leiter des Einsatzes, Antonio Nogales, RTVE. Die spanischen Feuerwehrleute stünden mit den marokkanischen Behörden in Kontakt, damit sie ihnen ein Einsatzgebiet zuwiesen. Auch andere Berufsfeuerwehren vor allem aus dem Süden Spaniens entsandten Helfer in das Katastrophengebiet.

Das Technische Hilfswerk (THW) schickt seine für einen möglichen Rettungseinsatz in Marokko nahe dem Flughafen Köln/Bonn bereits versammelten Helfer vorerst wieder nach Hause. Da bisher kein internationales Hilfeersuchen von Marokko eingegangen sei, würden die THW-Kräfte an ihre Standorte zurückkehren, teilte das THW am Sonntagnachmittag mit. Denn zwischenzeitlich habe sich das Zeitfenster, in dem die Wahrscheinlichkeit groß sei, Menschen lebend unter Trümmern zu retten, fast geschlossen. Seit Samstagabend hatten Einsatzkräfte für einen möglichen Rettungseinsatz bereitgestanden.

Zuvor hatten bereits die Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany und der Bundesverband Rettungshunde mitgeteilt, dass sie nicht mehr mit einem Rettungseinsatz ihrer bereitstehenden Helfer in Marokko rechnen. Deshalb würden die Vorbereitungen abgebrochen, sagte ein Sprecher.

Menschen die nach dem Erdbeben am Straßenrand sitzen.
Menschen versammeln sich auf einer Straße in Casablanca nach dem schweren Erdbeben in Marokko (bestmögliche Qualität). © picture alliance/dpa

Beben war in Umkreis von 400 Kilometern spürbar

Laut Augenzeugenberichten löste das Erdbeben in Marrakesch, Agadir und anderen Städten bei Bewohnern Panik aus. Wie die Zeitung „Le Matin“ berichtete, war das Beben auch in Rabat und Casablanca zu spüren.

Marokkaner posteten Videos, auf denen zu Schutt zerfallene Gebäude und beschädigte Teile der berühmten roten Mauern zu sehen sind, die die Altstadt von Marrakesch umgeben, ein Unesco-Weltkulturerbe. Andere Videos zeigen schreiende Menschen, die Restaurants in der Stadt verließen. Das Beben war Berichten zufolge auch in Portugal und Algerien zu spüren.

Nasser Jabour, Leiter einer Abteilung des Nationalen Instituts für Geophysik, bestätigte, dass die Nachbeben weniger stark seien. Das Beben sei in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren gewesen, sagte er der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP. Es sei das erste Mal seit einem Jahrhundert, dass ein derart starkes Erdbeben in Marokko registriert worden sei.

Bundeskanzler Olaf Scholz drückte sein Mitgefühl aus. „Das sind schlimme Nachrichten aus Marokko“, erklärte der SPD-Politiker auf der Plattform X (früher Twitter). „In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei den Opfern des verheerenden Erdbebens. Unser Mitgefühl gilt allen Betroffenen dieser Naturkatastrophe.“ Scholz hält sich derzeit für den G20-Gipfel in der indischen Hauptstadt Neu Delhi auf.

Die Europäische Union bot Marokko Hilfe an. „Die EU ist bereit, Marokko in diesen schwierigen Momenten zu unterstützen“, schrieb EU-Ratspräsident Charles Michel über den Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter). Die Nachrichten aus dem Land seien schrecklich. Er sei in Gedanken bei allen, die von der Tragödie betroffen seien, und bei den Rettungskräften. Michel äußerte sich ebenfalls vom G20-Gipfel.

Erdbeben in Nordafrika sind relativ selten. 1960 hatte sich laut dem Sender Al Arabiya in der Nähe von Agadir ein Beben der Stärke 5,8 ereignet, bei dem Tausende Menschen ums Leben kamen.

dpa/RND

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