Nach Panne beim Stadionneubau: Aus für den Fröndenberger Ruhrtallauf 2022

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Nach Panne beim Stadionneubau: Aus für den Fröndenberger Ruhrtallauf 2022

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Der Ruhrtallauf 2022 in Fröndenberg fällt aus. Das Stadion ist nicht fertig, Duschen und Toiletten fehlen und wo der Zielbereich liegen könnte, stand wegen der Baumaßnahmen auch nicht fest.

Fröndenberg

, 18.01.2022, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die nächste Absage einer großen Sportveranstaltung: Der traditionsreiche Ruhrtallauf findet auch 2022 nicht statt. Die Absage geht aber nicht nur auf die vierte Welle der Corona-Pandemie zurück, sondern hängt erheblich mit den Bauverzögerungen am Fröndenberger Stadion zusammen.

Eigentlich wäre am 12. März die 46. Auflage des Ruhrtallaufs in Fröndenberg über die Bühne gegangen. Nach der Absage in den vergangenen beiden Jahren findet die beliebte Laufveranstaltung des VfL Fröndenberg mit normalerweise mehreren hundert Teilnehmern nun zum dritten Mal hintereinander nicht statt. Das haben die Veranstalter mitgeteilt.

2020 war der 44. Ruhrtallauf wegen der Corona-Entwicklungen erstmals kurzfristig abgesagt worden- eine Woche vor dem Sport-Lockdown. Im Angebot sind normalerweise Jugendläufe sowie die 5 und 10 Kilometer. In Fröndenberg zählt der Lauf zu den größten Veranstaltungen im Sportkalender.

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In einer Mitteilung gab VfL-Pressesprecherin Edda Schwermann auch die Gründe für die neuerliche Absage an: „Gründe sind einmal die Verzögerungen der Bauarbeiten im Stadion an der Graf-Adolf-Straße, wodurch die bisherige Ausrichtung des Laufes mit der Streckenführung im Stadion und Nutzung der sanitären Anlagen dort nicht möglich sein wird. Zudem sorgt auch die sich ausbreitende Coronawelle für Unsicherheiten bei der Planung.“

Das Fröndenberger Stadion aus den 50er-Jahren wird derzeit aufwendig zu einer modernen Kunststoffanlage mit Kunstrasen und Tartanbahn für Fußballer und Leichtathleten umgebaut. Unter anderem wird es eine LED-Flutlichtanlage geben und eine Tribüne mit mehr als 100 Sitzplätzen. Der Stadionumbau ist Teil eines ursprünglich 1,7 Millionen Euro teuren Projekts „Sportpark Ruhr“, das mit 900.000 Euro vom Land gefördert wird.

Eine der teuersten laufenden Baustellen in Fröndenberg wird verzögert fertig: Auf der neuen Laufbahn könnten aktuell noch keine Wettkämpfe stattfinden.

Eine der teuersten laufenden Baustellen in Fröndenberg wird verzögert fertig: Auf der neuen Laufbahn könnten aktuell noch keine Wettkämpfe stattfinden. © Arthur Behrend

Das Stadion ist dabei der erste Bauabschnitt, im zweiten soll der Hindenburghain angebunden werden. Bei Recherchen aus dem Mai 2021 teilte Bauamtsleiter Stephan Rach noch mit, dass die Arbeiten im Zeitplan liegen würden. Da war aber auch gerade erst der Spatenstich erfolgt. Und im Verlauf des Jahres traten Probleme auf.

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Im Herbst wurde bekannt, dass die Sanierung des Stadions wegen Schadstoffen im Boden komplizierter werden würde als bisher angenommen. Dabei räumte die Stadtverwaltung im Dezember auch ein, dass Zuschüsse aus einem Fördertopf für die Entsorgung verseuchten Bodenaushubs nicht beantragt worden seien. 80 Prozent der zusätzlichen Kosten hätte die Stadt Fröndenberg so sparen können.

Verzögerungen beim Bau des Stadions an der Graf-Adolf-Straße

Und das Projekt wurde nicht nur eine halbe Million Euro teurer, sondern es gab auch Verzögerungen. Stefan Betzinger, der im Bauamt den Bereich der Sportverwaltung leitet, hatte in einer Pressemitteilung der Stadt im November gesagt: „Auch, wenn es kleinere zeitliche Verzögerungen gegeben hat, gehen wir von der Fertigstellung dieses Teils des geplanten Sportparks im April/Mai 2022 aus.“

Viel Baumaterial liegt aktuell in Fröndenberg herum: Kies, Schotter, Steine, Sand, Pflastersteine - das alles soll in wenigen Monaten eine hochmoderne Sportstätte bilden. Im Hintergrund der Vereinsheim an der Graf-Adolf-Straße.

Viel Baumaterial liegt aktuell in Fröndenberg herum: Kies, Schotter, Steine, Sand, Pflastersteine - das alles soll in wenigen Monaten eine hochmoderne Sportstätte bilden. Im Hintergrund der Vereinsheim an der Graf-Adolf-Straße. © Arthur Behrend

Für Michael Preuß, Geschäftsführer des VfL Fröndenberg, bedeutete diese Nachricht erhebliche Schwierigkeiten. „Ursprünglich sollte alles schon im letzten Jahr fertig sein“, sagte er. Die Verzögerungen verlängerten sich, weil die Kunststofflaufbahn nur bei stabilen Plusgraden gegossen werden kann. Eine witterungsbedingte Verzögerung sei in die Planungen einkalkuliert, teilte die Stadt auf Nachfrage mit. An einen Zieleinlauf im Stadion war aber nicht mehr zu denken.

Zielverlegung wäre die Alternative gewesen

Der VfL Fröndenberg als Veranstalter versuchte, flexibel auf die Gegebenheiten zu reagieren. Da es keine amtlich vermessene Laufstrecke gibt, hätte der VfL einen Lauf ohne Bestenlisten-reife Strecke ausgerichtet mit einem Start-Ziel-Einlauf auf der Graf-Adolf-Straße, doch die nicht abgeschlossenen Arbeiten rund um den Eingangsbereich des Stadions ließen viele Fragen offen.

Schließlich stand der Verein vor dem Schritt, die erforderliche straßenverkehrsrechtliche Erlaubnis zu beantragen. Dann entschied man sich zur Absage. „Wir hatten auch keine Alternative für sanitäre Anlagen gefunden und hätten auch kein Catering betreiben können“, sagte Preuß.

Aber auch Corona spielte für die Absage fast zwei Monate vor dem Lauf eine Rolle: Am Montag meldete der Kreis Unna ein Rekordhoch. Allein in Fröndenberg waren 39 Neuinfektionen erfasst worden. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner lag am Montag kreisweit bei 422,5.

Korrektur: In einer ersten Fassung dieses Artikels hatten wir berichtet, dass der Ruhrtallauf in diesem Jahr das zweite Mal in Folge ausfällt. Tatsächlich handelt es sich bereits um die dritte Absage in Serie. Auch der Lauf 2020 war kurzfristig abgesagt worden. Wir bitten dieser Fehler zu entschuldigen.