Wer 1996 im Kreis Recklinghausen ein Auto mit einer bestimmten Buchstaben-/Zahlen-Kombination fuhr, sieht sich heute, rund 27 Jahre später, plötzlich mit Mordermittlungen konfrontiert. Eine Spur im Mordfall Claudia Ruf führt ins Vest. 200 männliche Personen sind aufgerufen, am 22. oder 30. April im Polizeipräsidium Recklinghausen eine Speichelprobe für eine DNA-Untersuchung abzugeben.
Die elfjährige Claudia Ruf wurde am 11. Mai 1996 in Grevenbroich-Hemmerden (Rhein-Kreis Neuss) entführt und zwei Tage später im 70 Kilometer entfernten Euskirchen-Oberwichterich ermordet aufgefunden. Bislang konnte noch kein Täter ermittelt werden.
Eine Zeugin hatte am Ortsrand von Hemmerden, da, wo Claudia Ruf kurz zuvor mit einem Hund Gassi gegangen ist, ein Fahrzeug mit Recklinghäuser Kennzeichen gesehen. Die Beobachtung habe in einem engen zeitlichen Zusammenhang mit dem Zeitpunkt der Entführung gestanden, sagt Robert Scholten, Sprecher der Bonner Polizei, im Gespräch mit der Redaktion. Die Mordkommission hatte bereits 1997 Fahrzeuge, auf die die Typen-Beschreibung zutraf, und deren Halter im Kreis Recklinghausen überprüft. Jetzt, so Scholten, soll die Untersuchung noch einmal auf einen größeren Kreis infrage kommender Autos ausgeweitet werden.
Es liegen nur Fragmente des Kennzeichens vor
RE - DB (?), RE - BD (?) und RE - (?) 146: Das sind die Kennzeichenfragmente, um die es konkret geht. Für die Polizei ist es kein Problem, die Fahrzeughalter von damals heute noch zu ermitteln, sagt die Recklinghäuser Polizeisprecherin Annette Achenbach.

Die Mordermittler gehen davon aus, dass der gesuchte Fahrer, der am Abend des 11. Mai 1996 mutmaßlich auf Claudia Ruf traf, eine Beziehung nach Grevenbroich-Hemmerden hatte. Er lebte entweder dort, so die Bonner Polizei, oder hatte zumindest einen starken Bezugspunkt. Beispiele hierfür wären ein unangemeldetes Wohnen, eine Arbeitsstelle in Hemmerden oder eine persönliche Beziehung zu einer Person, die dort lebt. „Unsere durch die Profiler des Landeskriminalamtes gestützte Bewertung, nach der wir von einer sogenannten Nahraumtat ausgehen, hat auch weiterhin Bestand“, sagt der Leiter der Bonner Mordkommission, Reinhold Jordan.
200 Personen im Kreis zum DNA-Test aufgefordert
Bereits im November und Dezember 2019 hat die Polizei eine aufwendige Reihenuntersuchung veranlasst, bei der bis heute rund 2000 DNA-Proben untersucht wurden. Eine Spur zum Täter ergab sich daraus nicht. Die Reihenuntersuchung im Kreis Recklinghausen ist jetzt ein nächster Schritt. Von den 200 kürzlich angeschriebenen Personen im Vest haben sich nach Angaben des Bonner Polizeisprechers bereits die ersten auf den örtlichen Polizeiwachen im Kreis Recklinghausen zur Abgabe einer Speichelprobe gemeldet.
Die Teilnahme an der Reihenuntersuchung ist freiwillig. Wer der Aufforderung nicht nachkommt, muss demnächst mit einem Besuch und einer Nachfrage durch die Polizei rechnen. „Wir sind auch heute noch sehr optimistisch, den Täter zu fassen“, betont Polizeisprecher Robert Scholten. Die Ermittler setzen dabei auch auf Hinweise aus dem Kreis Recklinghausen.
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