Das Gesundheitsministerium ist gegen Modellregionen für die kontrollierte Cannabis-Abgabe in Nordrhein-Westfalen. „Grundsätzlich spricht sich das Gesundheitsministerium gegen die Zulassung von Modellvorhaben aus, gerade auch mit Blick auf die Gefahren cannabisbedingter Hirnschädigungen bei jungen Erwachsenen bis 25 Jahren“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums der Rheinischen Post (RP).
„Außerdem hat der Bund bisher keinerlei Lösung vorgelegt, wie die geplanten Modellregionen mit geltendem Völker- und Europarecht vereinbar sein sollen.“ In Bezug auf mögliche Kriterien zur Bestimmung von Modellregionen könne noch keine Aussage getroffen werden, teilte die Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur mit.
NRW: Ärzteverbände sind gegen Cannabis Modellregionen
Der Ärzteverband Nordrhein spricht sich ebenfalls gegen die Modellregionen aus. Cannabis sei eine Einstiegsdroge, durch den Konsum könnten Depressionen und Psychosen entstehen, warnte der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein Frank Bergmann, der Neurologe und Psychiater ist. Die Droge hinterlasse in den Gehirnen Heranwachsender Spuren und könne zu Gedächtnisproblemen, Angstzuständen und Paranoia führen. Außerdem sei mit einem höheren Behandlungsbedarf bei Suchterkrankungen und depressiven Störungen zu rechnen.
„Ich bin in höchstem Maße skeptisch und fürchte, dass die Politik im Falle einer Legalisierung schwerwiegende Gefahren für die Gesundheit von Jugendlichen bewusst in Kauf nimmt“, sagte Frank Bergmann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV) der RP. Unter-18-Jährige würden sich die Droge weiterhin auf dem Schwarzmarkt besorgen.
Auch Rudolf Henke, der Chef der Ärztekammer Nordrhein, sagte, dass in Ländern mit Cannabis Freigabe der Konsum und die Unfallhäufigkeit im Verkehr und in der Arbeitswelt gestiegen seien. Durch die Legalisierung den Schwarzmarkt einzudämmen sei eine unerfüllte Hoffnung.
Die Ärzteverbände hoffen, dass die Bundesländer das letzte Wort haben und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Modellregionen in NRW noch stoppt.
Ein für Herbst 2023 angekündigter Gesetzesentwurf dazu müsse abgewartet werden. Der aktuell auf Bundesebene liegende Gesetzentwurf zum Umgang mit Cannabis sehe zurzeit noch keine Ermächtigung zur Zulassung von regionalen Modellvorhaben vor.
dpa/bani
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