Rechtsextreme Anschläge auf Bochumer Synagoge und Kita? „Sein Ziel war es, völlig zu zerstören“

Bochumer (37) nach Anschlägen auf Synagoge und Kindergarten vor Gericht: „Sein Ziel war es, völlig zu zerstören“
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Nach einer Serie von mutmaßlich politisch motivierten Anschlägen in Bochum muss sich ein 37-jähriger Mann vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Der als Rechtsextremist geltende Bochumer soll unter anderem einen Schuss auf die Bochumer Synagoge abgefeuert haben. In seiner Wohnung fanden Ermittler Nazi-Material, eine Indoor-Plantage und ein Schlagwaffen-Arsenal.

Brauner Pullover, schütteres Haar, versteinerter Blick: Zum Prozessauftakt vor der 9. Strafkammer sagte der Angeklagte am Donnerstag (16.11.) kein einziges Wort.

Sein Verteidiger erklärte, dass sich daran mit Blick auf die Hauptvorwürfe auch nichts ändern wird.

„Praktisch erwiesen“

Belastet wird der 37-Jährige insbesondere durch DNA-Spuren. An mindestens vier Tatmitteln, darunter auch die Metallkugel, die am 26. April 2021 nachts auf die Bochumer Synagoge abgefeuert worden ist, sei es „praktisch erwiesen“, dass die daran gesicherten DNA-Spuren die des Bochumers sind, erklärte eine Sachverständige.

Die Anschuldigungen gegen den 37-Jährigen haben es sich: Am 15. Mai 2017 soll der mutmaßliche Rechtsextremist früh morgens (6.35 Uhr) „eine mit Benzin und Holzwolle gefüllte und mit Klebeband umwickelte Bierflasche“ nach vorheriger Entzündung durch einen Stofflappen im Flaschenhals gegen das Fenster des Turnraums eines Bochumer Kindergarten geschleudert haben. Sein Ziel sei es gewesen, die Innenräume des Kindergartens durch Brandlegung „völlig zu zerstören“.

Brandsatz im Müllermilch-Flasche

Am 25. August 2018 soll er einen ähnlich selbstgebauten Molotow-Cocktail (in einer Müllermilch-Flasche) gegen ein Bochumer Wohnhaus geworfen haben, indem eine gebürtige Polin lebte. Später soll er auch noch den Reifen eines geparkten VW angezündet haben.

Am 26. April 2021 schließlich der Anschlag auf die Bochumer Synagoge: Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann ist überzeugt, dass der Angeklagte der Pistolenschütze gewesen ist, den eine Überwachungskamera an der Synagoge seinerzeit gefilmt hat.

Äußeres Glas durchschlagen

„Mit einer Pistole oder einem ähnlichen Gerät“ habe der 37-Jährige auf das Gotteshaus der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen gefeuert, hieß es. Getroffen wurde das äußere Glas einer Doppelglasscheibe, durchschlagen wurde das anvisierte Fenster über dem Eingang der Synagoge aber nicht. Ganz in der Nähe wurden später zwei kunststoffummantelte Metallkugeln gesichert.

Zahlreiche Messer und Gasdruckwaffen

Nachdem sich die Ermittlungen anfangs auf einen anderen Tatverdächtigen konzentriert hatten, wurde der 37-Jährige Ende Mai 2023 festgenommen.

Bei der Durchsuchung seiner Wohnung entdeckten die Ermittler ein „Growzelt“ mit Cannabispflanzen, außerdem acht Schlagringe, eine Stahlrute, einen E-Schocker, zahlreiche Messer und Gasdruckwaffen. Im Falle einer Verurteilung nach Anklage (bewaffneter Drogenhandel) drohen alleine dafür mindestens fünf Jahre Haft.

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