Vor sechs Monaten wurden im Schlafzimmer einer Erdgeschosswohnung an der Hertener Feldstraße drei Leichen entdeckt - eine Mutter (37) und zwei Kinder (5/7), alle drei qualvoll erstickt. Seit Montag (13.11.) muss sich der Ex-Mann und Vater der Getöteten vor dem Bochumer Schwurgericht verantworten. Die Anklage: dreifacher Mord.
Es war bedrückend still, als der Angeklagte um 14.02 Uhr an der Seite von zwei Justizwachtmeistern in den großen Schwurgerichtssaal A0.10 geleitet wurde. Minutenlang waren einzig die leisen Klickgeräusche von Fotokameras zu hören.
In der einen Hand hielt der 36-Jährige einen gefalteten Zettel, in der anderen einen blauen Aktendeckel, den er sich vor sein Gesicht hielt. Bis auf ein kurzes, bestätigend wirkendes Kopfnicken, als bei der Anklageverlesung gerade die Tötung eines seiner Kinder beschrieben wird, verhielt sich der 36-Jährige nahezu regungslos.
Zu den Vorwürfen äußern wollte sich der Türke vorerst nicht. Sein Verteidiger Björn Rüthers kündigte an, dass gegebenenfalls am nächsten Prozesstag (20.11.) über ihn Angaben zu den Vorwürfen erfolgen.
Der 36-Jährige sitzt seit Mitte Mai in U-Haft. Er war Stunden nach den Leichenfunden festgenommen worden. Offenbar war es gelungen, in Marl sein Mobiltelefon zu orten.
Vater soll Tötungen bereits gestanden haben
In ersten Vernehmungen bei der Polizei soll der 36-Jährige bereits eingeräumt haben, seine Ex-Frau und seine Töchter erstickt zu haben.
Zum Prozessauftakt war die Rede von einer gefilmten, mehrstündigen Beschuldigtenvernehmung, die im Verlaufe des Prozesses auch öffentlich abgespielt werden soll.
Die Bochumer Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 36-Jährige „aus Frust und Gekränktheit über den finalen Trennungsentschluss“ seiner Ex-Frau zum Dreifachmörder geworden ist.
„Darüber hinaus gab er der Geschädigten die Schuld, mit seinen Gefühlen zu spielen und maßgeblich für sein Leid verantwortlich zu sein“, heißt es in der Anklageschrift.
Angeklagter seit April 2022 in Deutschland
Der Mann und die später getötete Frau waren von 2013 bis 2019 in der Türkei ein Paar. Seit April 2022 soll der Angeklagte sich in Deutschland aufgehalten haben.
Nach der Scheidung im Jahr 2019 soll der 36-Jährige wiederholt versucht haben, seine Ex-Frau und die Kinder zurückzugewinnen.
In der späteren Tatortwohnung an der Feldstraße soll die kleine Familie erst wenige Tage vor der tödlichen Tragödie zusammengefunden haben.
Am Vormittag des 15. Mai gegen 11 Uhr sollen die beiden Töchter im Wohnzimmer der Wohnung Fernsehen geschaut, der Angeklagte und seine Ex-Frau sich im Schlafzimmer befunden haben.
„Bereits in der Nacht zuvor hatte die Ex-Frau dem Angeklagten eröffnet, nicht mit den Kindern bei ihm in Deutschland zu bleiben, sondern den nächsten Flug zurück in die Türkei nehmen zu wollen“, heißt es in der Mordanklage. Der 36-Jährige habe daraufhin bereits in der Nacht die Tötungen beschlossen.
Kinder ins Schlafzimmer gelockt
Der Angeklagte soll seine Ex-Frau glauben lassen haben, dass er sie und die Mädchen zum Flughafen bringen werde. Daraufhin soll die Frau sich laut Anklage auf einvernehmlichen Geschlechtsverkehr eingelassen haben.
Im Anschluss daran soll der 36-Jährige sie „durch Zuhalten von Mund und Nase mit den Händen und Drücken in das auf dem Bett liegende Kissen“ erstickt haben. Danach soll er nacheinander seine beiden Töchter, jeweils unter dem Vorwand, es handele sich um ein Spiel, in das Schlafzimmer gelockt – und auch die beiden Kinder erstickt haben.
Die Mordanklage stützt sich auf die Mordmerkmale „heimtückisch“ und „niedrige Beweggründe“.
Für den Prozess vor dem Bochumer Schwurgericht sind vorerst sieben weitere Verhandlungstage bis zum 18. Dezember anberaumt. Im Falle einer Verurteilung droht dem Angeklagten lebenslange Haft.
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