Matteo Weitner neben seinem Mopedauto. Von den kleinen Wagen stehen auf dem Schulhof des Clara-Schumann-Gymnasiums immer mehr.

Matteo Weitner neben seinem Mopedauto. Von den kleinen Wagen stehen auf dem Schulhof des Clara-Schumann-Gymnasiums immer mehr. © Zienau

Mobilität in Holzwickede: Immer mehr Jugendliche setzen auf Mopedautos

rn45-km/h-Autos

Man sieht sie immer öfter auf den Schulparkplätzen: sogenannte Mopedautos. Selbst 15-Jährige dürfen sich mit Fahrerlaubnis hinter das Steuer der kleinen Fahrzeuge setzen. Doch es gibt Tücken.

Holzwickede

, 17.10.2022, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit dem Auto zur Schule fahren und das ohne Eltern: Für viele Heranwachsende ist das ein Meilenstein, den sie mit 18 erreichen. Doch immer mehr Jugendliche setzen schon vorher auf ein eigenes vierrädriges Gefährt. Die sogenannten Mopedautos füllen die selbe Nische wie Mopeds oder Motorroller, nur mit dem zusätzlichen Komfort von Kofferraum und Windschutzscheibe.

Immer mehr dieser besonderen Autos stehen inzwischen auf dem Parkplatz des Clara-Schumann-Gymnasiums. Neben dem Lehrerfuhrpark und manchem Eltern-SUV fallen sie direkt auf, sind kleiner und schmaler als andere Autos. Einer der Schüler, die auf ein solches Mopedauto setzen, ist Matteo Weitner.

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Der 17-Jährige ist inzwischen seit anderthalb Jahren auf vier Rädern unterwegs. Der Schüler hat sich bewusst für ein Mopedauto entschieden. „Man muss einfach weniger auf die Wetterbedingungen achten als bei einem Motorroller“, so Weitner. „Man hat ein Dach über dem Kopf und keine Einschränkungen im Winter.“ Wo Zweiräder in der kalten Jahreszeit häufig in der Garage bleiben oder auf glatten Straßen Probleme bekommen, trifft das nicht auf die Autos zu.

AM-Führerschein ab 15 Jahren

Damit Minderjährige sich aber hinter das Steuer eines Kraftfahrzeugs setzen dürfen, benötigen sie natürlich eine Fahrerlaubnis. Der AM-Führerschein befähigt seinen Besitzer zum Fahren von Fahrzeugen, die auf maximal 45 Kilometer pro Stunde beschleunigen können. Das können Mopeds oder Motorroller sein – oder eben die Mopedautos. Lange Zeit galt für den AM-Führerschein ein Mindestalter von 16 Jahren, inzwischen wurde es in NRW und anderen Bundesländern auf 15 Jahre gesenkt.

Wer ein 45-km/h-Auto fahren will, braucht einen AM-Führerschein, der auch zum Fahren von gedrosselten Motorrollern berechtigt. Inzwischen dürfen auch 15-Jährige die Prüfung ablegen.

Wer ein 45-km/h-Auto fahren will, braucht einen AM-Führerschein, der auch zum Fahren von gedrosselten Motorrollern berechtigt. Inzwischen dürfen auch 15-Jährige die Prüfung ablegen. © picture alliance/dpa/dpa-tmn

Das Mopedauto soll dabei auch den Komfort bieten, den zweirädrige Gefährte nicht bieten können, zum Beispiel einen großer Kofferraum. Anfangs hätten sich Hersteller auf Senioren als Zielgruppe fokussiert, erklärt Weitner, doch inzwischen sei die Jugend die Zielgruppe der 45-km/h-Wagen. Und auch wenn die Fahrzeuge natürlich eine gewisse Mobilität und Freiheit bieten, das Fahrgefühl unterscheidet sich schon deutlich von den größeren Verwandten. Während Weitners Auto mit Diesel betrieben wird, gibt auch zunehmend Modelle mit elektrischem Antrieb.

„Die Autos sind klar für innerorts konzipiert“, so Weitner. „Ein Roadtrip nach Holland ist damit ziemlich schwierig und langwierig und auf der Landstraße freuen sich nicht alle Autofahrer, wenn sie auf ein 45-km/h-Auto treffen.“ Ein Umstand, der auch dem ADAC Sorgen bereitet. „Vor allem in der Dunkelheit und außerorts fällt es anderen Verkehrsteilnehmern schwer, den großen Unterschied zwischen der eigenen Geschwindigkeit und der des maximal 45 km/h schnellen Leichtfahrzeugs richtig einzuschätzen, da diese Fahrzeuge visuell als normale Autos wahrgenommen werden“, schreibt der Club auf seiner Website.

ADAC sieht einige Sicherheitslücken bei den kleinen Autos

Der ADAC sieht noch ein weiteres Problemfeld: „Der erforderliche Führerschein für ein Leichtkraftfahrzeug wird auf einem Zweirad absolviert, doch der Führerscheinneuling ist dann mit einem Pkw-ähnlichen Fahrzeug auf vier Rädern mit grundsätzlich anderem Fahrverhalten unterwegs.“ Der Autoclub rät daher Fahranfängern, die auf ein Mopedauto setzen zusätzliche Fahrstunden mit so einem Gefährt zu nehmen oder ein Fahrtraining zu absolvieren.

Trotzdem würde sich Matteo Weitner noch einmal für ein solches Auto entscheiden, rät aber dazu sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt umzusehen. Denn neuere Modelle könnten schnell bis zu 20.000 Euro kosten. Dafür bieten diese inzwischen viele Annehmlichkeiten, die auch den vollmotorisierten Autos zur Verfügung stehen, wie beispielsweise eine Rückfahrkamera.