Münster: Prozess nach Tod des Transmanns Malte C. aus Marl Angeklagter soll homosexuell sein

Sam Benecken ist Verteidiger: Prozess nach Tod des Transmanns Malte C.
Lesezeit

Siegmund (Sam) Benecken vertritt den Tatverdächtigen im Fall Malte C., der am 27. August 2022 beim Christopher-Street-Day (CSD) in Münster niedergeschlagen wurde und fünf Tage später starb. Am Montag, 13. Februar, beginnt am Landgericht Münster der Prozess gegen den 21-jährigen Mann aus Tschetschenien.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, Malte C. mit zwei Faustschlägen gegen das Gesicht zu Boden gebracht zu haben. Laut Augenzeugen war der Transsexuelle zwei Frauen zur Hilfe geeilt, die bei der Parade beschimpft und beleidigt worden waren. Durch die Faustschläge ging Malte C. zu Boden und schlug mit dem Hinterkopf auf. Im November erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den 21-jährigen Angreifer. Die Anklage lautet auf Körperverletzung mit Todesfolge. Der Prozess beginnt am Montag, 13. Februar, um 9 Uhr. Zehn Verhandlungstage sind angesetzt.

Homosexualität in Tschetschenien völlig unakzeptabel

Kurz nach der Tat war der Marler Strafverteidiger Sam Benecken von Freunden des Beschuldigten gebeten worden, die Verteidigung des 21-Jährigen zu übernehmen. „Ich haben einen bescheidenen und sehr ruhigen jungen Mann kennengelernt“, sagt Sam Benecken jetzt im Gespräch mit unserer Redaktion.

Nach der Tat beim CSD in Münster wurde jedoch viel darüber spekuliert, warum die feiernden Frauen und Transmann Malte C. den Angeklagten derart in Rage brachten, dass er zuschlug. Auch über eine mögliche Homophobie wurde gerätselt. Doch laut Anklageschrift ist der 21-Jährige selbst homosexuell. Seine sexuelle Orientierung sei in seinem Heimatland völlig unakzeptabel. Er wird auch mit dem Satz zitiert: „Mein Vater hätte mich totgeschlagen.“

Ein Plakat mit der Aufschrift «Mensch, Mann, Held» liegt neben Blumen am Urnengrab des verstorbenen Malte C. am Waldfriedhof Lauheide.
Ein Plakat mit der Aufschrift «Mensch, Mann, Held» liegt neben Blumen am Urnengrab des verstorbenen Malte C. am Waldfriedhof Lauheide. © picture alliance/dpa

Ein psychiatrisches Gutachten liegt zum Prozess vor. Bekannt ist, dass der 21-Jährige Drogen und regelmäßig auch Alkohol konsumiert. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm nach Erwachsenenstrafrecht mindestens drei Jahre Haft. Sollte er als Heranwachsender nach Jugendstrafrecht verurteilt werden, weniger. Bereits mehrfach ist der Beschuldigte strafrechtlich auch wegen Körperverletzungsdelikten in Erscheinung getreten. Bisher gab es aber noch keine Gefängnisstrafe. „Er wird sich im Prozess zum Tatvorwurf äußern“, kündigt sein Anwalt an.

Große Anteilnahmen nach dem Tod von Malte C.

Der gewaltsame Tod von Malte C. hatte überregional großes Entsetzen und Anteilnahme ausgelöst. Auch der Verein Vestischer Christopher-Street-Day hielt in der Innenstadt von Recklinghausen eine Mahnwache ab. „Man hat den Eindruck, dass es in jüngster Zeit häufiger zu Übergriffen auf Menschen kommt, die an Veranstaltungen der LSBTIAQ Community teilnehmen“, sagte der Vorsitzende des Vereins Daniel Petzoldt. (LSBTIAQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter*, asexuell und queer).

Siegmund Benecken nimmt Mandat im Fall Malte C. an

Malte C. wurde beim CSD in Münster brutal getötet: Das wissen wir über Opfer und Täter

Erfahrung zählt nicht : Anfängerlohn für Vertretungslehrer schreckt Bernd Dahlhaus ab