Nach Kritik an EM-Bahnchaos Verkehrsbetriebe zeigen sich entspannt

Nach Kritik an EM-Bahnchaos: Verkehrsbetriebe zeigen sich entspannt
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Die Deutsche Bahn hat es in die internationale Presse geschafft. Weil sie auch während der Fußball-Europameisterschaft 2024 immer wieder mit Zugausfällen, Verspätungen oder stark überfüllten Abteilen kämpft, reagieren mittlerweile Medien weltweit darauf. Laut „New York Times“ entzaubert die Euro 2024 in Deutschland gerade sogar den Mythos von deutscher Effizienz und Pünktlichkeit – die Schuldige sei die Deutsche Bahn.

In ihrer Zwischenbilanz dankt die Deutsche Bahn den in der ersten EM-Woche drei Millionen beförderten Fahrgästen für ihre Geduld. Auf Anfrage erläuterte eine Sprecherin, dass bei Kritik und Problemen die Verkehrskonzepte in Zusammenarbeit mit kommunalen Verkehrsunternehmen nachgeschärft worden seien – wie in Gelsenkirchen.

Nach langen Wartezeiten bei EM-Spiel: Nahverkehrsunternehmen sieht es gelassen

Denn auch die regionalen Verkehrsbetriebe sind während der EM stark gefordert und kämpfen mit verstopften Bahnsteigen, langen Wartezeiten, frustrierten Fußballfans. In Gelsenkirchen standen serbische und englische Fußballfans am Abend des 16. Juni nach Abpfiff um die zwei Stunden an den Gleisen, um das Stadion zu verlassen. Ein Sprecher der zuständigen Bogestra sagte dazu: „Zwei Stunden ist unser Ziel und wir haben einen guten Job gemacht – wenn Zehntausende zeitgleich nach Hause wollen, kommt es zu Wartezeiten.“


Trotzdem habe das Verkehrsunternehmen reagiert und zum darauffolgenden Spiel am 20. Juni mehr Busse und Haltestellen organisiert, außerdem seien Werkstattmitarbeiter entlang der Strecke stationiert, um bei Störungen schnell eingreifen zu können. Mit Erfolg: Die An- und Abreise beim zweiten Spiel lief laut Bahn stabil.

„Nicht alles perfekt“: Aber Münchner Verkehrsbetriebe bisher zufrieden

In München war zwar „nicht alles perfekt“, dennoch zeigten sich die Münchner Verkehrsbetriebe (MVG) bisher zufrieden. „Alles, was rollen kann und auf die Strecke passt, war auf der Schiene“, erklärte MVG-Sprecher Maximilian Kaltner auf Anfrage. Auch die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) ist angesichts der Berichte und des anstehenden Finales in Berlin nicht alarmiert: Ein besonderes Konzept gebe es nicht, die Zuschauerzahlen seien dieselben wie bei anderen ausverkauften Fußballspielen.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) bestätigte auf Anfrage die große Herausforderung für die Nahverkehrssysteme in den Städten und Gemeinden. „Dies gilt insbesondere in Zeiten von Personalmangel in der Branche“, so DStGB-Sprecher Alexander Handschuh. Auch wenn viele zusätzliche Busse und Personal im Einsatz seien, würde es dennoch nach Abpfiff zu Wartezeiten kommen. Insgesamt sei die Stimmung im Nahverkehr aber positiv.

Wer hingegen von den vielen Fahrgästen während der Fußball-EM profitiert, ist das Unternehmen Flixbus. Wie das Unternehmen mitteilte, ist die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr um 26 Prozent gestiegen. Doch das überlaste die Strecken noch nicht: „Wir haben keine signifikanten Verspätungen, die auf das erhöhte Aufkommen während der EM zurückzuführen sind“, so eine Sprecherin. Das Unternehmen plane die Fahrten stets mit einem zeitlichen Puffer, sodass Verspätungen durch Staus oder Witterung ausgeglichen werden könnten.