Müll-Spitzenreiter in NRW GWA verrät, warum Bürger im Kreis Unna so viel Abfall hinterlassen

Müll-Spitzenreiter in NRW: Im Kreis wird besonders viel Abfall verwertet
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Mit der produzierten Abfallmenge pro Kopf liegt der Kreis Unna nicht nur knapp, sondern sehr deutlich an der Spitze aller Kommunen in NRW: Mit 562,5 Kilogramm im Jahr 2022 lassen die Bürgerinnen und Bürger zwischen Selm und Schwerte andere Kreise und kreisfreie Städte klar hinter sich.

Die Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft des Kreises (GWA) hat laut dem Statistischen Landesamt eine Gesamtmenge von 224.354 Tonnen aus den zehn Städten und Gemeinden verarbeiten müssen. Die Ergebnisse für die kreisangehörigen Kommunen waren bereits im Mai bekanntgegeben worden.

Mehr verwertbare Abfälle im Kreis Unna

Erfasst worden sind neben Rest- und Sperrmüll auch Biomüll sowie Wertstoffe wie Glas, Holz, Papier, Metalle, Kunststoffe und Textilien. Auch alle sonstigen Abfälle, auch was davon als gefährliche deklariert wird, gehen in die Gesamtmenge ein: also Batterien, Öle und Fette, Fotochemikalien oder Lösemittel und Säuren.

Es fällt auf: Im Märkischen Kreis, der mehr Einwohner als der Kreis Unna hat, wird weniger Abfall erfasst. In der Stadt Dortmund ist zwar die Abfallmenge größer, pro Kopf machten die Einwohner aber nur 430,3 Kilogramm Müll im Jahr 2022.

Franziska Parus ist stellvertretende Betriebsstellenleiterin der GWA in Fröndenberg-Ostbüren. Die GWA startete 2022 das Pilotprojekt zur richtigen Entsorgung von alten Ölen und Fetten.
Franziska Parus ist stellvertretende Betriebsstellenleiterin der GWA in Fröndenberg-Ostbüren. Die GWA startete 2022 das Pilotprojekt zur richtigen Entsorgung von alten Ölen und Fetten. © Archiv/Marcus Land

Es handelt sich übrigens um keine neue Entwicklung, denn bei der Gesamtmenge der erfassten Abfälle war der Kreis Unna bereits in den letzten Jahren, so z. B. in der Abfallbilanz NRW für 2020, in der „Spitzengruppe“.

Für die GWA ist die Spitzenstellung des Kreises Unna durchaus folgerichtig. „Was auf den ersten Blick unter ökologischen Gesichtspunkten zunächst kritisch klingt, ist jedoch bereits auf den zweiten Blick äußerst positiv und hat einen einfachen Grund“, sagt Pressesprecher Andreas Hellmich.

Wertstoffe aus Restmüll aussortieren

So würden im Kreis Unna viele Abfälle verwertet, oft viel mehr als in den anderen Kreisen und kreisfreien Städten in Nordrhein-Westfalen. Die reine Mengenangabe sage daher nicht viel aus „und kann auch zu falschen Schlussfolgerungen führen“, so Hellmich.

Die GWA stellt heraus, dass man die unterschiedlichen Abfallströme danach betrachten müsse, ob der Müll beseitigt oder wiederverwertet werde. Andreas Hellmich: „Während die zum Beispiel in der Müllverbrennungsanlage Hamm zu beseitigende Menge eher gering sein sollte, vor allem Hausmüll, sollte die Menge der zum Beispiel in der neuen Vergärungs- und Kompostierungsanlage Lünen zu verwertenden Abfälle eher hoch sein.“

In der Vergärungs- und Kompostierungsanlage in Lünen werden aus Bio- und Grünabfällen der hochwertige Naturdünger Kompost und regenerativer Strom erzeugt.
In der Vergärungs- und Kompostierungsanlage in Lünen werden aus Bio- und Grünabfällen der hochwertige Naturdünger Kompost und regenerativer Strom erzeugt. © Reterra

Das sei ökologisch sinnvoll und auch im Kreislaufwirtschaftsgesetzt und anderen Gesetzen und Verordnungen so vorgegeben. Der Kreis Unna, so Hellmich, sei unter diesem Blickwinkel „gut aufgestellt“.

Durch die neue Wertstoffaufbereitungsanlage in Lünen, in der aus Restmüll Wertstoffe aussortiert und die in der Müllverbrennungsanlage zu beseitigende Restmüllmenge reduziert werden, werde die Restmüllmenge weiter sinken.

Potenzial bei Bio- und Grünabfällen

Bei Altkleidern gibt es ab 2025 eine Pflicht zur Erfassung. Der Kreis Unna habe daher – zusammen mit den Kreiskommunen – frühzeitig eine funktionierende Entsorgungsinfrastruktur aufgebaut, „die zudem für die Kommunen wichtige Aspekte des Stadtbildes berücksichtigt“, so Andreas Hellmich.

Während im Landesdurchschnitt 47,1 Prozent des eingesammelten Abfalls aus Restmüll, Sperrmüll und Schadstoffen bestand, waren es im Kreis Unna nur 33,9 Prozent. Im Kreis Unna wurden 2022 rund zwei Drittel der Abfälle verwertet (66,1 Prozent), im Landesdurchschnitt waren es 13,6 Prozent weniger.

Das sehen Kreis Unna und GWA bereits jetzt als Erfolg an, der dazu ansporne, die Verwertung weiter zu verbessern. So sieht die GWA bei der Erfassung von Bio- und Grünabfällen selbst noch Potenzial. Hier lag der Kreis Unna „nur“ 3,2 Prozent besser als der Durchschnitt.

Die Abgabe gerade von verwertbaren Stoffen lasse sich ganz klar steuern und lenken: Gebe es nicht zehn Wertstoffhöfe im Kreis Unna, würde man nicht eine so hohe Quote erreichen. Auch die „maßvollen bis attraktiven Gebühren“, etwa für die Abgabe von Sperrmüll, seien natürlich eine wichtige Stellschraube.