Mit Ulisse auf bildermächtiger Irrfahrt Nappas furioses Tanzstück „Odyssee“ hatte Premiere

Mit Ulisse auf bildermächtiger Irrfahrt
Lesezeit

Penelope (Hannah Law) verstrickt sich in roten Fäden, wird von Freiern umschwirrt – eine alleinstehende Frau zwischen Ablehnung und Anziehung. Mit diesem starken Bild von der Königin eröffnete Francesco Nappa seinen fantastischen Tanzabend „Odyssee“ am Samstag im Theater Hagen. Der Choreograf hat Begebenheiten aus Homers Epos ausgewählt und um eine asiatische Legende ergänzt, nach der Götter Liebende mit einem roten Faden verbinden.

So bildermächtig wir der Auftakt ist die gesamte, siebenteilige Choreografie. Und die zehn Tänzerinnen und Tänzer der kleinen Hagener Ballettcompagnie lassen das begeisterte Uraufführungspublikum eine spannende Abenteuerreise erleben.

Szene aus "Odyssee"
Kirke (Yu-Hsuan Hsu) und von ihr verzauberte Menschen in der Hagener „Odyssee"-Aufführung. © Januszewski

Mit einem Boot auf Rollen trotzen Ulisse (Matteo Castelletta), so bezeichnet Nappa Odysseus, und seine Gefährten den Naturgewalten in einer dynamischen Ensemble-Choreografie. Gekonnter Einsatz von Video von Gilles Papain und Licht von Nappa und Martin Gehrke lassen Wasserreflexe entstehen.

Durch Projektionen verwandelt sich die Bühne in die Höhle von Polyphem (Antoine Luc Koutchouk Charbonneau), den Kostümbildnerin Tanja Liebermann mit einer Art drittem Bein als Ungeheuer kenntlich macht. Den Menschen um Kirke (Yu-Hsuan Hsu) hat sie fantasievolle Tierköpfe aufgesetzt. Nach einem Pas de deux mit Ulisse entschwebt die Zauberin in den Bühnenhimmel.

Grandioses Sturmszenario

Im Gegensatz zu Homer widersteht Ulisses den Sirenen. Grandios ist das Sturmszenario: Auf der Leinwand tobt ein Gewitter und die Schiffscrew kämpft in den Wellen – ein weißes Schaumstoffgebirge, das die Tänzer für sportlich-akrobatische Einlagen nutzen. Bei der Rückkehr zu Penelope gilt es zunächst die Freier zu vertreiben, bevor sich Ulisse mit seiner Liebsten wieder vereint.

Das Philharmonische Orchester Hagen unter der musikalischen Leitung von Rodrigo Tomillo verstärkt mit Musik von Bosso, Britten, Fauré, Pärt und Rautavaara die Stimmungen der einzelnen Bilder ebenso wie eine elektronische Komposition von Nappa. Den tollen Tanzabend feierte das Publikum minutenlang mit Jubelschreien und Ovationen im Stehen.

Zum Thema

Weitere Aufführungen

Termine: 20. / 27. 3., 12. 4., 5. 5., 1./ 22. / 30. 6.2024; Karten: Tel. (02331) 207 32 18. www.theaterhagen.de

„Barbier von Sevilla“: Das Theater Hagen zeigt die Rossini-Oper in einer Märchenwelt

Werther leidet an der Liebe und den Konventionen: Goethes Briefroman im Theater Hagen

Ballett Dortmund entführt in eine faszinierende Märchenwelt: „Der Traum der roten Kammer“